Jaegerin der Daemmerung
Moment sprang Vikirnoff nach vorne, wirbelte sein Schwert durch die Luft und wischte die Tiere von Razvans Arm - haarscharf an dessen Haut vorbei. Razvan musste tief einatmen, als die Körper von ihm abfielen und zerrissenes Fleisch hinterließen. Ohne sich um seine Wunden zu kümmern, schleuderte er die Granate von sich.
Jetzt! Jetzt!, warnte Razvan seine Schwester.
Gleichzeitig lösten sich die vier Karpatianer in Dunst auf. Die Höhle bebte, als die Granaten explodierten. Fledermäuse, Felsbrocken, Eis, verwesende Tierkadaver und menschliche Leichen regneten erbarmungslos herab. Trotz ihres gasförmigen Zustands blendete sie der gleißende Blitz, und als sich die Luftzusammensetzung veränderte, fraß sich unerträgliche Hitze durch ihren natürlichen Schutzschild hindurch. Feuer wälzte sich durch den Luftschacht der Höhle, schickte heiße Zungen in jedes Loch und jeden noch so kleinen Riss in der Wand, gierte nach frischer Luft.
Das schmelzende Eis verwandelte sich in einen reißenden Strom kochenden Wassers, als das Feuer mit wütenden orangeroten Flammen durch den Bau der Fledermäuse raste. Reihenweise explodierten die Körper der kleinen Biester, weil sie dem Druck, mit dem auch die vier karpatianischen Krieger ihre Probleme hatten, nicht mehr standhalten konnten.
Die Schallwelle, die über Ivory und die anderen hinwegrollte, war so laut wie ein ausbrechender Vulkan. Ein Feuersturm entstand, der durch die Höhle heulte, begierig nach hilflosen Opfern. Aus diesem flammenden Inferno schien es keinen Ausweg zu geben. Vikirnoff und Natalya machten nur deshalb keine Anstalten, an die Erdoberfläche zu flüchten, weil Razvan und Ivory sich nicht vom Fleck rührten. Als die Flammen allmählich abstarben, glühten die Felswände in einem unheilverkündenden Rot und hinterließen einen scheußlich stinkenden Teppich aus schwarzen Fledermauskadavern.
In dem Schmelzwasser, das jetzt von allen Seiten in die Höhle strömte, schwammen verkohlte Kadaver, Schutt und Asche. Als Ivory den kleinen Trupp durch den Luftschacht von dem unsäglichen Gestank fortführte, achtete sie darauf, nicht mit den Wänden in Berührung zu kommen. Hinter einer Biegung weitete sich der Tunnel zu einer größeren Höhle. Ivory hielt an und hielt eine Hand in die Höhe. Sogleich scharten sich die anderen um sie.
»Was in aller Welt hat euch dazu bewogen, in die Fledermaushöhle zu gehen?«, fragte sie. Dabei musste sie Razvans Schwester noch nicht einmal ansehen, zudem sie und ihr Gefährte so leichtsinnig gewesen waren, Xaviers Wächter auf ihrem eigenen Terrain anzugreifen.
Razvan, dem der abweisende Unterton in Ivorys Stimme nicht entgangen war, legte eine die Hand auf die Schulter, um sie ein wenig zu beruhigen. Sie stand hier vor den beiden, die ihrer Meinung nach an ihn hätten glauben müssen.
Ivory atmete tief durch, was sie aber sogleich bereute, als der unsägliche Gestank nach verkohltem Fleisch ihre Lunge füllte. Ein Blick auf Vikirnoffs Wunden verriet ihr alles, was sie wissen musste. »Untote«, beantwortete sie ihre eigene Frage. »Ihr seid einem Vampir gefolgt.«
Vikirnoff nickte. »Einem Meistervampir, der sich in das Loch fallen ließ. Uns war klar, auf was wir uns einließen. Aber wir waren überzeugt davon, dass unsere Chancen, unbeschadet durch die Fledermäuse hindurchzukommen, nicht schlecht standen, weil die Biester kurz vorher einen Hirsch gerissen hatten. Normalerweise entfernen sie sich nicht weit von der Beute, bevor sie ihren Hunger gestillt haben.«
Es beruhigte Ivory ein wenig, dass Vikirnoff etwas über Fledermäuse zu wissen schien. »Xavier hat sich in diesen Höhlen niedergelassen. Das ist bestimmt kein Ort, an dem ihr sein möchtet.«
»Seid ihr hier, weil ihr nach uns gesucht habt?«, fragte Natalya, griff nach ihrem Schwert und ließ den Blick durch die Eishöhle schweifen. »Schon beim Betreten des Baus hätte ich wissen müssen, dass Xavier sich zu diesem Ort hingezogen fühlen würde.«
»Ihr wart mit anderen Dingen beschäftigt«, betonte Razvan. »Ihr könnt durch den Tunnel wieder nach draußen. Der Durchgang dürfte wieder frei sein.«
Vikirnoff und Natalya tauschten einen langen Blick aus. Vikirnoff räusperte sich, vermied es, Razvan in die Augen zu schauen. »Ich werde der Erste sein, der zugibt, sich in dir getäuscht zu haben, Razvan. Natalya hat unendlich darunter gelitten, als es hieß, du wärst ein Vampir geworden und hättest dich Xavier angeschlossen. Uns ist jetzt klar,
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