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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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hinzu: »Ich mag keine Komgeräte. Sie können angezapft werden.«
    Amy zögert. »Du glaubst doch nicht, daß mein Telekom...«
    Scottie zuckt die Achseln.
    Einen Moment lang stutzt Amy verwirrt, dann setzt sie zu einer Erklärung an, warum sie so spät kommt und daß sie es nicht ändern konnte, aber plötzlich wird ihr klar, daß sie sich nur rechtfertigt. Entschuldigungen vorbringt. Sie hätte früher hier sein sollen. Für Scottie. Ihre Karriere ist wichtig, gewiß, aber jetzt, heute abend, wo ihr Bruder gerade erst wieder in ihr Leben getreten ist, müßte Scottie absoluten Vorrang genießen.
    Was hat sie nur verbrochen, um ausgerechnet jetzt die Krise bei Hurley-Cooper durchstehen zu müssen, wo sie sich ganz auf ihren Bruder konzentrieren sollte? Manchmal ist das Leben schlicht und einfach grausam.
    Sie gehen in die Küche. Amy macht Tee. Sie steht vor der Mikrowelle und dreht sich zu Scottie um, der gerade einen Löffel begutachtet, ihn herumdreht und ins Licht hält, als könne er eine mystische Eigenschaft besitzen. Sie lacht beinahe, und ein Teil der nervösen Anspannung in ihrem Magen verschwindet. Scottie hat schon immer solche Dinge getan, wie Löffel zu betrachten. Vollkommen gewöhnliche Dinge zu untersuchen, denen kein normaler Mensch mehr als einen flüchtigen Blick gönnen würde. Vielleicht gehört das zum Wesen eines Schamanen. Vielleicht ist mehr an einem gewöhnlichen Löffel, als ein normalsterbliches Individuum wie sie üblicherweise erwarten würde.
     
    Sie trägt zwei Tassen Tee zum Tisch und sieht, daß Scotties Aufmerksamkeit mittlerweile einer kleinen Plastikfigur gilt. Sie erkennt sie sofort. Es ist eine Figur aus einem Andenkenladen, vielleicht aus einem Museum, und zwar von Waschbär. Ursprünglich stand sie auf dem Toilettentisch in ihrem Schlafzimmer.
    »Die hast du aus meinem Zimmer mitgenommen«, sagt Scottie. »Dafür hast du eine Flöte zurückgelassen.«
    Vor langer Zeit. Amy nickt, als sie sich erinnert. Und einen Anflug von Verlegenheit verspürt. Doch es ist jetzt wichtig, sich Dingen zu stellen, auch wenn sie verlegen machen. »Ja«, sagt sie. »Ich weiß noch, daß ich die Idee hatte, du könntest vielleicht die Flöte nehmen und die Magie vergessen. Ich habe die Ergebnisse deiner Eignungsprüfungen gesehen. Mom und Dad haben dich so viele ablegen lassen. Die Prüfungen wiesen darauf hin, daß du eine enorme Begabung für Magie und Musik hattest. Ich meine ... Du weißt, was ich meine.«
    »Mom wollte, daß ich Musiker werde.«
    Amy lächelt. »Ich auch.«
    »Es ist ein und dasselbe.«
    »Was ist dasselbe?«
    »Musik und Magie. Es ist alles eins.«
    »Wie meinst du das?«
    »Alles ist ein Teil der Natur.«
    Amy erinnert sich. Es paßt zu dem, was er letzte Nacht erzählt hat. Und ist ein Teil dessen, was ihn zurückgebracht hat. Die Notwendigkeit, die Natur und die Leute zu verstehen, um sein Verständnis, seine Entwicklung als Person zu fördern. Es ist so, als wolle er sich wieder der menschlichen Rasse anschließen, nachdem er sich so lange auf die Magie konzentriert hat. Das ist die Quintessenz von alledem, und Amy ist vor Freude darüber außer sich. »Hast du deswegen die Flöte? Ist sie Teil deiner Einstimmung auf Leute?«
    Scottie nickt zögernd. »Das nehme ich an.«
     
    »Du mußt einiges von deiner Freundin Shell gelernt haben.«
    Scottie nickt, entschiedener diesmal. »Dinge, die ich nicht erwartet habe. Wertvolle Dinge. Darum versuche ich ihr zu helfen. Um die Dinge fair zu gestalten. Es ist ein fairer Tausch.«
    Es klingt fast wie die Lehre vom Feilschen. »Nun, du hast Glück, wenn die Dinge fair sind. Beziehungen sind nicht immer so.«
    »Es muß nicht so sein«, sagt Scottie. »Waschbär ist eine Art Dieb. Aber ein Dieb mit Ehrgefühl. Es gefällt mir, wenn die Dinge fair aussehen.« Scottie zögert einen Augenblick, dann sagt er: »Vielleicht kann ich dir auch helfen.«
    Amy kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ist das wirklich ihr Bruder, der da redet? Einiges von dem, was er sagt, ist mystisch und sonderbar und doch so menschlich. Amy fühlt sich fast schwindlig vor Freude. »Ich brauche keine Hilfe.«
    »Du sagtest, du hättest ein Problem.«
    »Ja, aber das gehört einfach dazu, wenn man einen normalen Beruf hat. Probleme zu haben, ist für einen Pinkel ganz normal.«
    »Vielleicht kann ich helfen.«
    »Wie könntest du mir helfen?«
    »Ich kann gewisse Dinge. Waschbär kennt viele Tricks. Ich folge seinem Pfad schon sehr lange.«
    »Weißt du,

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