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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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die Augen ein wenig und sah sie an. Die Luft blieb ihm weg. Ihr Gesicht war noch immer das eines Engels, ihre Haut makellos und rein, doch jetzt konnte er die Narben darunter erkennen - furchtbare Narben, die an ihrem Hals ansetzten und sich gewiss über den gesamten Körper zogen, als wäre sie mit Stacheldraht zusammengeheftet worden.
    »Hat er dir das angetan?«, keuchte er schockiert. Obwohl Karpatianer von Verletzungen normalerweise keine Narben übrig behielten, waren auch ihre Arme bedeckt mit wulstigen Linien, die planlos aneinandergefügt wirkten.
    »Draven konnte es nicht akzeptieren, dass sich ihm eine Frau widersetzte, ihm, dem mächtigen, designierten Prinzen - falls seine Pläne mit Xavier aufgingen. Er prahlte vor mir, dass er seinen Vater töten würde, denn er hätte nie gedacht, dass ich ihn im Kampf besiegen könnte. Er war so wütend.«
    Ihm war, als käme ihre Stimme von weither, als sänge sie ein Lied von Frieden und Wärme, statt ihm grausame Geschichten zu erzählen. Obwohl er es versuchte, war er nicht in der Lage, weder das Entsetzen in ihren Worten zu spüren noch die Größe des Betrugs, den Draven Dubrinsky nicht nur an seinem Volk, sondern auch an seinem Vater begangen hatte, richtig einzuschätzen. Xavier war der Teufel in Person, ein Monster, das seinesgleichen suchte, und dennoch war Draven aus freien Stücken ein Bündnis mit ihm eingegangen.
    »Auf dem Rückweg zu meiner Familie wurde ich von vier Vampiren überwältigt«, fuhr Ivory fort, drehte seinen Kopf noch ein Stück weiter zu ihr und kraulte ihn weiter.
    Ihr Körper fühlte sich wunderbar weich an, und sie verströmte den Duft des Waldes, wild, frisch und geheimnisvoll. Ihm war fast, als könnte er sogar Schnee riechen, als wäre sie eine Eisprinzessin, die niemandem vertraute und ihn dennoch an sich heranließ. Schon vor langer Zeit hatte er vergessen, was es mit der Fantasie auf sich hatte. Seine Gedanken sollten nicht abschweifen, wenn sie ihm von einem traumatischen Erlebnis berichtete. Das Ganze erschien ihm unwirklich, obwohl er wusste, dass er nicht träumte. Er hatte aufgehört zu träumen, nachdem Xavier ihm im Schlaf Informationen über seine Schwester entlockt hatte. Er war vollkommen machtlos dagegen gewesen und konnte Natalya nicht vor dem daraus resultierenden Kummer schützen. Er wusste, dass seine Zwillingsschwester von Xavier angegriffen worden war, aber gleich von vier Vampiren? Vier?
    Er versuchte, sich aufzurichten, um seiner Schwester zur Hilfe zu eilen.
    Die ruhige Stimme besänftigte ihn. »Nicht Natalya, Drachensucher, die Vampire haben mich angegriffen. Xavier hatte mir den grausamsten Tod zugedacht, den er sich für jemanden wie mich vorstellen konnte. Er hatte befohlen, mir den Kopf abzuhacken, mich in Stücke zu schneiden und auf einem Feld als Fressen für die Wölfe zurückzulassen. Sie hätten besser mein Herz verbrannt, denn ich habe mich geweigert zu sterben, so sehr wollte ich miterleben, wie die Welt von Draven und Xavier befreit werden würde.«
    Einen Augenblick lang durchlebte sie - und somit auch er - das Grauen und die Schmerzen, denen sie ausgesetzt gewesen war. Ehe er dies jedoch verarbeiten konnte, waren sie schon fort und wurden ersetzt von den sanften Berührungen ihrer Finger, die über seine Schläfen glitten, sowie ihrer flüsternden, verlockenden Stimme.
    Du bist hungrig, Drachensucher. Es ist lange her, dass du getrunken hast, und du besitzt keinerlei Kräfte mehr. Ich biete dir Leben. Stärke. Die Chance, dich mit mir zusammenzutun, um diesen Teufel zu bezwingen. Du musst nur nehmen, was ich freiwillig gebe. Solltest du dich, nachdem du wieder zu Kräften gekommen bist, dafür entscheiden fortzugehen, werde ich dich von hier wegbringen und dich ziehen lassen.
    Allein die Vorstellung, sich von ihr zu trennen, schmerzte ihn unerträglich in seiner geschundenen Seele. Sie war seine wahre Gefährtin; jetzt, wo er sie gefunden hatte, konnte er sie nicht einfach verlassen. Stirnrunzelnd erkannte er aber, dass es einen Grund dafür geben musste, dass er die Worte, die sie beide auf ewig aneinanderbanden, nicht aussprechen durfte.
    Zärtlich strich Ivory ihm über die steilen Falten zwischen den Augen. Entspann dich. Du bist in Sicherheit.
    Obwohl es ihm Schwierigkeiten bereitete, schüttelte er den Kopf. Nach den langen Jahrhunderten der Kälte sehnte er sich nach den Berührungen ihrer Finger und der Wärme ihres Körpers. Um ihn in seinem geschwächten Zustand zu halten, hatte

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