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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Verzeichnisse ist irregulär.
    Alle Verzeichnisse tragen Namen, welche zum einen die Abteilungssektion und zum anderen die Forschungsrichtung der Daten identifizieren, die sie enthalten. Ein Verzeichnis ist nicht so benannt. Es heißt ›SPEZIAL‹.
    Was, zum Teufel, soll das sein?
    Spezial?
    Höchstwahrscheinlich die Vorstellung irgendeines Assistenten von einem Scherz. Jemand benutzt das Netz mal wieder, um an irgendwelchen elektronischen Spielen teilzunehmen oder um sich Live! Action! Porno! oder Gottweißwas anzusehen. Trotzdem sollte sie das Verzeichnis überprüfen, jedes Byte umdrehen. Amy ruft das Spezial-Verzeichnis auf, und plötzlich verschwindet ihr virtuelles Büro. Sie sitzt auch nicht mehr, sondern steht plötzlich, umgeben von undurchdringlicher Schwärze, vor einer massiv wirkenden ovalen Tür. Die Tür ist orangefarben. Vor der Tür steht ein glühend roter Mann, so groß wie ein Elf, doch mit gewaltigen Flügeln ausgestattet. Über ihm blinkt in fetten roten Großbuchstaben das Wort SPEZIAL.
    Toll. Ein Fehler in ihrem Palmtop? Nein. Du Schwachkopf. Ihr wird klar, daß sie die falsche Taste gedrückt hat. Sie hat sich direkt in die elektronische Phantasiewelt des Netzes befördert, offenbar direkt zur Adresse des Verzeichnisses, das sie untersuchen wollte. Normalerweise überläßt sie solche Dinge den Leuten, die wirklich wissen, was sie tun, den Gurus der Abteilung Systemtechnik. Aber heute nacht...
    Ach, was soll's.
    »Du. Öffne«, sagt sie zu dem Geflügelten, wobei sie sich fragt, ob sie damit wohl durchkommt. So macht man es doch in der Matrix, oder? Man redet so, als wäre alles echt. Sie tut das nicht zum erstenmal, ist sogar darin geübt, aber es kommt ihr immer so albern vor.
    »Identifizieren«, erwidert der Geflügelte.
    »Amy H. Berman, Direktor für Ressourcen, Priorität Fünf.«
    »Ihr Sicherheitscode.«
    »Vier-acht-zwei-neun-neun-eins.«
    »Wird ausgeführt.«
    Der Geflügelte dreht sich um und fliegt weg, direkt durch die große orangefarbene Tür, die klickt, wie ein Banktresor klickt, aufschwingt und den Blick auf das ausgedehnte Panorama dahinter freigibt...
    Amy betritt einen sonnenüberfluteten Strand, der wie ein Reiseprospekt von der Karibischen Liga aussieht: die goldene Sonne am babyblauen Himmel, fast klares Wasser, das sich bis zum endlosen Horizont erstreckt, reinweißer Sand links und rechts, so weit das Auge blickt. Sie spürt etwas wackeln und beben, sieht nach unten und erkennt, daß es ihre großen runden Brüste sind - nicht ihre, sondern die der Sinnlichen Schwedin.
    Hinter ihr richtet ein sonnengebräunter, muskelbepackter Riese mit einer enormen Wölbung in seinem zu knappen G-String eine Kamera auf sie und schießt ein paar Bilder. Natürlich muß sie sich umdrehen, mit einer Hand das Haar hochstecken und lächelnd posieren.
     
    Das hat sie nun davon, daß sie mit Personaprogrammen herumpfuscht.
    Es reicht.
    Zwei Schritte entfernt liegt ein weiteres sonnengebräuntes Monster mit riesiger Wölbung und sonnt sich im Sand. Amy geht zu ihm und nimmt ihm die verspiegelte Sonnenbrille ab. Wo seine Augen sein müßten, befindet sich ein Bildschirm. Eine Textdatei rollt ab, kaum daß sie hinsieht. Uninteressantes Zeug. Sie geht weiter zum nächsten in der Reihe sonnengebräunter, muskulöser Hengste, die dort im Sand liegen, und dann zum nächsten und wieder zum nächsten. Die Dateien, die sie sich ansieht, kommen ihr nicht signifikanter vor als Büronotizen. Sie ist beim vierzigsten Fleischklops angelangt, als sie aufmerkt. Als sie plötzlich Zahlen sieht. Nuyen.
    Oder vielleicht...
    Nein, die Datei hat das Format eines Kontoblatts. Reihen und Spalten, Überschriften, Daten und Beträge. Sie hat genug Kontoblätter gesehen, um eines zu erkennen, auch wenn alle Einträge in der Datei zerhackt und auf irgendeine Weise verschlüsselt sind, so daß sie sie nicht lesen kann. Was lächerlich ist. Einer der Gründe, warum das Computernetz der Metawissenschaftsgruppe ursprünglich von der globalen Matrix isoliert wurde, war der, die Notwendigkeit für besondere Codes und andere Sicherheitsmaßnahmen abzuschaffen, die alle Netzwerk-Ressourcen verbrauchen und die Leistung des Netzwerks beeinträchtigen.
    Sie müßte diese Datei lesen können! Es sei denn, sie ist in Ztech-Programmiercode geschrieben...
    Amy nimmt ihre Sonnenbrille - natürlich aus ihrem Dekollete. Die Brille aktiviert ihr Programmiercode- Übersetzungsprogramm. Sie wirft erneut einen Blick auf die Datei.

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