Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
wieder in den Wagen stieg und die Tür zuwarf.
»Es wird ein paar Minuten dauern. Die müssen erst jede
Menge Sicherheitseinrichtungen deaktivieren.«
    Ich war hellwach nach meinem langen Schlaf. Jetzt schien der
richtige Augenblick, bevor wir es mit irgendjemand Neuem zu tun
bekamen. Ich konnte mein Verhalten in El Cajon nicht erklären
und wollte mich eigentlich entschuldigen, aber war das angemessen?
Vielleicht waren sie diejenigen, die sich entschuldigen
sollten.
    »Was ist mit mir geschehen?«, fragte ich.
    Cousins sah über die Schulter nach hinten. »Die
Knastküche«, erklärte er. »Jemand hat Drogen in
Ihr Essen gemischt, als Sie im Städtischen Gefängnis
saßen. Die wollten, dass Sie Rudy und mich töten. Deshalb
haben sie die Pistole in Ihrem Haus liegen gelassen.«
    Plötzlich fiel es mir schwer, auf dem Rücksitz von
Bannings Wagen Luft zu bekommen, obwohl die Fenster herabgekurbelt
waren. »Vielen Dank auch für den Hinweis«, sagte
ich.
    »Haben Sie einen Anruf von jemandem bekommen, den Sie
lieben?«, fragte Cousins.
    »Ja«, erwiderte ich.
    »Von Ihrer verstorbenen Frau?«
    »Ja…«
    Cousins wandte mir seine ganze Aufmerksamkeit zu, wie ein Lehrer,
der ein schwieriges Kind vor sich hat. »Ich bin mir nicht
sicher, wer tatsächlich angerufen hat oder wer im Gefängnis
Drogen in Ihr Essen gemischt hat«, sagte er. »Wir vermuten,
dass es eine beträchtliche Zahl von Agenten in Kalifornien und
anderswo gibt, die uns einschüchtern oder töten
wollen.«
    »Aber warum habe ich Sie dann nicht erschossen?«
    »Erinnern Sie sich, dass Sie das Telefon einmal abgenommen
haben und niemand dran war?«
    »Ja.«
    »Das war ich«, sagte Cousins. »Am Abend davor, als
ich etwas zu essen und Dessert mitbrachte, habe ich einige Bakterien
auf Ihren Käsekuchen gesprüht, harmlos, aber von meinen
eigenen ganz speziellen Phagen infiziert. Ich hoffte, sie würden
Ihnen zumindest partielle Immunität gegen spätere Angriffe
verleihen.«
    »Herr im Himmel«, ächzte ich, schlang meine Arme um
den Bauch und empfand den fast übermächtigen Wunsch, mich
zusammenzurollen und mir eine Decke über den Kopf zu ziehen.
    »Im besten Fall hätten die sich achtundvierzig Stunden
Zeit gelassen«, erklärte Cousins so nüchtern, dass
sich meine Fäuste zusammenballten. Ich musste mich
zurückhalten, ihm nicht ins Gesicht zu schlagen. »Als Sie
am nächsten Tag im Gefängnis ankamen, waren Sie zu weniger
als fünfzig Prozent geschützt. Als ich erfuhr, dass Sie
entlassen worden waren, rief ich an, bis ich Sie zu Hause erwischte.
Sie waren beeinflussbar, aber noch nicht deren Zombie, also drehte
ich den Spieß um. Ich steuerte Sie in gewisser Weise: Ich gab
Ihnen eine Liste von Zahlen durch und wollte von Ihnen wissen, welche
Farben sie auslösten. Dann sagte ich Ihnen, dass dies Vorrang
vor allem anderen hätte.«
    »Sie haben mich als Erster angerufen, mich durch ein paar
Reifen springen lassen – und ich habe das alles
vergessen?«
    Cousins nickte. Er schien nichts von alledem abstrus oder auch nur
ungewöhnlich zu finden. Ich musste diesen ganzen Mist ins rechte
Licht rücken, damit er erträglicher wurde. »Sie haben
mich also gegen Bewusstseinskontrolle geimpft. Ist es so?«
    »Im Grunde schon«, sagte Cousins. »Ich muss die
Verfahren allerdings noch verfeinern.«
    »Und das hat mich davon abgehalten, Sie zu
erschießen?«
    »Es war ein bisschen riskant«, erklärte Banning mit
einem Schniefen. Er zog ein Taschentuch aus der Tasche und
schnäuzte sich.
    »Sie haben also Ihr persönliches Spielchen mit mir
getrieben. Ich war Ihr Versuchskaninchen.«
    »Wir sind alle Versuchskaninchen«, bemerkte Cousins.
»Es war zu Ihrem eigenen Schutz – und zu unserem
natürlich auch. Wir wissen nicht, wozu Silk fähig ist und
wie umfangreich ihre Operationen inzwischen sind, aber früher
hatten sie Tausende von Agenten, überall auf der Welt.«
    Ich rieb mit den Fingerspitzen über den Türgriff und
überlegte ernsthaft, ob ich aussteigen und einfach weggehen
sollte. In diesem Augenblick legte Cousins seinen Arm über die
Rückenlehne des Sitzes. Sein Blick verfolgte meinen Arm zur
Tür, dann sah er mich direkt an und schüttelte den
Kopf.
    Ich ließ den Türgriff los. »Sagen Sie mir noch
mal, was wir hier eigentlich machen«, verlangte ich.
    »Warten wir damit, bis wir im Haus sind«, erwiderte
Cousins. »Tammy bereitet das Abendessen vor. Sauberes Essen.«
    »Es ist schon eine fantastische Geschichte«, bemerkte
Banning.
    Als das Tor

Weitere Kostenlose Bücher