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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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hat natürlich nichts zu bedeuten.
    Jemand, der Geld unterschlägt, würde mit Sicherheit sorgfältig darauf achten, seine Spuren zu verwischen und Daten und Beträge zu verschleiern. Und der Betreffende hätte gewiß auch Auslagen - zum Beispiel die Bezahlung von Komplizen oder die Aufrechterhaltung von Scheinfirmen oder auch nur die Kosten für Geldüberweisungen und so weiter.
    Seufzend schaltet Amy ihren Palmtop aus und starrt auf ihren Schoß. Sie sagt sich, daß das Geld auf Dr. Hills Konto von überallher stammen könnte, aber sie hat Schwierigkeiten, das zu glauben. Jedem Angestellten einer KFK-Tochter wird von Anfang an mit deutlichen Worten gesagt, wo er seine Bankgeschäfte abzuwickeln hat, und es gibt keinen Grund, der Erwartung des Konzerns nicht zu entsprechen. Angestellte von Hurley-Cooper genießen sehr vorteilhafte Bedingungen bei der First Corporate Trust, und nicht nur in bezug auf die Zinsen, sondern auch, was Kredite und andere Dienstleistungen anbelangt. Und in der Lobby jeder HC-Anlage steht ein direkt mit der FCT verbundenes Terminal. Es gibt keinen einzigen Grund auf der ganzen Welt, ein anderes Geldinstitut zu benutzen, es sei denn, man hat etwas zu verbergen.
    Ivar ist der Quelle der Gelder auf Dr. Hills Konto nicht nachgegangen. Amy ist froh, daß er es nicht getan hat. Zum einen wäre das Risiko zu groß. Zum anderen wäre sie nie in der Lage, Dr. Hill ins Gesicht zu sehen, wenn sie einen unumstößlichen Beweis dafür bekommen hätte, daß der Mann stiehlt.
    Sie ist zu weit gegangen. Das sieht sie jetzt. Ein Gefühl der Verzweiflung überkommt sie. Sie ist diese Sache angegangen, als arbeite sie für die Despoten bei Fuchi oder die Herren mit der eisernen Faust bei Mitsuhama, und das ist falsch. Wenn ihre Überzeugungen auch nur die geringste Bedeutung haben, sollte sie offen zu Dr. Hill gehen, ihm die Unregelmäßigkeiten schildern, die sie entdeckt hat, und sich anhören, welche Erklärung er abzugeben hat. Das würde jemand tun, dem etwas an den Leuten liegt, und das wird sie auch tun, und zwar morgen früh zuallererst.
    Sie lehnt sich zurück und schließt die Augen. Ihre Armbanduhr summt. Zweiundzwanzig Uhr. Zeit für das Konzerntagebuch auf News Network 42.
    Und dann fällt ihr ein, daß Scottie auf sie warten müßte.
    »Ach, Drek!«
    Sie läßt den Toyota an, dann schaltet sie ihr Telekom ein und ruft zu Hause an. Ihr Telekom antwortet. Es sähe Scottie ähnlich, einen Anruf einfach zu ignorieren.
     
    Tatsächlich kann sie sich nicht erinnern, ihn je bei einem Telekomgespräch gesehen zu haben. Gott sei Dank ist ihr Telekom zu Hause auf Lautsprecher geschaltet. »Scottie, ich bin's«, sagt sie in der Hoffnung, daß er sie hört. »Wenn du da bist, warte bitte. Ich komme gleich.«
    Keine Antwort.
    Sie legt auf und fährt los.
    Die Fahrt nach Scarsdale scheint ewig zu dauern. Sie ist kaum auf dem Bruckner Expressway, als sie den Schauplatz eines schweren Unfalls erreicht, in den zwei Lastwagen, mindestens ein Dutzend Personenwagen und anscheinend die Hälfte aller Krankenwagen der Stadt verwickelt sind. Zwischen grellen, fast blendenden Blinklichtern und plötzlich aufleuchtenden Bremslichtern treten uniformierte Beamte auf die Fahrbahnen, schwenken beleuchtete Kellen, halten den Verkehr an, leiten ihn weiter. Fünf Fahrbahnen verengen sich auf einer Strecke von fünfzig Metern zu einer. Amy braucht fünfzehn Minuten, um die Unfallstelle hinter sich zu lassen, weitere fünfzehn, um nach Scarsdale zu gelangen, und noch einmal fünf, bis sie auf ihrem Parkplatz im Parkhaus ihres Wohnkomplexes steht und im Fahrstuhl zu ihrer Wohnung fährt.
    Das Wohnzimmer ist dunkel und leer. »Scottie?«
    Keine Antwort. Nicht ein Laut. Sie geht zur Schlafzimmertür. Das Licht blendet langsam auf, als sie die Schwelle überquert, zeigt ihr jedoch nicht das geringste. Sie dreht sich wieder zum Flur um in der Absicht, in der Küche nachzusehen, als bestünde dort noch Hoffnung, und läuft direkt in jemanden hinein.
    »AAAHHH!« ruft sie, zurück weichend.
    »Ich bin's«, sagt Scottie.
    Ja, offensichtlich. Nun, da sie sich fast in die Hose gemacht hätte. Keuchend sagt sie: »Ich glaube... ich verstehe jetzt... den Namen. Bandit. Tu das bitte nicht noch einmal.«
     
    »Tut mir leid.«
    »Schon okay.« Amy greift nach ihm, um ihn zu umarmen. »Bist du schon lange hier?«
    »Noch nicht so lange.«
    »Ich habe angerufen, aber du hast nicht abgenommen.«
    »Nein.« Beinahe entschuldigend fügt Scottie

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