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Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)

Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)

Titel: Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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sich, dass sie in seinen Kopf hineinschauen und das sehen könnten, was er kurz zuvor gesehen hatte. Dann hätten sie ihm vielleicht helfen können. Dafür sorgen können, dass es aufhörte.
    Er schüttelte den Kopf. So etwas Lächerliches. Wenn sie dazu in der Lage wären, hätten sie es doch schon vor Jahren getan. Nein. Manche Dinge waren nun mal so, wie sie waren, ohne dass jemand etwas dagegen tun konnte. So war das Leben. Sein Leben.
    Er versuchte sich einzureden, dass es keine Rolle spielte. Denn trotz all dieser schrecklichen Erinnerungen in seinem Kopf wusste er jetzt wieder, wer er war. Es war alles zurückgekommen. Alles.
    Sein ganzes Leben war zurückgekommen.
    92 »Er wird nervös … Nein. Ah, das ist besser. Jetzt wirkt er wieder ruhiger.« Marina beobachtete Stuart Sloane durch den Spiegel. »Jetzt schaut er zu uns rüber. Direkt hierher. Als könnte er uns sehen.«
    »Bedroht ein kleines Kind mit einer Waffe«, meinte Franks ungehalten. »Dem werde ich gleich zeigen, was nervös ist, verdammt noch mal.«
    Marina stand mit verschränkten Armen da. Der Beobachtungsraum war klein, es hatten höchstens zwei Leute darin Platz. Er war sparsam möbliert, diente aber neben seinem eigentlichen Zweck auch noch als Endlager für ausgemusterte Büromöbel. Der Stuhl, auf dem Franks saß, hatte schon bessere Zeiten erlebt – damals, als John Major noch Premierminister gewesen war. Der Schreibtisch, auf den er die Arme stützte, erzählte mit seiner zerkratzten Oberfläche vom Frust unzähliger Ermittlungen. Der Aktenschrank hinter ihnen stammte aus den Sechzigern.
    Franks wandte den Blick von Stuart Sloane ab und musterte Marina. Sie sah schrecklich aus. Die Haare ungekämmt, die Kleider fleckig und zerrissen. Dunkle Tränensäcke unter den Augen. Er vermochte nicht einmal zu erahnen, was sie in den letzten Tagen durchgemacht hatte.
    »Marina …«
    Sie hatte weiterhin den Blick fest auf Stuart Sloane gerichtet, nickte jedoch zum Zeichen, dass sie Franks gehört hatte.
    »Warum fahren Sie nicht nach Hause und gönnen sich ein bisschen Ruhe? Ich kann mich hier um alles Weitere kümmern.«
    »Nein«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
    »Es wäre besser, wenn Sie gehen würden, Marina. Eigentlich hätten Sie gar nicht herkommen dürfen. Sie sollten nicht arbeiten.«
    Marina beachtete ihn nicht.
    Der Bareknuckle-Kampf war für Franks und sein Team eine einmalige Gelegenheit gewesen, und sie hatten eine beachtliche Anzahl von ortsansässigen Kleinkriminellen wegen Teilnahme an einer illegalen Veranstaltung festnehmen können. Gegenwärtig belegten diese sämtliche Vernehmungsräume des Reviers und warteten darauf, dass ihre Anwälte ihnen zu Hilfe eilten.
    Leider hatte die Entführerin mit Josephina im Getümmel entkommen können. Lediglich Sloane war verhaftet und unverzüglich aufs Revier gebracht worden.
    »Marina.« Franks’ walisischer Bariton duldete keinen Widerspruch.
    Widerwillig riss sie den Blick von Sloane los und drehte sich zu ihrem Vorgesetzten um.
    »Es ist schon nach Mitternacht, und Sie haben Gott weiß wie lange nicht mehr richtig geschlafen. Und offiziell dürften Sie gar nicht hier sein.«
    »Aber Gary, ich –«
    Er hob die Hand. »Lassen Sie mich ausreden. Wenn Sie persönlich in einen Fall verwickelt sind, müssen Sie sich aus den Ermittlungen zurückziehen. Sie kennen die Regeln. Und niemand ist persönlicher in diesen Fall verwickelt als Sie.«
    Sie schwieg.
    »Wenn wir eine Verurteilung erreichen wollen, müssen wir uns zu hundert Prozent an die Vorschriften halten. Und wenn ich Ihnen erlaube hierzubleiben, könnte das die Frage aufwerfen, welche Rolle Sie in dieser Ermittlung eigentlich spielen. Habe ich recht?«
    »Bei allem Respekt, Gary, aber das ist mir so was von scheißegal. Ich will einfach nur meine Tochter wiederhaben!«
    Er schüttelte seufzend den Kopf. »Sehen Sie? Genau das ist der Grund, weshalb –«
    »Betrachten Sie es doch mal so«, fiel sie ihm ins Wort. »Wie Sie eben ganz richtig festgestellt haben, ist es nach Mitternacht. Dieser Mann« – sie wies auf Sloane – »sitzt da und kann mir höchstwahrscheinlich sagen, wo meine Tochter ist. Sie wollen ihn vernehmen? Gut.« Sie stützte sich auf den Schreibtisch und blickte Franks direkt in die Augen. »Aber schauen Sie sich doch mal an, in welchem Zustand er ist. Geistig. Emotional. Sie werden bei ihm überhaupt nichts erreichen. Sie brauchen einen Psychologen, und zwar einen, der mit dem Fall vertraut ist. Wo

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