Jaegerin der Daemmerung
sagte Gregori.
Ivory antwortete mit einem kühlen Blick. »Nicht mehr und nicht weniger, als es bei uns auch der Fall wäre. Sollte das je passieren, müsste der Wolf gejagt und getötet werden.«
Mikhail hielt eine Hand in die Luft. »Wir wollten einfach nur wissen, was es mit den Tieren auf sich hat. Wie es jedoch scheint, hast du sie gut unter Kontrolle.«
Razvan wurde zunehmend unruhiger. »Es ist bereits spät, und wir haben noch nichts gegessen. Dem Rudel geht es gut, aber wir müssen noch etwas zu uns nehmen, ehe wir wieder nach Hause zurückkehren.«
Bei den Worten nach Hause machte sein Herz einen freudigen Hüpfer. Er konnte es kaum abwarten, dieses Haus wieder zu verlassen. Er konnte sich auch kaum daran erinnern, wann er das letzte Mal mit so vielen Menschen unter einem Dach gewesen war, alle Augen auf ihn gerichtet. Ivory, die sich nicht minder unwohl fühlte, konnte ihre wahren Gefühle viel besser verstecken.
»Wir könnten euch beide nähren«, sagte Mikhail. »Denn es gibt einen Grund, warum ich euch um euren Besuch gebeten habe.«
Ivory ließ sich behutsam nach hinten fallen, doch Razvan bemerkte, wie ihre Finger mit der Armbrust spielten und die Wölfe in Lauerstellung gingen. »Das überrascht mich nicht sonderlich.«
Mikhail lächelte sie an. »Uns sterben die Kinder weg, noch ehe sie das Licht der Welt erblickt haben, Ivory. Ich habe nicht genug Zeit, um auf die Details einzugehen. Unsere klügsten Köpfe haben versucht, eine Lösung für dieses Problem zu finden. Vor Kurzem ist uns der Durchbruch gelungen. Wir haben herausgefunden, dass Xavier die vielen Fehlgeburten verursacht. Er setzt mutierte Mikroben ein, die unsere Ungeborenen angreifen. Da die Parasiten in der Erde leben, ist uns leider auch nicht damit geholfen wegzugehen, obwohl wir das bereits in Erwägung gezogen haben, denn er kann überall die Erde erneut verseuchen. Uns bleibt nur eins: Wir müssen ihn aufhalten.«
»Genau das ist auch unser Ziel«, sagte Ivory.
»Gregori erzählte mir, ihr beide wärt darauf aus, Xavier zu vernichten. Er ist übrigens überzeugt davon, dass, wenn es überhaupt jemandem gelingen könnte, ihr die besten Chancen habt. Ich vertraue Gregori genauso wie meinen Instinkten. Wir würden euch gerne unterstützen, sofern es in unserer Macht steht.«
»Nein!«, rief Natalya. »Nein, Razvan.« Sie schüttelte Vikirnoff ab, erhob sich und stemmte die Hände in die Hüfte. »Ich habe dich gerade erst wiedergefunden. Du musst dich von ihm fernhalten, zumal er dich noch immer jagt.«
Razvan stieß einen Seufzer aus. Schon als Kind hatte er es nicht gut ertragen können, wenn Natalya sich aufregte. Jetzt, als Erwachsene, hatte sich nichts daran geändert.
»Ich kenne ihn besser als jeder andere, Natalya«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Und Ivory hat sich eingehend mit ihm befasst und sogar mit ihm zusammengearbeitet, damals, als sie bei ihm in der Lehre gewesen war. Sie weiß, wie seine Zauber funktionieren, und kann Gegenzauber ausarbeiten. Mikhail hat recht, wenn er sagt, dass Ivory und ich wohl die besten Chancen haben, ihn aufzuhalten.«
»Aber das ist nicht gerecht. Du hast schon so viel Leid erlebt.« Genau genommen meinte Natalya, dass sie ihn nicht wieder aufgeben wollte, jetzt, wo sie ihn nach all den Jahren endlich wiederhatte.
Vikirnoff streckte eine Hand aus. Nach einem Moment des Zögerns nahm Natalya sie, lehnte sich gegen ihn und kämpfte sichtlich gegen ihre Tränen an.
»Die Opfer, die Ivory und Razvan gebracht haben, könnten der Schlüssel zum Erfolg sein, zur Rettung unserer Leute«, fasste Mikhail zusammen. »Die beiden kennen ihn aus den Jahren, in denen wir Xavier tot wähnten. Außer Lara haben wir niemanden, der die Ungeborenen am Leben halten kann. Irgendwann wird auch sie uns nicht mehr helfen können. Wir haben vier Frauen - Syndil, dich, Lara und Skyler -, die die Erde reinigen können. Derzeit steht es schlecht um unser Volk. Selbst wenn es uns gelänge, Xavier zu stoppen, hieße das noch lange nicht, dass unser Überleben gesichert wäre. Wir brauchen Razvan und Ivory. Wir sind auf jeden Krieger angewiesen, der die Fähigkeiten einsetzen muss, über die er verfügt.«
»Ich verstehe nicht ganz, was es mit diesen Mikroben auf sich hat«, sagte Ivory stirnrunzelnd. »Während unserer Genesung bin ich in deinem Geist auf Bilder davon gestoßen. Aber ich verstehe nicht so ganz, was sie sind und wozu sie benutzt werden. Xavier hat Parasiten gezüchtet, um die
Weitere Kostenlose Bücher