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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Kleid hochraffend, rannte sie, ohne sich noch einmal umzusehen,
mit schnellen, federnden Schritten davon.
    »Sagen Sie uns, was das ist«, ächzte Breaker, den
Blick auf Candle, danach auf Carson gerichtet.
    »Sieht aus und stinkt wie eine kontaminierte
Flüssigkeit«, erwiderte Carson.
    Breaker quittierte es mit einem resignierten höhnischen
Grinsen. Sie drehten sich zu mir um.
    »Es ist eine Kultur«, sagte ich und deutete auf einen
zähen Faden Schleim, der von einem Sprinklerkopf herabhing.
»Jemand hat einen Tank mit der Bakterienkultur an die
Sprinkleranlage angeschlossen.«
    Das erklärte das brennende Küchenfett und die dünne
Rauchfahne, die wir gesehen hatten. Der Feueralarm, der die
Sprinkleranlage aktiviert hatte, war absichtlich ausgelöst
worden. Und bestimmt von keinem, der auf unserer Seite stand.
    Breaker schloss die Augen. »Und wir haben keine
Schutzanzüge.«
    »Sind wir nicht immunisiert?«, fragte Delbarco.
    »Irgendjemand hat geplaudert«, knurrte Ben. »Was
wollen wir wetten, dass Golochow etwas Neues ausprobiert?«
    Vier unserer Marinesoldaten fingen zu husten an, fuchtelten mit
den Händen, husteten noch stärker, entschuldigten sich,
krümmten sich zusammen und fielen auf die Knie. Trotz ihrer vom
Keuchen verzerrten Gesichter konnte ich sehen, dass sie
lächelten. Ihr Husten ging allmählich in ein Kichern und
dann in schallendes Gelächter über.
    Zwei weitere Marinesoldaten schüttelten die Köpfe,
schwangen die Gewehre von den Schultern und streckten sie weit von
sich weg, als wollten sie die Waffen nicht beschmutzen, falls sie
sich übergeben mussten.
    Candle sah aus, als würde sie sich im nächsten
Augenblick in Stein verwandeln. Carson zog sich von den Soldaten
zurück und entsicherte seine Pistole.
    »Reine Hysterie«, sagte Delbarco kopfschüttelnd.
»Hier ist doch gar nichts!«
    »Aerosole«, sagte ich. »Es könnte im ganzen
Schiff eine Aerosolwolke in der Luft hängen. Bakterien,
Phagen… Wir atmen sie seit einiger Zeit ein. Direkt in unsere
Lungen.«
    Delbarco sah aus, als hätte ihr jemand soeben in den Magen
getreten. »Verdammt«, sagte sie und brachte ihr Gewehr
wieder in Anschlag. »Hoch mit euch, auf die Beine. Wir
müssen weiter.«
    Als Breaker die Hand auf ihr Gewehr legte, schwang sie den Lauf
zur Seite und funkelte ihn wütend an.
    »Scheiß drauf«, knurrte Breaker.
    »Machen wir, dass wir hier wegkommen«, raunte Ben mir
zu.
    »Das ersparen wir uns besser.« Er packte mich beim Arm
und führte mich weg. In diesem Moment blickte einer der auf den
Knien liegenden Marinesoldaten auf, merkte, dass wir uns
davonschleichen wollten und griff nach seinem Gewehr.
    »Ma’am!«, sagte er, aber Delbarco beachtete ihn gar
nicht, da sie und Breaker einander unablässig fixierten.
    »Wir werden manipuliert«, sagte Breaker. »Uns
bleibt nichts anderes übrig, als zum Kabinenkreuzer
zurückzukehren.«
    »Da bin ich anderer Meinung«, zischte Delbarco.
    »Ich habe das Kommando.«
    »Wegen einem Eimer voll Eiter werde ich diese Operation auf
keinen Fall abbrechen, verdammt noch mal!«
    »Schneller«, drängte Ben leise.
    »Lassen Sie Ihre Waffe fallen, Agentin Delbarco«, befahl
Breaker.
    »Aber die Sicherheit der ganzen Nation steht hier auf dem
Spiel!«
    »Lassen Sie die Waffe fallen!«
    Ich warf einen Blick über die Schulter: Auf Breakers Gesicht
lag ein vernünftiger, ja sogar liebenswürdiger Ausdruck. Er
streckte die Hand aus und räusperte sich.
    Als Delbarco das Feuer eröffnete, wurde Breaker
rückwärts gegen ein Schott geschleudert. Die Kugeln
zischten und schwirrten über das Deck. Ein Querschläger
traf einen der Marinesoldaten in die Nase. Während er nach
hinten kippte, entlud sich sein Gewehr. Ich spürte den Luftzug,
als die Kugeln an meinem Ohr vorbeizischten.
    Ben hatte Recht gehabt. Die Lemuria aufzubringen und Maxim
Golochow zu stellen ähnelte tatsächlich dem Versuch, einen
riesigen Eiterherd zu beseitigen. Wir waren mit der Entwicklung
unseres Gegenmittels nicht so vorangekommen, wie wir gehofft hatten.
Aber das war Ben wohl ebenso klar gewesen wie mir selbst; jeder
hätte es sich denken können. Schließlich befasste
sich Golochow schon seit mehr als siebzig Jahren mit Mikroben.
    Wir spurteten zur Rolltreppe und stürmten die Stufen, drei
auf einmal nehmend, hinauf.
    Als wir auf eine Gruppe von vier Marinesoldaten stießen, die
blaue Armbinden trugen und Lampen zum Zielschießen benutzten,
trennten wir uns voneinander.
    »Hühnerkacke!«, brüllte einer

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