Jaegerin der Daemmerung
kennenzulernen. Momentan kann sie nicht aufstehen, um euch hier draußen begrüßen zu können, aber sie hatte gehofft, ihr brächtet ein wenig Zeit mit, um euch mit ihr zu unterhalten.«
Mikhail ließ den Blick über den Wald schweifen, ehe er verärgert den versteckten Jägern eine Nachricht schickte. Das sind meine Gäste, und sie sind willkommen. An seine Besucher gewandt sagte er um einiges freundlicher. »Bitte, nehmt meine Entschuldigung an und kommt herein.«
Ivory blickte zu Razvan. »Die Entscheidung liegt bei dir. Wenn du das Gefühl hast, nicht willkommen zu sein, möchte ich auch nicht bleiben.« Wenn sie jedoch ehrlich war, brannte sie darauf, Neuigkeiten zu erfahren. Für eine erfolgreiche Jagd auf Xavier war es wichtig, jedes noch so kleine Detail zu kennen, das die Karpatianer ihnen liefern konnten.
Gregori trat aus dem Haus, die Arme über der Brust verschränkt. »Jedes Mal, wenn ich dich aus den Augen lasse, machst du dich zur Zielscheibe«, sagte er leicht grinsend zu Mikhail, ehe sein Blick zu dem Drachensucher glitt. »Wenn der Prinz möchte, dass ihr ihm einen Besuch abstattet und eure Sicherheit garantiert, ist das eine große Ehre.«
Ivorys Augen blitzten auf. »Nur, wenn der Besuch dem Prinzen auch vertraut.«
»Und, tust du das?«, fragte Mikhail und hielt ihren Blick gefangen. »Vertraust du mir?«
Ivory hüllte sich einen Augenblick lang in Schweigen und musterte eingehend sein Gesicht. Er war so anders als sein Bruder. Ein bisschen wie sein Vater. Sie spürte, wie Razvan nach ihren Gedanken tastete - um sie zu unterstützen und um ihr beizustehen, falls die Vergangenheit sie einholen sollte. Razvans Loyalität gehörte ihr, niemandem sonst.
»Ja.«
Mikhail trat beiseite und wies mit einer leichten Verbeugung auf die Eingangstür. »Wenn ich euch dann hereinbitten dürfte.« Sein Blick glitt zu Razvan. »Euch beide.«
Als Razvan sich in Bewegung setzte und an Ivory vorbeiging, schickte er seine Sinne voraus, um die Anwesenden zu überprüfen. Im Haus befanden sich zwei Frauen und eine Handvoll Männer. In der Nähe der Tür blieb er stehen und blickte zu Gregori.
»Glaubst du wirklich, wir würden euch in einen Hinterhalt locken, während der Prinz und seine Seelengefährtin zugegen sind?«, zischte Gregori mit funkelnden Augen.
Razvan blieb vollkommen unbeeindruckt von der Zurechtweisung. »Erzähl mir nicht, dass du an meiner Stelle nicht auch misstrauisch wärst und alles daransetzen würdest, deine Seelenpartnerin zu beschützen.« Während seine Stimme kühl blieb, loderte in seinem Blick sengende Hitze. »Ich kann ihren Argwohn spüren. Wir möchten uns lediglich bedanken und dann wieder verschwinden. Wir sind nicht hier, weil wir etwas von euch wollen.«
Eine Frau mit blondem Haar, das von roten Strähnen durchsetzt war, kam auf die Veranda gestürzt. Der einhaltgebietenden Geste ihres Seelengefährten, eines imposanten, hochgewachsenen Kriegers mit stahlgrauen Augen und grimmigem Mund, schenkte sie dabei keinerlei Beachtung. »Razvan, bitte.«
Razvan blinzelte. Sein Innerstes bröckelte, zerfiel in Einzelteile, auch sein Herz. Und seine Seele. Für den Bruchteil einer Sekunde gab es nur diese Frau. Die Frau, für die er alles gegeben hatte. Sein Leben. Seine Seele. Seine geistige Gesundheit. Alles.
»Natalya«, keuchte er mit zittriger Stimme.
Ihm war, als würde er alles nur noch verschwommen wahrnehmen, während er vor ihr stand, sich nackt und unendlich verwundbar fühlte. Sich aus der Ferne mit seiner Zwillingsschwester zu unterhalten, in einer Art Traumwelt, in der er vor den Anklagen, die sie bestimmt in ihrem Herzen trug, sicher war, war eine Sache, ihr tatsächlich gegenüberzustehen etwas vollkommen anderes. Sie, die Xavier bewusst mit falschen Informationen gefüttert und sie gezwungen hatte, für ihn Zaubersprüche zu erfinden, indem er Razvan benutzte ...
Sofort verband sich Ivory mit seinem Verstand und seinem Herz. Ich bin bei dir.
Vier Worte, die alles für ihn bedeuteten. Sie meinte, was sie sagte. Ivory, die unvergleichliche Kriegerin, stand ihm bei, war stolz auf ihn. Auf ihren gefallenen Engel - ihren Seelengefährten.
Natalya hatte Tränen in den Augen. »Razvan, geh bitte nicht.«
Razvan öffnete den Mund, blieb aber stumm. Erst musste er den Kloß in seinem Hals runterschlucken, um nicht zu ersticken. Wie von selbst streckte er eine Hand nach vorne und berührte ihr leuchtendes Haar. Weinend warf Natalya sich ihm in die Arme. Kaum konnte
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