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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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flüchtete Ivory vor den Insekten, lief in Richtung Veranda und klemmte sich dabei den Bauern und seine Frau unter die Arme. Der Mann ließ seine Heugabel fallen, als ihm klar wurde, dass der Vampir die Kontrolle über ihn gehabt hatte. Zumindest war es Ivory gelungen, die beiden aus dem Griff des Vampirs zu lösen, aber ihr war klar, dass mehr dazu gehörte, um seine Attacke abzuwehren, als nur ihre Kraft der seinen entgegenzustellen.
    »Meine Kinder«, schluchzte die Bäuerin.
    Ivory versuchte, ihre Haut möglichst zu schützen, als sie die beiden unter die Bäume brachte. Der Giftregen stürzte immer noch herab und brannte sich durch ihren Pelzmantel, sodass die Wölfe unruhig wurden und jaulten. Als auch die Bäuerin aufschrie, weil die Tropfen ihren Arm verätzten, schob Ivory die beiden tiefer ins Dickicht.
    »Rührt euch nicht von der Stelle. Wir kümmern uns darum, dass euren Kindern nichts geschieht. Ich lasse euch zum Schutz meine Wölfe da.«
    Um Razvan dabei zu helfen, die Kinder zu befreien, flog Ivory zurück durch den brennenden Regen, der sich durch ihre Haut bis auf die Knochen fraß.
    Razvan schwebte durch den Kamin in den winzigen Raum. Ein Junge von vielleicht zehn Jahren lag auf dem Boden, den Mund blutverschmiert. Das kleine Mädchen, mit kreidebleicher Haut und Augen, die zu groß für ihr Gesicht waren, sah nicht älter aus als fünf. Der Vampir lachte, als er seine Zähne in dem zarten Hals versenkte.
    Der Anblick machte Razvan krank, spülte er doch die grausamen Erinnerungen daran hoch, wie er selbst Kinder ausgesaugt hatte. Sein Magen revoltierte. Zugegeben, es mochte ihm an Kampferfahrung fehlen, aber er besaß mehr Willensstärke und Kraft, als die Untoten sich vorstellen konnten. Es war ihm schlichtweg egal, ob er bei dem Versuch, das Kind aus den Klauen des Vampirs zu befreien, starb oder nicht oder weitere Höllenqualen erleiden würde. Der Vampir dagegen wollte überleben.
    Schnell wie eine Pistolenkugel raste Razvan quer durch die Stube auf den Vampir zu. Erst im letzten Augenblick nahm er seine menschliche Gestalt an und schlug mit aller Kraft gegen Sergijs knüppelharte Brust, während er zugleich das Mädchen aus den Armen des Vampirs zog und es in Richtung seines Bruders stieß. Leblos wie eine Puppe landete es auf dem Flickenteppich.
    »Leg ihr die Hand auf die Wunde am Hals«, wies Razvan den Jungen an. »Du musst fest zudrücken.«
    Razvan musterte das fratzenhafte Gesicht des Vampirs, seine straff gespannte Kopfhaut, die erbarmungslosen Augen und die spitzen, dank des frischen Kinderbluts wieder glänzenden Zähne. Sergij beugte den Kopf nach vorne und biss Razvan fest in die Schulter. Die Zähne fuhren durch die Muskeln, schnitten durch Sehnen und Knochen und zerrten an seinem Fleisch. Begierig trank der Vampir von dem karpatianischen Blut, während sich seine Klauen auf der Suche nach Razvans Herz tief in dessen Brust bohrten.
    So als würde er nicht gerade von einem blutrünstigen Dämon bei lebendigem Leibe verschlungen, wandte Razvan sich ruhig dem Jungen zu. »Nimm deine Schwester und geh mit ihr nach draußen zu den Wölfen. Sie werden euch in das nächste Dorf bringen. Frag dort nach einem Mann namens Mikhail. Er wird deine Schwester heilen und euch beide beschützen. Lauft, aber seht euch nicht mehr um.«
    Seiner Stimme war kein Zittern oder Schmerz anzuhören. Seine Hand tastete in Sergijs Brust nach dem schwarzen Herzen des Vampirs. Er spürte, wie sich die rasierklingenscharfen Eingeweide um seine Hand wickelten und ihm tief ins Fleisch schnitten, während das ätzende Blut sein Übriges tat. Doch er legte dieselbe Unbarmherzigkeit an den Tag wie sein Feind, der genauso wenig bereit war, einen Rückzieher zu machen.
    »Mir ist es einerlei, ob ich sterbe, hän ku vie elidet - Dieb des Lebens. Was ist mir dir? Bist du bereit für das letzte Gericht?«
    Statt zu antworten, riss Sergij ihm ein großes Stück aus dem Nacken. In diesem Moment stürmte Ivory mit angelegter Armbrust in den Raum. Der erste Pfeil bohrte sich in Sergijs Auge, der nächste, den sie im Laufen abfeuerte, traf seinen Hals. Der dritte drang durch den weit aufgerissenen Mund tief in seine Kehle. Sergij stieß einen so gellenden Schrei aus, dass die Fensterscheiben zu Bruch gingen. Er taumelte zurück, wobei er Razvan mit sich nahm, und einer seiner Arme verwandelte sich in den Schnabel eines hungrigen Raubvogels.
    Ehe Razvan reagieren konnte, hatte der Schnabel seinen Arm am Ellbogengelenk

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