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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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damit verbringt, die Angelegenheit selbst weiterzuverfolgen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, daß man sie als Komplizin oder auch einfach nur als unfähig betrachten wird.
    »Vielleicht kann ich etwas tun«, sagt Scottie.
    Amy sieht ihn an. »Was schwebt dir da vor?«
    »Laß mich noch etwas darüber nachdenken.«

49
     
    Der Raum ist rechteckig und in einem einförmigen Platingrau gehalten. Es gibt keine Möbel, keine Bilder, kein Dekor. Keine Fenster, keine Möglichkeit festzustellen, ob es Tag oder Nacht ist, keine Möglichkeit für Tikki, mit Sicherheit zu bestimmen, wie lange sie bereits hier ist. Sie ist hier vor einer Weile aufgewacht, aber das ist bereits einige Stunden her. Draußen muß es auf Mittag zu gehen. Hier in diesem Raum hat sich nichts verändert.
    Die Luft, die durch den Lüftungsschacht in der Decke eindringt, bringt viele Witterungen mit sich. Tikki kann die Witterungen vieler Zweibeiner unterscheiden, vage und flüchtig, wie aus weiter Entfernung, jedoch niemanden identifizieren. Die Luft ist vom Geruch ihrer eigenen Enttäuschung und Wut erfüllt, die an ihr nagt. Wie der Instinkt an ihr nagt und um die Kontrolle ihres Verstandes ringt.
    Wiederum auf vier Beinen schreitet sie die Wände des Raumes ab und beschnüffelt die Stellen, wo sie auf den Boden treffen. Sie fragt sich, hinter welchem der Paneele, aus denen die Wände bestehen, sich eine Tür verbirgt. Jedes Paneel hat ungefähr die Größe einer Tür. Ein Paneel sieht aus und riecht wie das andere. Sie denkt immer wieder, daß sie irgend etwas übersehen haben muß, irgendeinen subtilen Hinweis am Rande ihrer Wahrnehmung, aber sie hat den Raum jetzt mindestens ein dutzendmal abgeschritten und nichts Neues entdeckt.
    Eines ist klar: Der Elf, O'Keefe, war hier. Er und eine seiner Komplizinnen - nicht Shaver, sondern Whistle. Das verrät ihr, daß O'Keefe Anteil daran hatte, daß sie jetzt hier ist, als ob sie das nicht ohnehin wüßte. Die Gedanken bewirken, daß sich ein mißvergnügtes, unzufriedenes Grollen in ihre Atmung schleicht. Sie würde O'Keefe gerne ihre Krallen durch das Gesicht, über die Brust und herunter bis zum Bauch ziehen, und zwar so lange, bis nur noch Fetzen übrig sind. Sie würde ihn sehr gerne sehr langsam sterben lassen. Sehr langsam und unter sehr großen Schmerzen.
    Wie kommt sie hier heraus, aus dieser Zelle? Dieser Gedanke beherrscht ihren Verstand. Sie hat es bereits mit der offensichtlichen Methode versucht und sich gegen die Wände geworfen, bis Gewebe gerissen und Knochen gebrochen sind und schließlich der Schmerz den Instinkt besiegt und sie davon überzeugt hat, daß sie mit roher Gewalt nicht weiterkommt, jedenfalls nicht jetzt. Es ist ihr gelungen, eine Wand einzubeulen und teilweise die oberste Schicht des Bodenbelags abzukratzen - das ist alles. Der Mühe nicht wert.
    Jetzt liegt sie mit dem Rücken an einer der kurzen Wände und denkt wieder nach. Wo ist sie? Warum ist sie hier? Was kommt als nächstes? Vielleicht legt man es darauf an, sie hier zu behalten, bis sie verhungert ist. Das ergibt nicht viel Sinn, aber bei Zweibeinern kann man nie wissen. Und bei zweibeinigen Elfen ist alles möglich.
    Es muß einen Ausweg geben.
    Etwas über ihr summt. Sie schaut hoch. Eine Stimme kommt aus der Decke, eine seltsame computermodulierte Stimme, weder männlich noch weiblich. »Ich weiß, was du bist«, sagt sie. »Und ich weiß, wer du bist. Und jetzt wirst du büßen.«
    Was soll das ...
    Die Worte klingen hohl, eine nichtssagende Drohung. Es ist die Stimme, die Tikkis Wut entfacht. Der Gedanke, daß irgendein Zweibeiner aus der Sicherheit eines anderen Raums zu ihr spricht, versetzt sie in Rage. Sie bleckt die Zähne und brüllt und bearbeitet die Wände mit ihren Tatzen. Wenn dieser Zweibeiner mit ihr reden will, soll er kommen und ihr gegenübertreten.
     
    Im Augenblick ist sie vielleicht gefangen, aber sie ist weit davon entfernt, hilflos zu sein, und wird sich jedem Lebewesen, ob zwei- oder vierbeinig, stellen, und zwar nur mit den Waffen, die ihr die Natur mitgegeben hat. Aber sie wird auf keinen Fall dasitzen und sich das Zweibeinergeschwätz anhören.
    Sie erfüllt den Raum mit ihrer eigenen Stimme, mit ihrem Zorn, ihrer Drohung, ihrem Versprechen, grausame Rache für diese Ungeheuerlichkeit zu nehmen, und brüllt immer lauter, bis die Stimme an der Decke schließlich verstummt.
    Die anschließende Stille läßt sich leichter ertragen.

50
     
    Den ersten Hinweis darauf, daß etwas

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