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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sie
auf.
    »Reiben Sie sich damit ein, wenn Sie fertig sind«, sagte
er.
    »Was ist das?«
    »Ein Teil Ihrer Immunisierung«, erwiderte er.
»Lanolin und meine eigene Spezialmischung.«
    Während ich mich abtrocknete, schnupperte ich an der Creme.
Sie roch wie frisches Brot. Ich rieb mir damit die Arme und Waden
ein, danach meinen Nacken und alle Stellen, an denen sich die Haut
trocken anfühlte und spannte. Schließlich zog ich mich an
und gesellte mich im Wohnzimmer zu Cousins, Banning und Marquez.
    •
    Tammy fragte, was wir trinken wollten, als wir durch die
Küche aus rostfreiem Stahl, Kupfer und Granit gingen. Sie
empfahl Leichtbier aus Indien, in Krügen serviert. Ich hatte
nichts dagegen einzuwenden. Immer noch lief ich wie betäubt
herum, umklammerte meinen Bierkrug, ließ die Schultern
hängen und grinste blöde vor mich hin. Ein Wirbelsturm
hatte mich – wie Dorothy in dem bekannten Kinderbuch –
direkt ins Land Oz getragen.
    »Sie haben Sondereinsätze mitgemacht, nicht wahr?«,
fragte Marquez und legte mir den Arm um die Schultern. Ich mag es
nicht, wenn man mich anfasst. Der Abstand, bei dem ich mich wohl
fühle, beträgt bei allen Menschen – ausgenommen Janie
– etwa zwei Meter. »Deshalb würde ich gern von Ihnen
hören«, sagte er, »wie Sie versuchen würden,
meine Sicherheitssperren zu durchbrechen, wenn Sie mich erledigen
wollten.«
    Ich schob das Kinn vor und erwiderte, ich würde darüber
nachdenken.
    Die Zimmer des im Hazienda-Stil gebauten Hauses erstreckten sich
über mehrere Ebenen und boten – durch kugelsichere Scheiben
– nach allen Seiten einen freien Blick nach draußen. Im
Arbeitszimmer, das größer als mein ganzes Grundstück
war, zog Marquez ein Tuch von einem Modell seines Anwesens und
ließ mich schwören, absolute Verschwiegenheit zu bewahren.
Nicht dass es etwas ausmachen würde, sagte er, denn er füge
fast jeden Monat neue Sicherheitseinrichtungen hinzu. »Man muss
immer einen Schritt voraus sein.«
    Marquez war ein waschechter kalifornischer Paranoiker.
    Der einzige Zugang von der Frontseite her war die enge Auffahrt,
geschützt durch ein Metalltor, drei Stacheldrahtzäune, ein
Nagelbrett in der Fahrbahn und eine drei Meter breite elektrische
Barriere aus rotierenden Eisenrohren. Den steil abfallenden Hang
hinter dem Haus hatte er mit Stahlträgern und Spritzbeton gegen
einen Erdrutsch gesichert und die glatte Betonfläche
anschließend mit Stolperdrähten und Bewegungsmeldern
gespickt. Später hatte er einen Aufzug für den Notfall
eingebaut. Er führte zum Fuß des Abhangs hinab und
verfügte über eine eigene Stromversorgung. Der Ausgang
befand sich in einem Haus im Talgrund, das ihm ebenfalls
gehörte. »Nur einen Ausgang zu haben ließ mir keine
Ruhe«, erklärte er. »Was, wenn sie einen groß
angelegten Angriff von Westen her führen würden? Ich konnte
nachts nicht mehr schlafen. Deshalb habe ich das Haus unten im Tal
gekauft und einen Fluchtweg eingerichtet. Dort unten bewahre ich alle
wichtigen Papiere auf.«
    Videokameras bestrichen jeden Winkel des Anwesens. Ständig
patrouillierten zwei Leibwächter, ausgestattet mit
halbautomatischen Barrettas, auf dem Grundstück.
    Marquez führte uns nach draußen, um uns den Garten und
die Hunde zu zeigen. Er züchtete nebenbei auch Rottweiler.
Einige seiner Lieblinge warteten in Zwingern hinter dem Haus auf ihre
Chance. Wir besuchten die Hunde am Ende unseres Rundgangs. Weil
Marquez dabei war, benahmen sie sich wie brave
Schoßhündchen. »Wenn ich nicht dabei bin, gehen sie
sofort an die Kehle«, erzählte er und strahlte dabei wie
ein Junge, der mit der Eisenbahn spielt. »Aber sie haben auch
vor Tammy Respekt. Bei ihr rollen sie sich auf den Rücken und
lassen sich den Bauch kraulen. Kluge Hunde, nicht?«
    Marquez wirkte fast schüchtern, als wir ins Haus
zurückkehrten und er uns in seinen Hobbyraum führte. Der
Mittelpunkt seines Daseins als Mann sei natürlich Tammy,
erklärte er. Aber hier sei sein kindliches Ich zu Hause, hier
habe er unzählige Sorgen begraben und wahren Frieden gefunden.
Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nicht so viele Plastikmodelle
gesehen. Wände und Decke waren mit spiegelnden Vitrinen und
Schaukästen aus Stahl und Plastik bedeckt. Überall
Zivilflugzeuge, Kampfflugzeuge, Flugzeugträger, Schaubilder von
Land- und Seeschlachten. Alles exakte Nachbildungen. Unter den
Flugzeugmodellen erkannte ich Shithooks, Spads, Thuds und Willy Fudds
mit allen Hoheitszeichen und in den richtigen

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