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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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den anderen, das weitläufige Höhlensystem, wo sich ein Hohlraum an den nächsten reihte. Je weiter sie in die Tiefe unter dem Berg vordrangen, desto dicker wurden die bedrohlich rumpelnden Eiswände, die stellenweise unter dem immensen Gewicht des Berges schwankten. Sie mussten achtgeben, nicht von herabstürzenden Eisplatten erschlagen zu werden - ein natürliches Phänomen, das Xavier sich zunutze machte, um Eindringlinge abzuhalten.
    »Xavier liebt Bodenfallen«, warnte Razvan die anderen. »Seid vorsichtig. Vor uns liegt ein wahres Mienenfeld. Sobald wir die erste gefunden haben, stehen unsere Chancen gut, dass ich euch sicher hindurchgeleiten kann. Er bevorzugt bestimmte Muster für seine Fallen.«
    Das stetige Rumpeln und Ächzen der Eiswände, in das sich das Geräusch herabtropfenden Wassers mischte, setzte Ivory so sehr zu, dass sie es kurzerhand ausblendete. Sie hatte zwar vor Urzeiten gelernt, bei der Jagd immer alle Sinne zu benutzen, aber hier unten, in Xaviers Reich, hatten sich die Regeln geändert, sodass sie sich nicht auf ihre Instinkte verlassen konnte.
    Als sie um die nächste Kurve bogen, trat Ivory fast auf einen Boden mit rechteckigen Fliesen aus Stein und Eis. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihr, den Fuß hochzureißen und stehen zu bleiben, um den Belag genauer unter die Lupe zu nehmen. Razvan stellte sich neben sie, während Vikirnoff und Natalya ihnen über die Schulter spähten.
    »Typisch Xavier«, sagte Razvan. »Er hält sich immer ein Hintertürchen offen, meistens in Form einer Falltür. Er gehört nicht zu jenen, die bis zum Letzten kämpfen. Er läuft lieber davon, um den Kampf an einem anderen Tag fortzusetzen. Die Vierecke deuten darauf hin, dass er ein bestimmtes Muster benutzt hat. Da sein Erinnerungsvermögen in den letzten Jahren aber nachgelassen hat, benutzt er jedes Mal dasselbe.« Er ließ den Blick über den Boden gleiten. »Sieben Platten links von der Öffnung dürfte sich sein Fluchtweg befinden. Der Gang wird mit Sicherheit gut bewacht. Der Boden ist eine Falle. Vermutlich lauert irgendwo ein widerliches kleines Haustier, das er eigens dafür geschaffen hat. Achtet auch darauf, nicht mit dem Wasser in Berührung zu kommen, egal ob an Boden oder Wänden.«
    Ein plötzlich einsetzendes Klatschen erschreckte die Gruppe. Auf einem Vorsprung am anderen Ende des Raums erschien ein applaudierender Xavier, der wesentlich kleiner wirkte, als Ivory ihn aus ihrer Jugend in Erinnerung hatte. Obwohl sein Gesicht zerfurcht und gealtert war und obwohl er bereits vor Jahrhunderten hätte sterben müssen, war er in einem überraschend guten Zustand. Er trug eine lange Robe und einen weißen wallenden Bart, was seiner Meinung nach zu einem mächtigen Zauberer gehörte. In einer Hand hielt er einen harmlos aussehenden Stab, doch die Kristallkugel an seiner Spitze glomm milchig weiß, und bei genauem Hinsehen entdeckte Ivory einen dunkelroten Punkt im Zentrum der Kugel. Herzblut in Form eines Auges starrte auf sie herab. Ein eisiges Schaudern lief ihr über den Rücken.
    »Braver Junge. Schön, dass du den Weg nach Hause gefunden und gleich auch noch Gäste mitgebracht hast«, grüßte Xavier. Seine Stimme dröhnte durch die Höhle und wurde von den Eiswänden zurückgeworfen.
    Razvan trat vor, sodass sein Körper Ivorys halb verdeckte, ihre Arme aber frei blieben, und er in einer Position war, die Kraft des Stabes abzuwehren. Er hatte ihn zu oft gesehen, um jetzt nicht die Gefahr, die von ihm ausging, zu erkennen.
    Der Boden neigte sich, drohte, sie in den Raum zu stoßen, doch Ivory, Razvan und Vikirnoff konnten sich ausbalancieren. Lediglich Natalya kam ins Schwanken. Bei dem Versuch, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und nach vorne zu kippen, berührte ihre Hand die Wand.
    Sofort öffnete sich an dieser Stelle das Eis, und durch den Schwung verschwand ihr Arm tief in dem Spalt. Das Eis schloss sich fest um ihn, presste ihn zusammen, bis die Knochen brachen, und ließ ihn nicht mehr los. Sie versuchte, ihre Gestalt in Dunst aufzulösen, aber ihr Arm war eingeklemmt. Vikirnoff war augenblicklich zur Stelle und versuchte hektisch, sie aus dem Eis auszugraben, während Natalya alles tat, um das Eis zum Schmelzen zu bringen.
    Um seinen nächsten Zug abzupassen, blickte Ivory Xavier die ganze Zeit über fest in die Augen. Es gefiel ihr, dass Razvan es ihr gleichtat. Ihnen war beiden klar, dass der Magier Natalya absichtlich dazu benutzt hatte, sie abzulenken. Auch die giftigen

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