Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith

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Bermans Liste geritzt, natürlich in Binärcode. »Ich will alles, was ihr darüber habt.«
    »Vollständige Finanzauskunft über die Personen dieser Namen?«
    »Und pronto.«
    »Gewiß, Sir.«
    Ein paar Nanosekunden vergehen, mehr oder weniger. Ivar glättet seine flammend gelbe Mähne, streicht sich über seine mächtigen Bizeps und dann auch über die barbarischen Felle, die er als Kleidung trägt. Das Kundendienst-Icon steht im Grunde nur da, während Hexadezimale über sein Gesicht huschen, dann hält es Ivar das Amulett hin und sagt: »Suche beendet. Vielen Dank für Ihren Besuch bei TRW CredCorp.«
    Zurück in den Iron Dog.
    Während er eigentlich ziellos mit höllischer Geschwindigkeit durch die Datenleitungen rast, schaltet er die HUD-Kampfanzeige aus und ruft statt dessen die Daten auf, die er soeben von TRW CredCorp erhalten hat. Seiner Ansicht nach handelt es sich um eine vollständige Beschreibung der finanziellen Verhältnisse aller Namen von Amy Bermans Liste. Namen, SINs, Adressen, Gehälter, Kredite, Konten, alles. Was Ivar sofort auffällt, ist die Tatsache, daß jeder auf der Liste sein Konto bei der First Corporate Trust von New York hat. Aber das ist keine Überraschung. Bei FCTNY handelt es sich um eines dieser Konzerneigenen Unternehmen. KFK International besitzt die Aktienmehrheit. Wahrscheinlich hat jeder Angestellte jeder KFK-Tochter im New York-New Jersey-Plex sein Konto bei dieser speziellen Einrichtung.

    Gute Konzernetikette, könnte man sagen.
    Alle außer diesem einen Burschen, der auch anderswo Konten besitzt. Benjamin Alan Hill. Der Sache kann er auch gleich nachgehen.
    Also, was hat er in seinem Speicher, das ihn in die hiesige Zweigstelle der UCAS-Bank bringt?
    Natürlich etwas Gutes.

39

    Amy sitzt da und wartet fast eine Stunde. Ivar hängt wie eine Leiche auf seinem Lehnstuhl, das Cyberdeck auf dem Schoß. Einmal erwachen seine Finger zum Leben und wirbeln über die berührungssensitiven Tasten, dann nichts mehr. Keine Regung. Amy hört einen dumpfen Knall aus dem Schlafzimmer, aber die Tür bleibt geschlossen und Ivars Freundin außer Sicht.
    Plötzlich öffnen sich Ivars Augen, und er zieht den Stecker aus der Buchse in seinem Kopf. Amy stößt einen Seufzer der Erleichterung aus. »Alles in Ordnung?«
    »Klar«, sagt Ivar. »Ich brauchte nur in die eine oder andere Bank einzubrechen.«
    »Bitte...« Amy hebt die Hand - sie will die Einzelheiten lieber nicht wissen. Es ist schon schlimm genug, daß Ivar aus einem irregeleiteten Loyalitätsgefühl heraus seine Bewährungsauflagen verletzt hat. Sie hätte es sich nie verziehen, wenn irgend etwas schiefgegangen wäre. »Können Sie mir mitteilen, was Sie ...?«
    Ivar nimmt bereits einen Chip aus dem Schacht in seinem Deck und bringt ihn ihr. »Ich denke, ich habe alles. Alles Ungewöhnliche betrifft nur diesen einen Burschen namens Hill, also habe ich alles ausgegraben, was ich konnte, ohne verrückt zu werden.«
    Amy runzelt die Stirn. »Was verstehen Sie unter »ungewöhnlich‹?«
    »Das, was Sie schon angedeutet haben. Er hat einen Haufen Kreds und sie nicht bei der First Corporate Trust hinterlegt.« Ivar zögert. Sein ernster Gesichtsausdruck zeigt, daß er sich der Implikationen dessen, was er gerade gesagt hat, durchaus bewußt ist. »Es ist... äh... Tja, es ist alles auf dem Chip. Was ich ausgegraben habe. Ich kann noch viel tiefer graben, wenn Sie wollen...«
    Kopfschüttelnd nimmt Amy den Chip. »Nein, absolut nicht. Sie haben schon genug getan, Ivar. Viel zuviel. Sie dürfen das nie wieder tun.«
    »Natürlich nicht.«
    Amy ringt sich ein Lächeln ab und sagt: »Es wäre das beste, wenn Sie all das streng vertraulich behandeln würden.«
    »Hey, null Problemo. Es hat nie stattgefunden.«
    Fünf Minuten später sitzt Amy in ihrem Toyota Arbiter GX. Orangefarbene Laternen hüllen den Parkplatz in einen dunstigen Schein. Regen trommelt gegen die Windschutzscheibe. Amy legt den Chip von Ivar in ihren Palmtop ein und sieht sich rasch den Inhalt an.
    Sie findet eine ziemlich umfangreiche Datei über Dr. Benjamin Hill, die zeigt, daß er nicht nur ein geheimes Konto bei der UCAS-Bank besitzt, sondern auch fast drei Millionen Nuyen auf diesem Konto hat, und die Kontoauszüge weisen aus, daß die umfangreichen Einzahlungen bereits Jahre zurückreichen. Die Einzahlungen stimmen nicht genau mit den Daten und Beträgen der von Hurley-Cooper im Auftrag der Metawissenschaftsgruppe geleisteten Zahlungen überein, aber das