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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Phalen.
    Die Wertigerin hat ihre Geheimnisse gut gehütet. Das gilt auch für ihr Junges. Wären nicht ihr bemerkenswertes rotes Fell und die reflektierenden Augen, hätte sich Ben vermutlich schon gefragt, ob ihnen der Kopfgeldjäger Tang nicht ein ganz gewöhnliches Tier gebracht haben könnte. Seit ihrer Ankunft hat sie ausschließlich ihre vierbeinige Gestalt angenommen und praktisch nichts von einer etwaigen Intelligenz an den Tag gelegt, die sie besitzen könnte. Sie hat in erster Linie animalische Verhaltensweisen demonstriert und ihr Mißfallen über die Gefangenschaft ziemlich klar zum Ausdruck gebracht. Die schiere Wildheit dieses Mißfallens war schockierend und zugleich faszinierend mit anzusehen und hat sie alle endgültig davon in Kenntnis gesetzt, mit welch einer gefährlichen Kreatur sie es zu tun haben.
    Ben zweifelt nicht daran, daß diese finstere Königin einen Menschen innerhalb weniger Augenblicke in unkenntliche Fleischfetzen und Knochensplitter verwandeln könnte.
    Sie müssen sehr vorsichtig sein.
    Die Tür zum Kontrollraum öffnet sich, und Liron Phalen tritt ein. »Ah, Ben. Was macht dein Magen, mein Lieber?«
    »Ich komme zurecht.«
    »Ich wünschte, du würdest meinen Rat befolgen und nach Hause gehen.«
    »Arbeit ist die beste Medizin. Hast du mit Amy Berman geredet?«
    »Ben, du sorgst dich noch zu Tode. Ich rede heute nachmittag mit unserer Ms. Berman. Ich bin sicher, daß sich dieses kleine administrative Problem rasch aus der Welt schaffen läßt.«
     
    »Sie hatte einen Revisor bei sich.«
    »Ja, das sagtest du bereits.« Phalen lächelt, dann lehnt er sich gegen die Kontrollkonsole und betrachtet den mittleren Bildschirm. »Wie nennen wir unsere neue Matrix?«
    »Germaine hat ›Striper‹ vorgeschlagen.«
    »Eine Anspielung auf die außergewöhnliche Färbung?«
    »Der Name scheint angemessen zu sein.«
    »Oh, ich bin ganz deiner Meinung. Ich bin besonders erpicht darauf zu sehen, wie der metagenetische Vergleich zwischen dieser Striper und ihrem Sprößling ausfällt. Das könnte Implikationen haben, die weit über den unmittelbaren Horizont unserer Arbeit hinausgehen.« Phalen hält inne, um zu lächeln, dann sagt er: »Sollen wir anfangen?«
    Ben wendet sich der Konsolentastatur zu und tippt mehrere Befehle ein. Auf dem Monitor springt die finstere Königin auf und brüllt, als könne sie das Tippen hören und sei sich irgendwie über seine Bedeutung im klaren. Über ihr öffnen sich verborgene Düsen und versprühen ein Gas, das sowohl geruchlos als auch farblos ist.
    Fünf Sekunden später liegt Striper reglos auf der Seite. Kontrollämpchen an der Konsole zeigen an, daß sie schläft. »Keine Immunität«, sagt Phalen. »Jetzt fragen wir uns, ob die sagenhafte Regenerationsfähigkeit der Werwesen die Bildung einer Widerstandskraft dagegen fördern wird.«
    »Ich rate zu äußerster Vorsicht.«
    »Gewiß, Ben.«
    Die Lebensfunktionen sind stabil. Die finstere Königin schläft. Sie beauftragen einen Forschungsassistenten mit der Überwachung der Konsole und gehen in den Nebenraum, um den nächsten Schritt vorzubereiten. Ein kleines Operationsteam ist bereit und wartet. Ein Techniker hilft Ben beim Anlegen eines Overalls, Handschuhen und eines Luftfilters. Phalen folgt seinem Beispiel.
    Ben wendet sich an die zwei Elfen, den Kopfgeldjäger Tang und seine Partnerin. »Dr. Phalen zieht es vor, daß Sie hier warten, während wir die Prozedur vornehmen«, sagt er.
    »Es ist ihre Show, Doktor«, erwidert Tang. »Ich muß Sie noch einmal warnen, daß das Gas nicht immer wirkt und die Tigerin sehr schnell ist. Wenn sie erwacht, hat sie Sie in Sekundenschnelle erwischt.«
    Bens Magen krampft sich noch stärker zusammen. Er will sich nicht in der Zelle der finsteren Königin befinden, wenn diese erwacht. Tangs Waffen kommen ihm im Vergleich zu Stripers mächtigen Fängen und Krallen schwach vor. »Sie sind sicher, daß Sie sie kontrollieren können?«
    »Wir haben sie hergeschafft, oder nicht?« sagt Tang ruhig.
    Bevor Ben einen Entschluß fassen kann, was er darauf antworten soll, verkündet Phalen, daß er bereit ist, und dann gehen alle durch die Tür und in die Zelle der finsteren Königin.
    »Also gut, Leute. Nehmt alle eure Plätze ein. Ruhe, bitte.«
    Und dann beginnen sie mit der Prozedur, der Tigerin metaphysikalisch konservierte Blut- und Gewebeproben zu entnehmen.

52
     
    Kerzenflammen durchdringen den Räucherdunst, der sich langsam in die Dunkelheit kräuselt. Bandit

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