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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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hoffe, das wird Sie nicht dazu ermutigen, in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Sie haben sich eine Menge Respekt erarbeitet. Und Sie haben sich eine Karriere aufgebaut. Eine echte Zukunft.«
    »Klar, das weiß ich. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Hey, er ist geläutert. Er geht allen Schwierigkeiten aus dem Weg. Und überhaupt verbringt er den größten Teil seiner Zeit damit, bei Hurley-Cooper neue und schnellere Datenverarbeitungsmethoden für die Mainframes zu entwickeln. Wenn er dann mal fünf Minuten Zeit hat, holt er vielleicht den Cruncher heraus und düst durch die Elektronen, eigentlich nur, um zu sehen, was so läuft. Man muß das Eisen wetzen, damit es nicht rostet oder Eigenheiten entwickelt oder was auch immer... Aber er ist jetzt ein echt aufrechter Bürger. Keine Frage. Die alten Zeiten sind ein für allemal vorbei.
    »Noch irgendwelche letzten Anweisungen?« fragt er.
    »Ich will immer noch nicht, daß Sie das tim.«
    »Tja ... das weiß ich.«
    Diese Diskussion hatten sie schon. Ivar stöpselt sein schwarzes Spiralkabel in die Buchse hinter seiner rechten Schläfe, macht es sich auf seinem SoloFendi bequem und drückt INIT .
    Der Cruncher legt los.
    Plötzlich sitzt er im leuchtenden Cockpit seiner virtuellen Boeing-Federated Death Eagle 2, dem Iron Dog, jagt durch die Datenleitungen und die Knoten seines Wohnkomplexes und zündet die Nachbrenner, um wie der Blitz in die funkelnde, von Sternen erhellte Nacht des LTG zu fliegen. Die Beschleunigung nagelt ihn auf seinem Sitz fest. Das tosende Dröhnen der Triebwerke steigert sich zu einem Banshee-Heulen. Es ist... aah... ein ziemlicher Kick.
    Ivar drückt den Steuerknüppel nach vom und stürzt abwärts, abwärts, abwärts in den unendlichen elektronischen Abgrund zwischen den leuchtenden Würfeln und hoch auf ragenden Türmen der Computer konstrukte. Eine gewisse LTG-Adresse ist schnell erreicht. Er kippt nach rechts ab.
    Die weiße Wand eines Knoten blitzt um ihn auf, und plötzlich steht er im strahlend blauen virtuellen Neon- Büro von Nuyen Now! Mr. Service persönlich, der Chef dieses absolut legalen, aber äußerst schäbigen Kredituntemehmens, sitzt vor ihm und hat seine Icon-Füße auf den Icon-Schreibtisch gelegt. Mr. Service' Icon sieht wie ein Banker aus. Nur eine weitere Matrix-Phantasie.
    »Hoi, Conan«, sagt Service.
    »Ich muß mir deine Leitungen borgen«, sagt Ivar.
    »Sei mein Gast. Fünfzig Kreds.«
     
    Ivar, der jetzt zwei Meter groß, wie ein Wikinger-Barbar gebaut und auch so gekleidet ist, mit Breitschwert und allem, holt eine Münze aus dem Beutel an seinem Gürtel und wirft sie Mr. Service zu. Auf der Münze blinkt ›¥ 50‹. Service fängt sie aus der Luft und läßt sie auf seinen Schreibtisch fallen. Die Münze klingelt wie eine Glocke.
    »Doppelt oder nichts.«
    »Frag mich später noch mal.«
    »Worauf du dich verlassen kannst.«
    Ivar dreht sich um und stampft wie ein echter Fleischklops von einem Barbar in den rückwärtigen Teil des Büros. Der Boden erzittert unter seinem gewaltigen Gewicht. Mitten auf der Tür blinkt das Logo, TRW CredCorp. Jenseits der Tür wartet die unendliche Schwärze einer Glasfaser-Datenleitung. Ivar zieht sein gewaltiges, silberglänzendes, mit einem Rubin und einem Drachenkopf verziertes Breitschwert und tritt mit einem Schrei, einem Kriegsruf - der Teil seines Stils, ganz zu schweigen von diesem speziellen Aspekt seines Master-Persona-Kontrollprogramms, ist -, durch die Tür.
    Eine Direktleitung zu TRW CredCorp.
    Er jagt die Leitung im Cockpit des lron Dog entlang, dann blitzt etwas auf, ein Knoten, und er steht in einem strahlend goldenen Empfangsraum, der mit leuchtend roten Pflanzen und einem violetten Wasserfall geschmückt ist. Ein grauweiß eingerahmtes Fenster öffnet sich direkt vor seinem Gesicht, und der riesige, körperlose Augapfel eines Beobachters vom Typ 7K starrt ihn an, blinzelt einmal und verschwindet wieder.
    Hey, er ist ein legitimer User, der über eine direkte Glasfaserleitung kommt. Natürlich verschwindet das Auge.
    Er tritt zwischen zwei chromblitzende Ritter-in-Rüstung-Wachen und pocht an eine orangefarbene Tresortür. Die Tür öffnet sich. Er betritt einen kahlen neongel ben Raum. Eine androgyne Gestalt in einem rosaweißen Kimono verbeugt sich. Über ihrem Kopf blinkt das Wort ›KUNDENDIENST‹. Die Gestalt sagt: »Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«
    Ivar zieht ein Amulett aus seinem Beutel und gibt es weiter. In das Amulett sind die Namen von Amy

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