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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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erstes Fuchi-Deck hatte... tja, da hat er Daten abgeräumt. Tatsächlich ist er ein wenig ausgerastet. Ist in Code-Rot-Mainframes eingebrochen. Hat Top-Secret- Kram geklaut, der echtes Geld wert war, die Art Daten, deretwegen sich Konzerne und sogar das Militär echt ins Hemd machen. Er hat vielleicht ein paar Millionen Nuyen abgesahnt und war der König der Elektronen, bis die Telekomsicherheit über ihn hergefallen ist wie eine Atomrakete - natürlich mit Mehrfachsprengkopf - und er ein paar Jahre als Pensionsgast in Dannemora hinter schwedischen Gardinen verbracht hat.
    Aber niemand braucht ihn zweimal mit einem Holzhammer zu schlagen. Er hat seine Lektion gelernt. Die Konzerne gewinnen immer. Warum sie bekämpfen, wenn man sich ihnen ebensogut anschließen kann? Er war kaum aus der Kiste entlassen, als er ungefähr tausend Bewerbungen abschickte, nur daß kein Konzern an einem Matrixjockey interessiert war, der nicht im Konzernsystem großgeworden war. Zu riskant. Er bekam nur eine Antwort, und zwar von Berman. Sie ließ es darauf ankommen. Sicher, sie mußte die übliche Test- und Gesprächsroutine abwickeln und verpflichtete ihn auf das Konzernlogo, aber das war nur eine Formalität. Berman hat die Entscheidung getroffen. Eines Nachmittags bestellte sie ihn in ihr Büro, unterhielt sich zwei Stunden mit ihm und hörte sogar zu. Als wollte sie diese verdammte halbe Portion von Zwerg wirklich kennenlemen, als wollte sie wirklich mehr über ihn wissen als nur, ob er tatsächlich ›geläutert‹ war.
     
    Es wird Zeit, daß er wieder eine Rate seiner Schulden zurückzahlt.
    »Ivar, ich befehle Ihnen, mir dieses Blatt zurückzugeben.«
    »Sie wollen nur Rücksicht auf mich nehmen, Ms. Berman, und das ist Sahne. Ich weiß, was ich tue. Wahrscheinlich besser als Sie. Machen Sie es sich gemütlich.«
    »Das glaube ich einfach nicht«, sagt sie, setzt sich jedoch wieder auf das Sofa. Sie ist ganz eindeutig nicht der Typ, der versuchen würde, ihm das Blatt mit Gewalt abzunehmen. Tatsächlich beugt sie sich vor und schlägt die Hände vor das Gesicht. Sie scheint ein wenig von der Rolle zu sein. »Ivar, bitte gehen Sie kein Risiko ein.«
    »Ich weiß, was ich tue.«
    »ja, aber es belastet mein Gewissen«, sagt sie leise. »Ich weiß, warum Sie das tun, und es ist nicht nötig. Sie sind weder mir noch Hurley-Cooper irgend etwas schuldig.«
    Ivar bezweifelt keinen Augenblick, daß sie es tatsächlich so sieht, aber da ist noch die Kehrseite der Medaille, die sie nicht erwähnt. »So, wie ich das sehe, Ms. Berman, muß es sich um eine ernste Sache handeln, wenn die Namen auf dieser Liste Sie so sehr beunruhigen, daß Sie hier so bei mir auflaufen, auf dem Zahnfleisch, und es muß ein Problem für HC sein, was bedeutet, daß es auch mein Problem ist.«
    »Nein.« Berman schüttelt den Kopf. »Sie irren sich.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    Wahrscheinlich könnte man darüber diskutieren, aber Ivar diskutiert nicht. Warum auch? Er hat die Liste und einen Geistesblitz, und mehr braucht er nicht.
    Ivar holt den Toilettensauger unter der Spüle in der Küche hervor und benutzt ihn, um zwei Fliesen aus dem Küchenboden zu lösen. In der darunter verborgenen Höhlung versteckt er den Cruncher und alle damit zusammenhängende Hardware, zum Beispiel seinen Werkzeugkasten. Er würde sich nicht die Mühe machen, die Sachen zu verstecken, aber dem Bewährungsausschuß gefällt es nicht, wenn er ein Cyberdeck besitzt, und er schickt ab und zu jemanden vorbei, um nachzusehen. Natürlich hat ihm niemand seine Datenbuchse zugeschweißt oder an der Tech in seinem Kopf - dem Expansionsspeichermodul oder dem Datenmanager - herumgepfuscht, also kann es der Bewährungsausschuß nicht so ernst gemeint haben, als man ihm gesagt hat, er solle sich ›von Computern fernhalten‹. Wahrscheinlich war es eher so gemeint wie: »Mach, was du willst, Chummer, aber mach nichts Schlimmes!« Schließlich muß man ja seinen Lebensunterhalt verdienen, oder? Nun ja.
    Jedenfalls kennt er sich mit Computern aus, damit und mit nicht viel mehr. Wahrscheinlich ist es nicht gut, wenn er in die Matrix deckt, aber Ms. Berman glücklich zu machen, seine Schulden zu bezahlen und für Hurley-Cooper, dem er Treue gelobt hat, zu tun, was er kann, scheint das zu kompensieren.
    Er trägt seine Tech ins Wohnzimmer und zu dem SoloFendi-Lehnstuhl neben dem Telekom. Während er damit beginnt, Kabel einzustöpseln und Verbindungen herzustellen, sagt Berman: »Ich

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