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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Farben, keines
größer als meine Faust.
    Zwischen den Vitrinen hatte er etwas Platz für gerahmte
Filmplakate, Programmhefte und Standfotos seiner Filme gelassen.
Insgesamt hatte er drei gedreht und dabei sowohl das Drehbuch
geschrieben als auch Regie geführt: Der weiße
Löwe, die Geschichte eines Software-Ingenieurs, der sich
für Tarzan hält; Herren des Abfalls, eine
bitterböse Vorstadtkomödie, und den epischen Film Der
große Coup. Dieser historische Fantasy-Film handelte davon,
wie die ersten deutschen U-Boote Teddy Roosevelts großer
Weißen Flotte zu schaffen machen.
    »Keiner davon war ein großer Erfolg«, sagte er
stolz. »Ich habe meinen Platz in dieser verdammten Stadt mit
schierer Willenskraft behauptet. Und alles, was sie mir je dafür
gegeben hat, ist Tammy. Aber das ist schon in Ordnung.« Er
grinste süffisant. »Ein fairer Tausch.«
    Ich hatte eher den Eindruck, dass er nicht nur Tammy, sondern auch
eine Menge Geld bekommen hatte. Zum Abendessen nahmen wir an einem
Tisch aus Rosenholz Platz, der so groß wie meine ganze
Küche war und an den Schüsseln mit köstlichen,
dampfenden Speisen schwer zu tragen hatte. Marquez reichte ein
überaus scharfes Lammcurry herum, das ohne weiteres als
Erklärung für die dichte Wolle auf seiner Brust herhalten
konnte. Tammy ging mit einem Tablett voller Chutneys und Soßen
herum, ehe sie sich setzte. Seit Monaten hatte ich nicht mehr so gut
gegessen.
    »Rob sagt, dass Sie jüngst einige Abenteuer erlebt
haben«, bemerkte Marquez. »Erzählen Sie uns doch
davon. Wir kommen nicht oft aus dem Haus.«
    Cousins ergriff das Wort. »Zuerst möchte ich mich bei
Ben entschuldigen. Ich hatte nicht angenommen, dass sie so schnell
bei ihm sein würden.«
    »Silk?«, fragte Marquez gespannt.
    »Mr. Bridger musste einige Tage im Gefängnis
verbringen«, erklärte Banning.
    »Im Gefängnis?«, krähte Marquez. »Du
meine Güte. Ein abgekartetes Spiel?«
    Cousins nickte. »Joe weiß alles«, sagte er gleich
darauf zu mir. »Und Tammy ebenfalls.« Tammy senkte den
Blick auf den Tisch. Seine Betonung verriet, dass wir uns irgendwann
mit Tammys Geschichte befassen würden, und ich konnte ihr vom
Gesicht ablesen, dass sie sich nicht unbedingt darauf freute.
    »Aber Dr. Cousins hat den Spieß umgedreht und Mr.
Bridges vorher noch immunisiert«, erklärte Banning.
    »Als Vorsichtsmaßnahme«, fügte Cousins hinzu.
»Und natürlich, um Mr. Bridges zu schützen. Er kennt
sich in Geschichte sehr gut aus und das zählt hier.«
    »Mir haben Sie nicht getraut«, sagte Banning,
während sein Blick vom einen zum anderen huschte. »In
meinem Fall wollten Sie Bestätigung von dritter Seite.«
    »Weil Sie ein verdammter Irrer sind«, mischte sich
Marquez ein. Banning blinzelte resigniert und lehnte sich
zurück. Er hatte diesen Vorwurf schon so oft zu hören
bekommen, dass er gar nicht mehr darauf reagierte.
    »Wir brauchten tatsächlich eine Bestätigung
für Ihre Behauptungen«, sagte Cousins. »Und Ben
besitzt die dafür nötige Sachkenntnis.«
    »Aber das ist noch nicht alles, hab ich Recht?«, warf
Marquez mit funkelnden Augen ein. »Er versteht auch was von
Sprengstoff. Er ist unser Mann fürs Grobe.«
    »Nicht so hastig«, sagte ich. »Ich weiß wenig
oder gar nichts über Sie alle.«
    »Die Situation ist für keinen von uns angenehm«,
beteuerte Cousins.
    Tammy nickte, als wisse sie, wovon er redete. Marquez legte den
Arm um sie. »Vor zehn Jahren hätte Rudy diese Immunisierung
brauchen können«, sagte er. »Silk hat aus ihm einen
bigotten Nazi gemacht.«
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diesen Ausdruck nicht
mehr benutzen.« Bannings Lippen bewegten sich, als versuchte er,
ein Stück Fleisch aus den Schneidezähnen zu holen.
    »Im Grunde haben die Sie ja gar nicht so
verändert«, sagte Marquez. »Die haben nur Ihren Hass
auf die Juden an die Oberfläche gebracht. Wenn Juden so
minderwertig sind, wie erklären Sie dann Golochow?« Die
beiden Männer starrten einander feindselig an. Marquez’
Augen waren vor Triumph geweitet – schließlich hatte er
einen Punkt gemacht.
    Bannings Gesicht wurde leer.
    »Augenblick, bitte«, warf ich ein. »Wer, zum
Teufel, war Golochow wirklich? Wie konnte er das alles zuwege
bringen?«
    »Er war der brillanteste Biologe des zwanzigsten
Jahrhunderts«, erklärte Cousins.
    »Der Dr. Mabuse im Reich der Bakterien«, brummte
Marquez. »So würde ich ihn nennen.«
    Er stand vom Tisch auf. »Sind alle satt? Ein wunderbares
Curry.«
    Tammy wirkte so

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