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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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haben vier Krankenhäuser auf der Lemuria«, erklärte Mrs. Holloway, »und siebzehn Fachkliniken mit
einhundertsiebenundfünfzig staatlich
geprüften…«
    »Wir wollen zum Krankenhaus im ersten Turm«, sagte
Delbarco. »Zu Goncourts medizinischem Zentrum.«
    Der Lieutenant von der Küstenwache nahm auf seinem
Walkie-Talkie einen Funkspruch entgegen.
    »Das ist eine private Einrichtung – das
Goncourt-Ausbildungszentrum«, erklärte Mrs. Holloway.
»Sportmedizin. Noch nicht eröffnet und eigentlich auch kein
öffentlich zugängliches Krankenhaus,
deshalb…«
    »Wir haben den Befehl erhalten, die Sache abzubrechen«,
fiel der Lieutenant Mrs. Holloway ins Wort. »Es ist vorbei. Die
Operation wurde abgeblasen. Wir sollen uns mit der
Helikopterbesatzung am Hubschrauberlandeplatz treffen oder uns vorne
auf der Plattform am Bug einfinden – was immer für uns
näher ist.«
    »Das können die nicht allein entscheiden. Wir haben da
auch ein Wörtchen mitzureden. Ignorieren Sie den Befehl«,
empfahl Ben ihm.
    Der Lieutenant musterte ihn kühl. »Irgendwas ist hier
faul. Und ich habe meine Befehle«, erklärte er.
    »Dann gehen Sie«, sagte Breaker. »Aber die
Marineinfanteristen bleiben hier.«
    »Bei allem Respekt, Sir, wir werden…«
    »Hauen Sie schon ab!«, brüllte Breaker. Delbarco
trat neben ihn, um Breakers Worten mit giftigen Blicken Nachdruck zu
verleihen.
    Widerstrebend zogen die Jungs von der Küstenwache ab,
während die Marinesoldaten an Ort und Stelle blieben.
    »Soll ich auch gehen?«, erkundigte sich Mrs. Holloway
hoffnungsfroh.
    »Zum Krankenhaus«, entgegnete Delbarco und packte sie
beim Ellbogen.
    •
    Es war einerlei, wie oft wir die Pläne und Karten studiert
hatten: Binnen zehn Minuten hatten wir uns verlaufen. Die
Schiffsdecks waren ein einziges Labyrinth aus Passagen, Promenaden,
Galerien, mehrstöckigen Lüftungsschächten, Salons,
Lounges, Bars, Restaurants, Geschäften – allesamt in
unterschiedlichen Stadien der Vollendung. Wir fuhren eine lange
Rolltreppe mittschiffs hinauf und starrten zu einem riesigen
Oberlicht aus buntem Glas empor. Bogen im Atrium links ab, zu einer
weiteren Rolltreppe…
    Mrs. Holloway sah mittlerweile blass um die Nase aus.
Schließlich landeten wir auf der Steuerbord-Promenade und
entdeckten eine Reihe von Türen, die zu leeren
Eigentumswohnungen führten.
    Wir befanden uns keineswegs dort, wo wir uns hätten befinden
sollen.
    Die Barrikaden aus Einrichtungsgegenständen und Baumaterial
hatten Mrs. Holloway ebenso durcheinander gebracht wie uns
übrige. Nachdem wir eine halbe Stunde lang im Zickzackkurs vor
und zurück, treppauf und treppab gegangen waren, um
schließlich am selben Ort herauszukommen, an dem wir zuvor
schon gewesen waren, fing sie zu weinen an. »Sie haben die
Deck-Beschilderung noch nicht angebracht. Wir gehen zu schnell«,
jammerte sie. »Bitte, ich möchte wissen, ob wir in
Gefahr sind. Ich kann Ihnen jetzt nicht mehr helfen. Wir befinden uns
außerhalb meines Zuständigkeitsbereichs.«
    Fast im Gleichschritt gingen Ben und Delbarco zum nächsten
Bullauge. Als Delbarco ihr Gewehr hob und einen Feuerstoß
hineinjagte, verwandelte sich das Sicherheitsglas in unzählige
Diamanten, die kreuz und quer durch die Luft flogen. Mrs. Holloway
krümmte sich zusammen und hielt sich die Hände vor die
Augen.
    Ben beugte sich hindurch und sah nach oben, zur Seite und nach
unten. »Die Richtung«, er deutete schräg nach vorn.
Delbarco war derselben Meinung.
    Wir näherten uns einer Feuertür aus geriffeltem Stahl,
die einen breiten Gang versperrte. »Was ist das für ein
Gestank?«, fragte einer der Marinesoldaten und hob schnuppernd
die Nase. Irgendetwas stank in der Tat faulig und Ekel erregend.
    »Der Alarm ist abgestellt worden«, sagte Mrs. Holloway.
»Diese Tür müsste eigentlich offen sein.« Sie
nahm einen Schlüssel aus der kleinen Tasche, die sie am
Handgelenk trug, und schob ihn in einen roten Kasten an der Tür.
Als die Stahltür gehorsam zur Seite glitt, schwappte uns eine
schleimige Flüssigkeit entgegen.
    Wir wichen zurück, angewidert von einem unglaublichen,
atemberaubenden Gestank wie von verwesenden Stinktieren. Eine
eiterähnliche, rosafarben und grünlich schillernde, von
geronnenen gelben Streifen durchzogene Flüssigkeit bedeckte den
Boden zu unseren Füßen.
    Mrs. Holloway erlitt einen hysterischen Anfall.
    »Lasst sie gehen«, sagte Delbarco. Breaker nahm Mrs.
Holloway bei den Schultern und deutete in Richtung des Achterschiffs.
Ihr

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