Jaegerin der Daemmerung
Malinov übergeben werden sollte, wollte er sich selbst davon überzeugen, was das Pärchen im Schilde führen mochte.
André hingegen reiste wie ein Geist durch die Weltgeschichte und war jetzt nur gekommen, um seinen Respekt und seine Treue zu bekunden. Er sprach nicht viel, wahrte stets Distanz. Wie bei den meisten Ältesten streiften seine Augen stets rastlos umher, waren ständig in Bewegung. Jetzt, wo seine Widerstandsfähigkeit allmählich nachließ, suchte er fieberhaft nach seiner Seelengefährtin. Er gehörte zu jenen Junggesellen, auf die Gregori ständig ein Auge hatte. Sowohl Tarik als auch André standen kurz davor, auf die dunkle Seite zu wechseln und zu Vampiren zu werden.
Mataias, Lojos und Tomas waren nur selten einzeln anzutreffen. Wie die meisten Geschwister, die gemeinsam aufgewachsen waren, hatten sie sich geschworen, einander in schweren Zeiten beizustehen. Sie stammten aus einem alten Geschlecht berühmter Krieger, einer respektierten Familie, die in jeder Generation zahlreiche Kinder hervorgebracht hatte, von denen aber nur wenige überlebt hatten. Nach den Jungen hatten zwei Mädchen das Licht der Welt erblickt, die aber nur zwei Sommer erleben sollten. Als ihre Mutter wieder mit Drillingen schwanger war, hatte ein Meistervampir ihre Eltern zu Vampiren gemacht. Unablässig und über zwei Kontinente jagten die Brüder daher nach Vampiren, womit sie erst dann aufhören würden, wenn die Untoten vernichtet waren. Sie wollten Gerechtigkeit für ihre Eltern und Geschwister. Inzwischen hatten sie sich damit einen gewissen Ruf erworben.
Gregori verschränkte die Arme über der Brust und ließ, um sicherzugehen, dass keiner von ihnen sich lustig machte oder wütend war, den Blick über die Jäger schweifen. Sie gehörten zum alten Stamm. Jeder ein erfahrener Jäger. Und dennoch, was sie taten, war töricht und mehr als nur ein bisschen gefährlich. Sie hätten es eigentlich besser wissen müssen.
»Habt ihr in Betracht gezogen, dass ihr einem Paar folgt, dem euer Prinz freies Geleit zugesichert hat?«, fragte er mit neutraler Stimme.
Vikirnoff zuckte unbeeindruckt mit den Achseln. »Dieser Weg ist ein wenig gefährlich. Es wäre nachlässig von uns, wenn wir nicht auf die Gäste des Prinzen achtgäben.«
Gregoris Augenbrauen kletterten weiter in die Höhe. »Verstehe. Unter den Umständen macht es euch doch sicherlich nichts aus, wenn ich mitkomme und darauf achte, dass auch euch nichts zustößt.«
Ein entnervter Ausdruck huschte über Vikirnoffs Gesicht. »Ich denke nicht, dass wir Schutz brauchen, aber du bist natürlich herzlich willkommen, dich uns anzuschließen. Es wäre allerdings ratsam, wenn du deine Anwesenheit verbergen würdest. Da ich beiden Blut gegeben habe, ist es für mich leicht, ihnen zu folgen.«
»Das wird interessant, denn ich habe ihnen ebenfalls Blut gegeben. Zwischen uns beiden dürfte es also keine größeren Probleme geben.«
André und Tarik tauschten einen langen Blick aus, ehe sie die Augen zusammenkniffen und durch das immer dichter werdende Schneegestöber spähten.
»Hat es mit diesem Pärchen etwas auf sich, von dem wir wissen sollten, Gregori?«, fragte Tarik. Neben seinem amerikanischen Akzent war in seiner Aussprache immer noch der europäische Klang herauszuhören.
Gregori schüttelte den Kopf. »Ich bin überzeugt davon, dass keiner von euch ihnen folgen würde, wenn ihr nicht schon etwas über sie wüsstet.«
»Wir folgen einer Frau«, sagte André. »Nur einer Frau und ihrem Gefährten, der kein sonderlich guter Kämpfer ist.«
Gregori folgte den anderen durch den Schnee. »Um fair zu bleiben: Sie haben es mit einem Meistervampir aufgenommen und einer vierköpfigen Familie das Leben gerettet.«
André zeigt mit einer ausladenden Geste um sich herum. »Die beiden toben wie Kinder im Wald herum, während sie ein Buch von immenser Wichtigkeit bei sich haben.«
»Tun sie das? Ein Buch von immenser Wichtigkeit?«
Vikirnoff funkelte ihn an. »Es reicht, Gregori. Dich scheint das Ganze hier zu amüsieren, aber du hast nicht gesehen, was ich gesehen habe, als Natalya das Buch an sich genommen hat. Es ist gefährlich. Zu gefährlich, um es unbewacht Leuten mitzugeben, die wir nicht kennen, obwohl es hier nur so von Feinden wimmelt.«
»Lass dir gesagt sein, Vikirnoff, dass ich alles andere als amüsiert bin.« Gregori ließ sich ein wenig zurückfallen, bevor er den Mann als Dickkopf beschimpfte, und weil er wusste, dass die Gruppe um Vikirnoff ihre
Weitere Kostenlose Bücher