Jäger
geplant.
Breaker kehrte in Begleitung eines Mannes und einer Frau ins
Zimmer zurück, die ich nicht kannte. Ben trat hinter ihnen ins
Zimmer. Ich blieb mit dem Fernglas in der einen Hand und einem
Schinkensandwich aus der Hotelbar in der anderen am Fenster
stehen.
Breaker stellte uns formell vor: »Hal Cousins, darf ich Sie
mit Nate Carson von den staatlichen Gesundheitsbehörden bekannt
machen?«
»Ich freue mich, Sie kennen zu lernen«, sagte Carson. Er
war Anfang dreißig, hatte schulterlanges, braunes Haar und ein
schmales, blasses, aristokratisches Gesicht. Er streckte mir seine
Hand entgegen, doch ich schüttelte den Kopf: Tut mir Leid. Er zog seine Hand mit einem Blick auf Breaker zurück und
grinste peinlich berührt. »Ach ja.«
»Und das hier ist Dr. Val Candle. Sie ist von der NSA –
den vollen Namen wage ich nicht auszusprechen – und innerhalb
des Sicherheitsdienstes Spezialistin für
Bioinformatik.«
Val Candle war schätzungsweise Ende dreißig. Sie hatte
stark ausgeprägte Gesichtszüge, die ihre Abstammung aus dem
Vorderen Orient nicht verleugnen konnten: elegante, traurig wirkende
Augenbrauen; große, schwarze Augen, von dezenten Lidschatten
betont; eine große, aber klassische Nase. Ihr dichtes schwarzes
Haar hatte sie locker hochgesteckt. Je nach Stimmung hätte ich
sie entweder als reizlos und bieder oder als umwerfend schön
bezeichnet. Allerdings war nicht zu übersehen, dass es ihr
ziemlich egal war, was irgendjemand von ihr dachte. Sie war ein Profi
und sprach knapp und militärisch; ihre Stimme war tief und hatte
einen herausfordernden Brooklyn-Akzent. »Sie sehen nicht
besonders gut aus, Dr. Cousins«, bemerkte sie.
»Ich fühle mich auch nicht besonders gut«,
erwiderte ich. »Was war in diesem Gegenmittel, außer
Abführmittel und Brechwurz?«
»Verzweiflung und Hoffnung«, sagte sie. »Wir lernen
derzeit noch eine Menge. Ich wünschte nur, man hätte uns
schon vor Jahren mit dem Fall betraut.«
»Lassen Sie uns jetzt alles noch einmal durchsprechen«,
sagte Breaker. »Sie wurden, was die Lage in Washington betrifft,
bereits unterrichtet. Der Präsident befindet sich zwar in der
Entgiftung, aber er weigert sich nach wie vor, die notwendigen
Papiere zu unterzeichnen. Das schränkt unseren Handlungsrahmen
ein. Der Vizepräsident ist in Israel, der Parlamentssprecher wer
weiß wo, so dass im Augenblick der Verteidigungsminister die
Leitung unserer Operation innehat. Allen anderen im Weißen Haus
geht es hundeelend. Der Direktor des FBI hat heute Nachmittag um
fünfzehn Uhr Selbstmord begangen. Der neue Direktor der CIA hat
unsere Operation genehmigt, aber große Teile der Organisation
leisten nach wie vor Widerstand und müssen entweder als
Überläufer oder als nachhaltig markiert betrachtet werden.
Im Augenblick findet im Pentagon eine Krisensitzung statt, aber wir
werden die Initiative ergreifen und unseren Schlag gegen die Lemuria führen, noch ehe die Sitzung beendet ist.«
Breaker wandte sich mir zu. »Hier mein Vorschlag, wie die Sache
über die Bühne gehen soll: Sie begleiten unsere Männer
auf die Lemuria, damit wir einen Experten vor Ort haben. Mr.
Bridger kommt ebenfalls mit. Sie besitzen beide eine Menge Erfahrung
mit Silk-Operationen. Jemand wird zu Ihrem Schutz
abgestellt.«
»Woher wollen Sie wissen, ob Ihre Leute markiert sind oder
nicht?«, erkundigte ich mich.
Ben klemmte sich ein Album aus der Sammlung der Golochowa unter
den Arm und ging zum großen Fenster hinüber.
»Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, Dr.
Cousins«, erwiderte Breaker. »Ich werde die nächsten
Stunden damit verbringen, die Wogen im Umgang mit den noch immer
widerstrebenden Leuten in Washington zu glätten. Ein paar
Agenten der alten Garde und Politiker, die nicht von Silk
markiert sind oder gesteuert werden, können sich noch immer
nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass wir all diesen
sorgfältig verbuddelten Giftmüll wieder ausgraben. Ich habe
mich dafür eingesetzt, dass Sie bei der Säuberungsaktion
dabei sind, weil Sie wissen, wonach Sie suchen müssen.«
»Wir hoffen, dass er es weiß«, murmelte Val
Candle.
»Zwei Schiffsarchitekten werden noch vor Mitternacht mit den
Schiffsplänen hier eintreffen. Das ist alles, was wir Ihnen
über die Operation mitteilen werden, bis Sie unterwegs
sind«, sagte Breaker. »Aber seien Sie versichert, es ist
noch weiteres geplant.«
»Wir könnten sie doch jetzt schon im Hafen
aufbringen«, schlug Ben vor, der nachdenklich aus dem
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