Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
nicht austricksen. Du bist eine hervorragende Kämpferin, und eher als jeder andere kannst du ihn besiegen.
    Um sie herum begann das Haus zu beben, die Wände bröckelten, und Trümmer regneten auf den Vampir herab. Ivory wusste, dass Razvan, der sich wegen der vielen schweren Wunden nicht von der Stelle rühren konnte, ihr Zeit verschaffte, um sich zu sammeln. Anstatt die ihm verbliebene Energie dafür zu nutzen, sich in den Boden einzugraben, benutzte er seine Kraft, um ihr zu helfen.
    Ivory atmete tief durch. Razvan mochte unerfahren sein, doch er besaß das Herz und den Geist eines Kriegers. Nie zuvor hatte sie einen anderen Kämpfer so mutig, so gelassen erlebt. Erneut atmete sie tief durch und ließ es zu, dass sich der Mantel seiner Gelassenheit um sie legte. Razvan hatte recht. Sie durfte nicht zulassen, dass ihre Gefühle sie dabei behinderten, ihre Aufgabe zu erfüllen. In erster Linie war sie eine Kämpferin, erst in zweiter eine Frau.
    Ivory zwang sich dazu, Sergij anzusehen - und nur den Vampir wahrzunehmen. Wenn sie ihn dazu bringen könnte, sich auf sie zu konzentrieren und ihn dadurch von Razvan abzulenken, schaffte sie es vielleicht, ihren Gefährten am Leben zu erhalten und den Vampir zu töten. Doch welche Waffe könnte sie gegen den Meistervampir einsetzen? Eitelkeit war eine der Eigenschaften, die nicht nur allen Untoten eigen war, sondern vor allem ihrem Bruder.
    Kaum merkbar veränderte Ivory ihr äußeres Erscheinungsbild, ließ ihre Züge weicher, jünger und mädchenhafter werden - wie damals, vor Jahrhunderten, in den guten alten Tagen, als ihre Brüder sie mehr geliebt hatten als sich selbst.
    Wie zum Gruß hob Sergij das Schwert vor sein Gesicht, sodass sie sehen konnte, wie Razvans Blut an der Klinge entlang bis zum Griff herabfloss. Die rubinroten Tropfen bedeckten die Hand des Vampirs, und er leckte sie genüsslich auf, während er ihren Blick gefangen hielt.
    Trotz des flauen Gefühls, das sich in Ivorys Magengrube ausbreitete, neigte sie den Kopf zur Seite und stieß ein glockenhelles Lachen aus, als wäre sie ein junges, albernes Mädchen. »Du bist alt geworden, Sergij. Eigentlich hatte ich gedacht, dass du mit all deiner Intelligenz und Erfahrung das Zeug zum Meistervampir hättest und so machtvoll wärst, dass sich unsere stärksten Jäger miteinander verbünden müssten, um dich überwinden zu können. Und nun stehst du da und hast große Mühe, deine kleine Schwester, eine Frau, zu besiegen.«
    Sergijs Augen glommen auf. In ihren Tiefen konnte Ivory sogar winzige Flammen lodern sehen. Sie hatte recht behalten mit ihrer Einschätzung, dass der einzige Weg, ihn aus der Ruhe zu bringen, über seinen übersteigerten Stolz führte. Mit seinem Schwert hieb Sergij nach ihrem Nacken, durchschnitt die Luft mit so viel Kraft, dass sein eigener Schwung ihn von ihr wegtrug, als sie sich duckte und ihm ihr eigenes Schwert in die Seite rammte. In einer Mischung aus Wut und Schmerz schrie er auf.
    Der Boden unter ihren Füßen splitterte, sodass sie fast einbrach. Doch dank der vielen Übungsstunden mit ihren Brüdern schaffte sie es, den zerfallenden Holzdielen zu entkommen. Sie konnte die gehaltvolle Erde durch die entstehenden Löcher im Boden riechen.
    »Mein Lieber, du bist recht langsam geworden. Du bist nicht mehr als ein vertrockneter Schatten deines früheren Selbsts. Damals hätte schon ein schiefer Blick von dir genügt, um mich zu vernichten. Doch jetzt handelst du wie der kümmerliche Feigling, der du bist, so wie ein tattriger alter Mann, der mit zittrigen Fingern Schach spielen will, dem aber entfallen ist, wie man die Figuren zieht.«
    Könntest du das restliche Dach über ihm zum Einsturz bringen?, fragte sie Razvan, obwohl sie es hasste, ihn in seinem geschwächten Zustand um Hilfe zu bitten. Aber sie brauchte dringend eine Ablenkung.
    Natürlich, kam die prompte Antwort. Allmählich kannte Ivory Razvan und seinen eisernen Willen. Solange er noch einen Funken Kraft besaß, würde er alles tun, was in seiner Macht stand, um ihr zur Seite zu stehen.
    Das Dach stürzte mit einem ohrenbetäubenden Krachen ein. Erneut fielen Holzschindeln und Dreck auf Sergij herab. Der Effekt war zwar nicht so gut wie beim ersten Mal, aber sie bekam die wertvollen Sekunden, die sie benötigte. Sie warf ihr Schwert neben Razvans Hand und griff nach einer kleinen selbstgefertigten Laserwaffe, die ihre Kraft aus einem selbstgeschliffenen Diamanten bezog.
    Um nicht vom Dreck und den Schindeln

Weitere Kostenlose Bücher