Jaegerin der Daemmerung
eingesetzt.«
»Es sind keine normalen Insekten, sondern Mutationen, nach denen du Ausschau halten solltest.«
Ivory verarbeitete die Informationen erst einmal. »Das erklärt so einiges. Du weißt in der Tat eine Menge über ihn.«
»Ich war ja auch seit meinem vierzehnten Lebensjahr in seiner Gewalt und wurde Zeuge der meisten, wenn nicht aller Experimente, die er je durchgeführt hat.«
Ivory riss die Augen auf und ihr Herz machte einen Sprung. »Er hat dir gestattet, bei ihm zu bleiben, wenn er seine Zaubersprüche ersonnen und aufgeschrieben hat?«
Razvan nickte. »Meine Schwester war eine wahre Meisterin, wenn es um Zaubersprüche ging. Im Gegensatz zu mir. Als ihm das klar wurde, hat er sich nicht mehr darum geschert, ob ich anwesend war oder nicht.«
»Aber du hast ein gutes Gedächtnis.«
»Da ich mir jedes noch so kleine Detail merken kann, bin ich auch recht begabt, was die Planung von Kämpfen angeht.« Damit wollte er sich nicht rühmen, sondern lediglich eine Tatsache feststellen.
Ivorys Aufregung wuchs mit jeder Sekunde. »Nur, damit ich das auch ja richtig verstehe: Du warst dabei, wenn Xavier herumexperimentiert und seine Zaubersprüche getestet hat? An seinen Mutanten? Oder um die Schattenkrieger zu knechten?«
»Xavier gibt gerne an und braucht ständig Bewunderung. Er muss sich und anderen immer aufs Neue beweisen, dass er klüger ist als der Rest der Welt. Da er nur wenige Schüler hat, ist es ein Leichtes für mich, die Magier zu identifizieren, die gemeinsame Sache mit ihm machen. Die meisten haben zu große Angst vor ihm, um sich in seiner Nähe aufzuhalten. So etwas wie Loyalität und Respekt kennt der dunkle Magier gar nicht. Wenn er dringend Blut braucht oder einen Körper, an dem er seine Experimente vornehmen kann, schnappt er sich notfalls den nächstbesten Assistenten, auch wenn die Sache für diesen tödlich endet. Mich ständig um sich zu haben war sogar äußerst praktisch für ihn. Zum einen konnte er mein karpatianisches Blut trinken, zum anderen hatte er jemanden, vor dem er angeben konnte.«
Ein freudloses Lächeln lag auf seinen Lippen. »Jahrelang hatte ich keine Probleme, meine wahren Fähigkeiten vor ihm zu verbergen. Bis zu dem Tag, an dem er die völlige Kontrolle über mich übernahm. Ich habe bitter dafür bezahlt, dass ich versucht hatte, ihn zu täuschen, genau wie für den Versuch, meine Tochter und meine Schwester zu warnen. Aber die Erkenntnis, dass er nicht unbezwingbar ist, war es allemal wert.«
»Ich kann mir kaum vorstellen, was für ein Leben du geführt und wie du es geschafft hast, nicht verrückt zu werden.«
»Genauso wie du, zerhackt und als Futter für die Wölfe zurückgelassen. Du hast einen Weg gefunden, die Tiere dazu zu bringen, dir zu helfen. Schon deine Stimme ist ein erstaunliches Hilfsmittel, aber es ist dein Wille, der mich so fasziniert.«
»Einige würden sagen, ich sei zu aggressiv und eigensinnig.«
»Aber andere tun das nicht, wie du weißt.«
Wieder einmal kehrte das trügerische Flattern in der Magengrube zurück. Jetzt, wo er zugegeben hatte, dass er mehr für sie empfand, als sie vermutet hätte, ärgerten die Reaktionen ihrer weiblichen Seite sie nicht mehr so sehr wie vorher.
Ivory riss sich zusammen und konzentrierte sich auf das Erdreich und die kleinsten Insekten. Unterhalb des Schnees, im Bereich der Wurzeln und unter welken Blättern spürte sie Leben. Obwohl sie nicht das kleinste Anzeichen für die Anwesenheit von Bösem ausmachen konnte, blieb sie still und ließ Razvan die Zeit, die er benötigte, um ebenfalls alles zu untersuchen. Immerhin hatte er den Großteil seines Lebens bei Xavier verbracht, sodass er mit dessen Gewohnheiten und jedem geheimen Experiment vertraut war. Die Aussicht darauf, Seite an Seite mit Razvan zu arbeiten und sein Wissen mit ihm zu teilen, empfand Ivory von Minute zu Minute aufregender.
Von sich und ihren Fähigkeiten war Ivory eh überzeugt. Jahrelang hatte sie Xaviers Vorgehensweise studiert und wusste, dass sie zu jedem Zauberspruch einen Gegenspruch entwickeln konnte, sobald sie den genauen Wortlaut kannte. Wenn Razvan die Sprüche tatsächlich auswendig kannte, hätten sie eine echte Chance.
»Ich schätze, wir sind in Sicherheit«, sagte Razvan. »Obwohl es durchaus sein kann, dass der hungrige Fuchs ein Auge auf dich wirft, weil du zum Anbeißen bist.«
»Vergleichst du mich etwa mit einem Hühnchen?«
»Naja, dein Federkleid ist auf jeden Fall ein wenig
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