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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Respekt geflüstert gehört. Du führst dieses Geschlecht fort und vertrittst es würdig.«
    Es begann zu schneien. Kleine Kristalle von erlesener Schönheit segelten zu Boden. Razvan bemerkte, dass sie keine Fußspuren hinterließen, weil Ivory sie verschwinden ließ. Im Gegenteil zu ihrer Fährte. Jeder, der sie aufspüren wollte, sollte merken, dass sie die Richtung wechselten und einen großen Bogen schlugen.
    Fröhlich lief Razvan neben Ivory her, hob ab und zu eine Handvoll Schnee auf, formte Schneebälle und warf sie wahllos gegen Baumstämme, an denen sie vorbeikamen. Ihm war, als wäre er wieder ein Kind, so unbeschwert und übermütig. Fast so wie gleich nach seiner Genesung, als er mit den Wölfen herumgetollt war.
    »Du genießt jede Sekunde und führst dein Leben ganz bewusst«, durchbrach Ivory die Stille.
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich nur überleben kann, wenn ich jeden einzelnen Moment auslebe. Wenn ich etwas tue, dann mit Leib und Seele. Ich genieße es, erdulde es oder überlebe es.« Sein Blick schweifte über die schneebeladenen Bäume, an denen bizarre Eisformationen hingen. »Das hier ist das Paradies für mich.«
    »Ein Waldspaziergang im Schnee, in der Hoffnung, etwaige Verfolger abzuschütteln?« Sie lachte und schüttelte den Kopf. »Du bist schon etwas seltsam. Ich mag das.«
    Voller Freude stieß Razvan ein tiefes, kehliges Lachen aus, das Ivory durch und durch ging und ihr Herz zum Singen brachte. Sie kam sich wie eine Närrin vor, doch es war ihr einerlei. Sie lächelte einfach darüber.
    »Wir haben alles, was wir uns im Moment wünschen können. Du. Ich. Das Rudel. Sieh dich nur mal um. Eine märchenhafte Winterlandschaft. Wir sind glücklich. Egal, was uns noch erwartet, diesen Moment kann uns niemand mehr nehmen. Wir machen einfach das Beste daraus, denn wir werden diese Augenblicke nie wieder zurückbekommen.«
    Kaum hatte er die letzte Silbe ausgesprochen, warf er einen Schneeball auf sie und sprintete los. Das Geschoss landete in ihrem blauschwarzen Haar und zerfiel in kleine weiße Flocken.
    Sofort verfolgte Ivory ihn, las im Laufen ebenfalls Schnee auf, formte einen Ball und warf ihn so präzise wie sonst ihre Pfeile.
    Razvan duckte sich und warf ihr lachend einen Blick über die Schulter zu. Sie war wunderschön anzusehen; das betörende Spiel ihrer Muskeln, wenn sie mit langen Schritten durch den Schnee lief, gefiel ihm. Vor Eifer erschienen ihre Augen riesengroß. Es war äußerst sexy und feminin, wie sie die Kristallflocken, die auf ihren langen Wimpern landeten, wegblinzelte.
    Razvan nutzte die Gelegenheit, einen Haken zu schlagen und auf sie zuzusprinten. Um sie abzulenken, warf er drei Schneebälle. Ob er traf oder nicht, war ihm einerlei, er hatte ohnehin nur Augen für ihren verführerisch weichen und sanft geschwungenen Mund. In vollem Lauf beugte er sich vor, hob sie hoch auf seine Schulter und brachte sie mit einer fließenden Bewegung zu Fall, wobei sie ihn im letzten Moment mitriss, sodass beide im tiefen Schnee versanken.
    Ehe Ivory ihm einen Schneeball unter das Hemd schieben konnte, fing Razvan ihr Handgelenk ein. Vergnügt lachte sie ihn an und sah dabei zum Anbeißen aus. Bevor er seinen Vorteil ausnutzen und sie küssen konnte, strampelte Ivory sich frei, bis sie oben und er unten lag. Durch das wilde Gerangel der beiden wirbelte Schnee auf, der sich mit gerade erst fallenden Flocken vereinte. Ihr schallendes Gelächter ließ die Nadeln der Tannen erzittern, und der Wind nahm ihre Stimmen mit in die Stille der Nacht.
    Wie zwei Kinder lagen Ivory und Razvan keuchend und mit ausgestreckten Beinen nebeneinander und zeichneten Engelchen und andere Figuren in den Schnee, ehe sie auf die Füße sprangen und ihre Schneeballschlacht in die zweite Runde ging.
    Um das übermütige Spiel zu beenden, bevor sie sich totlachte, sprang Ivory zu ihm, schlang ihm die Arme um den Hals und die Beine um seine Hüfte. »Du bist so verrückt, Razvan«, keuchte sie eng an ihn geklammert und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge, aus Angst, sie müsste in Tränen ausbrechen, als ihre Gefühle sie fast überwältigten.
    Sie wusste, dass er sie als ein Wunder betrachtete, aber in Wirklichkeit war er das Wunder für sie. Erst durch ihn hatte sie gelernt, was es bedeutete, Spaß zu haben. Ausgerechnet er, der in seinem Leben nichts als Gewalt und Qual gekannt hatte. Dabei hatte sie zumindest mit ihrem Rudel spielen können, aber es war Razvan,

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