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Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Jäger in der Nacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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veranlasst, was …«
    »Haben wir. Aber es gibt keinerlei Hinweise auf eine Straftat. Nicht einen einzigen. Und ich hoffe, dass es so bleibt.«
    »Ja«, sagte Claus Rohmueller.
    Sie wusste, was er dachte. Nadine war entführt worden. Zu Hause in Bonn saß die Mutter am Telefon und wartete auf eine Lösegeldforderung. Alles im Leben der Rohmuellers hing mit Geld zusammen. Also musste auch dies mit Geld zusammenhängen.
    »Ich glaube nicht an eine Entführung, Herr Rohmueller. Dazu …«
    »Ja«, sagte Claus Rohmueller.
    »Lösegeldforderungen gehen fast immer sehr bald ein. Bevor die Angehörigen die Polizei informieren.«
    »Ja«, sagte Claus Rohmueller zum dritten Mal.
    Sie musterte ihn. Plötzlich begriff sie. Solange die Rohmuellers an eine Entführung glaubten, mussten sie sich nicht mit Schlimmerem auseinandersetzen – mit Mord, mit Selbstmord.
    Sie schenkte sich Wasser ein, nahm einen langen Schluck. Reichtum vernebelte den Blick – den der Reichen und den derer, die mit ihnen zu tun hatten.
    Wie auch immer, sagte sie, natürlich würden sie Nadines Wohnung von der Spurensicherung untersuchen lassen, mit Nachbarn, Freunden und Kommilitonen reden. Aber sie mussten sich ein wenig zurückhalten. Nadine war erwachsen. Sie konnte tun und lassen, was sie wollte. Wenn sie weg wollte, durfte sie weg.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Was, wenn sie einfach nur für ein paar Wochen abtauchen wollte, ohne ihre Eltern zu informieren? Sie …«
    »Abtauchen?«
    »Ausbrechen.«
    Claus Rohmueller nickte. »Sie kennen sie nicht.«
    »Ich kenne andere.«
    »Nadine hat ein bisschen … Angst vor dem Leben«, sagte Claus Rohmueller sanft. »Sie lebt durch die Literatur, verstehen Sie? Eines Tages wird sie vielleicht den Mut entwickeln, selbst ein wenig intensiver zu leben, aber noch nicht jetzt.«
    »Wissen Sie das, oder glauben Sie, das zu wissen?«
    Er antwortete nicht gleich. Dann sagte er: »Sie wollen Beweise für ein Gefühl?«
    Louise musste lächeln. Nicht sie, nein, sicher nicht.

    Kurz darauf klopfte es. Meirich, ein altgedienter, graubärtiger Kripohauptkommissar vom Dezernat Organisierte Kriminalität, streckte den Kopf herein. »Kann ich dich einen Augenblick sprechen?«
    Sie nickte. Während sie zur Tür ging, versuchte sie, sich an seinen Vornamen zu erinnern, aber er fiel ihr nicht ein.
    Hinter ihr winselte Cesare, als wollte er sie nicht gehen lassen. »Ruhig, Cesare«, murmelte Claus Rohmueller.
    Sie trat in den Flur, schloss die Tür.
    »Hans«, sagte Meirich und hielt ihr die Hand hin.
    Louise ergriff sie. »Jetzt erinnere ich mich.«
    »Hans der Bürobote.« Meirich lächelte jovial. »Hier.« Er reichte ihr die Faxkopie einer Vermisstenanzeige. »Ein Junge aus Oberrimsingen.«
    Stumm las sie. Eduard »Eddie« Holzner, wohnhaft Oberrimsingen, Ortsteil Grezhausen, Stadt Breisach, geboren 15. 3. 1990, zuletzt gesehen am Sonntag, 26. Juni 2005, gegen sechzehn Uhr.
    Sie starrte auf das Blatt in ihrer Hand. Am Samstagnachmittag Nadine Rohmueller, am Sonntagnachmittag Eddie Holzner. Zwei junge Menschen, die aus ihrem Leben ausgebrochen waren?
    »Die Mutter war eben bei den Kollegen in Breisach.«
    Louise blickte auf den Namen der Mutter. Gabriele Edwina Holzner. Die Unterschrift hätte von einer Zehnjährigen stammen können. »Erst nach drei Tagen?«
    Meirich zuckte die Achseln. »Ein Fünfzehnjähriger, der herumstreunt und nicht heimkommt … Passiert doch alle Tage.«
    »Wir haben noch jemand. Eine Studentin aus Freiburg.« Louise erzählte von Nadine Rohmueller.
    »Kann Zufall sein«, sagte Meirich. »Gibt die merkwürdigsten Zufälle.«
    Ja, dachte Louise, erklär mir die Welt. »Ihr Vater sitzt da drin. Ich muss wieder rein.«
    Meirich nickte. Ohne das joviale Lächeln wirkte er angespannt und erschöpft. Ausgelaugt, dachte sie.
    »Jedenfalls, danke.« Sie wedelte mit dem Blatt.
    »Wegen Breisach … Jemand sollte rüberfahren.«
    »Heute Mittag. Was hat das Dezernat OK damit zu tun?«
    Meirich hob die Hand und deutete schmunzelnd auf den Flur.
    Sie nickte. Keiner da vom D 11.
    »Wir haben grad etwas Luft«, meinte er. »Ihr könnt mich für ein paar Tage ausleihen, wenn ihr wollt.«
    Wollten sie? Sie wusste es nicht. Ganz abgesehen davon, dass Hans Meirich in der Hierarchie über ihr stand, war er ein Bulle vom alten Schlag. Einer von der Sorte, die mit ihr nicht klarkam.
    Andererseits, wer außer Thomas Ilic und Alfons Hoffmann kam schon mit ihr klar?
    Und einer mit Meirichs Erfahrung war immer zu

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