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Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)

Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition)

Titel: Jäger: Thriller (Ein Marina-Esposito-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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wollen Sie so jemanden um diese Zeit hernehmen?«
    Jetzt war Franks derjenige, der notgedrungen schwieg.
    »Eben«, fuhr sie fort. »Abgesehen von der Psychologin, die hier neben Ihnen steht.«
    Franks verschränkte die Arme vor der Brust und schob den Unterkiefer vor, wodurch sein Gesicht noch mehr Ähnlichkeit mit dem eines Stiers bekam.
    »Außerdem«, setzte Marina hinzu, »kann ich jetzt sowieso nicht einfach nach Hause fahren und schlafen. Wie stellen Sie sich das vor?«
    Er stöhnte. »Also schön. Meinetwegen. Aber auf Ihre Verantwortung.«
    Marina schenkte ihm ein angespanntes Lächeln. »Vielen Dank.«
    »Wenn man uns das später zum Vorwurf macht, werde ich sagen, es sei alles Ihre Schuld. Dass Sie mich mit Ihren … Psychologentricks dazu gebracht haben.«
    Trotz ihrer ernsten Lage wurde Marinas Lächeln breiter. »Meine Psychologentricks?«
    Franks errötete. »Sie wissen schon, was ich meine. Wenn Sie einem die Worte im Mund herumdrehen und so weiter.«
    »Aha.« Sie wollte sich eben wieder Sloane zuwenden, doch dann kam ihr ein neuer Gedanke. »Ach so, eine Sache noch.«
    »Reicht das nicht langsam?«
    »Es geht um meinen Bruder. Er ist … Weiß der Himmel, wo er ist. Irgendwo hier auf dem Revier. Können wir ihn laufen lassen?«
    Franks schüttelte den Kopf. »Er wurde festgenommen, weil er an einem illegalen Boxkampf teilgenommen hat …«
    »Er wollte mir doch nur helfen, die Frau zu fassen, die meine Tochter in ihrer Gewalt hat. Und außerdem waren Sie ja nicht wegen des Kampfs in der Scheune.«
    Franks’ Seufzer kam aus tiefster Seele. »Also schön. Von mir aus. Er ist ein aufrechter Bürger, und wir sind ihm für seine Mithilfe zu ewigem Dank verpflichtet. Wir lassen ihn gehen. Meinetwegen.«
    »Danke.«
    Daraufhin richteten beide ihre Blicke wieder auf Stuart Sloane. Marina holte tief Luft. Dann wandte sie sich an Franks. »Bereit?«
    Er stand auf. »Es kann losgehen.«
    93 In Amys Schädel pochte es. Der Schmerz raubte ihr fast den Verstand. Aber sie würde nicht aufgeben. Sie durfte nicht aufgeben. Jetzt noch nicht.
    Das Kind schrie wie am Spieß. Es schrie und schrie und schrie.
    »Sei still! Jetzt sei verdammt noch mal endlich still, du kleine Kröte!«
    Amy zog das Mädchen an den Haaren hinter sich her. Es strampelte verzweifelt mit den Beinen, weil es versuchte, die Füße auf den Boden zu setzen und selbst zu laufen. Doch ohne Erfolg.
    Sie sah sich nach einem Ort um, wo sie das Kind eine Weile lassen konnte, um endlich mal Ruhe zu haben. Es bestand nach wie vor die Hoffnung, dass ihr Plan funktionieren würde. Sie musste bloß auf volles Risiko gehen. Nicht kleckern, sondern klotzen. Das war alles.
    Das Kind schrie immer noch. Es schrie aus Leibeskräften nach seiner Mutter und versuchte immer wieder, sich loszureißen.
    Amy drehte sich um und zog mit einem kräftigen Ruck an ihren Haaren. Daraufhin schrie sie nur noch lauter.
    »Gott, ich hab so was von die Schnauze voll von dir …«
    Ein lautes Klatschen, als Amy ihr mit dem Handrücken ins Gesicht schlug.
    Die Kleine riss vor Schmerz und Schreck die Augen auf. Dann schrie sie weiter, sogar noch lauter als vorher.
    So ging es nicht weiter. Dieses Geschrei musste aufhören. Amy brauchte dringend Ruhe. Sie musste nachdenken.
    Sie dachte nach. Das Haus war baufällig und sah aus, als könnte es jeden Augenblick in sich zusammenstürzen. Genau das hatten sie damals beabsichtigt, allerdings hatte es länger gedauert als erwartet. Sie wusste nicht recht, was sie beim Anblick ihres ehemaligen Zuhauses empfinden sollte. Sie hatte damit gerechnet, dass es ihr seltsam vorkommen würde, nach all der Zeit hierher zurückzukehren. Gespenster in jedem Raum, hinter jeder Tür. Überall Dinge, die Erinnerungen wachriefen.
    Aber so war es gar nicht. Wahrscheinlich weil das Gebäude so verfallen war, dass sie in ihm ihr ehemaliges Zuhause gar nicht mehr wiedererkannte. Es hätte jedes x-beliebige alte Anwesen sein können. Jedes beliebige baufällige Scooby-Doo-Spukhaus.
    Trotzdem war sie durch alle Zimmer gegangen, um sich mit dem Grundriss vertraut zu machen. Um sich zu vergewissern, dass alles noch so war wie früher. Genau so hatte sie es beim letzten Mal auch schon gemacht.
    Es hatte sich nichts verändert, nur der Verfall war weiter fortgeschritten. Gardinenstangen lagen auf dem Boden, die Vorhänge waren dünn wie Spinnennetze. An einigen Stellen waren die Bodendielen eingebrochen. Schimmel und Feuchte krochen in schwarzgrünen Flecken

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