Jaegerin der Daemmerung
für Wachen?«
Es war Natalya, die antwortete: »Mein Bruder wurde - auch von mir - so lange als Feind betrachtet, dass es für die meisten schwierig ist, sich vorzustellen, dass dem nicht mehr so ist.«
»Du trägst zudem den Sohn des Prinzen unter dem Herzen«, sagte Gregori freundlich. »Viele halten es für einen eigenartigen Zufall, dass Razvan ausgerechnet jetzt aufkreuzt, wo du kurz vor der Niederkunft stehst.«
»Aber Mikhail würde nie jemanden in unser Haus bitten, wenn er sich nicht sicher wäre«, warf Raven ein. »Das ist doch völlig lächerlich.«
»Hinzu kommt, dass er mir auch nicht so ganz über den Weg traut«, meldete Ivory sich zu Wort, die nicht bereit war, den Prinzen so leicht entkommen zu lassen, »weil ich eine Malinov bin.«
»Die jahrhundertelang für tot gehalten wurde«, sagte Gregori. »Es stimmt, es gibt viele unter uns, die nach wie vor misstrauisch sind. Aber ich war in deinen Gedanken, habe dich und Razvan geheilt. Ich weiß, was ihr auf euch genommen habt, um der Bauernfamilie das Leben zu retten.«
»Erzähl mir, wie es dem Mädchen geht«, bat Ivory erneut.
»Es lebt und ist wohlauf«, versicherte Gregori ihr. »Falcon und Sara kümmern sich um die Familie, bis das Kind wieder völlig genesen ist. Wir haben sie im Gasthof untergebracht und werden alles daransetzen, dass sie schon bald wieder ein normales Leben führen können. Fast alles, was sie besessen haben, ist zerstört worden. Sie können von Glück sagen, dass der Vampir nicht alle Tiere getötet hat, was oft vorkommt. Offensichtlich seid ihr rechtzeitig dazugekommen und habt ihn gestört, bevor er den ganzen Bauernhof demolieren konnte.«
»Habt ihr die Erinnerungen der Familie ausgelöscht?«, erkundigte sich Ivory.
Mikhail legte die Stirn in Falten und beugte sich nach vorne. »Bei den Eltern war es verhältnismäßig einfach, aber die Kinder leiden noch immer unter schlimmen Albträumen. Gregori versucht, ihnen zu helfen. Manche sind eben widerstandsfähiger als andere. Aber ich würde gerne mehr über deine Wölfe erfahren.«
Ivory erstarrte, genau wie Razvan, der noch immer mit ihrem Bewusstsein verbunden war. Beide wussten, dass das keine beiläufige Frage war. »Ich habe dem Rudel, das mir geholfen hat, ein Versprechen gegeben und habe es bis heute nicht gebrochen. In dem Sommer, in dem sie das Licht der Welt erblickten, gab es viel Wild. Der Winter war recht milde gewesen. Mein Rudel hatte zwei Würfe Nachwuchs, was in guten Jahren manchmal vorkommt. Ich habe den Tieren bei der Jagd geholfen, damit sie keinen Hunger leiden mussten. Doch dann kamen die Vampire, haben das Rudel getötet, um mich hervorzulocken.«
Als Razvan sah, dass die Finger auf ihrem Schoß zitterten, legte er seine Hand darauf und fuhr zärtlich mit dem Daumen über ihre Haut. Obwohl Ivory ihn nicht ansah, öffnete sie ihren Geist für ihn und ließ sich von ihm trösten, ohne dass die anderen es mitbekamen. Es war einer der schlimmsten Momente, an den sie sich erinnern konnte, als sie das sterbende Rudel fand.
»Die Welpen waren alles, das von dem ursprünglichen Rudel geblieben war. Sie waren schwer verletzt, und ich war seinerzeit nicht richtig ...« - sie suchte nach den richtigen Worten - »bei Verstand. Da mir selbst das Mondlicht große Probleme bereitete, verbrachte ich die meiste Zeit im Dunkel der Erde. Ich brauchte das Rudel, um selbst überleben zu können, und brachte es damals nicht übers Herz, es sterben zu lassen. Also kroch ich in ihren Bau und ließ sie von meinem Blut trinken. An Tagen, an denen ich selbst sehr schwach war, hatte ich keine andere Wahl, als mich bei ihnen zu nähren. So ging das über Wochen, bis schließlich der Erste von ihnen die Gestalt wechseln konnte.«
Nur zu gut konnte Ivory sich an den Moment erinnern, als Raja vor Schmerzen geschrien hatte und sie sich Selbstvorwürfe gemacht hatte wegen dem, was sie getan hatte. »Ich habe genau darauf geachtet, dass sie nur dann jagen, wenn ich dabei bin. Ich füttere sie und sorge mich um sie. Und sie pflanzen sich nicht fort.« Ivory hob den Kopf und sah dem Prinzen gerade in die Augen. »Sie sind meine Familie. Seit Jahrhunderten gehen wir gemeinsam auf die Jagd nach Vampiren, und sie haben mir unzählige Male das Leben gerettet.« Ihr Blick sprach Bände - dass sie bereit war zu sterben, um ihr Rudel zu retten.
»Dir ist hoffentlich klar, dass sie eine Gefahr darstellen, sobald sie dazu übergehen, Menschen als Nahrungsquelle zu betrachten«,
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