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Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Titel: Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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defekter Wagen! Das hätte uns gerade noch gefehlt!" murmelte ich.
    Tom seufzte.
    "Du sagst es."
    Der Regen prasselte weiterhin mit unverminderter Heftigkeit nieder. Tom schloß seine Jacke und schlug den Kragen hoch.
    "Es hilft wohl nichts! Ich muß mal 'raus, um nachzusehen, was das war!"
    Einen Augenblick wartete er noch, dann öffnete er mit einem Ruck die Tür. Ein Schwall kalter Luft kam vermischt mit einer gehörigen Portion Feuchtigkeit hereingeweht. Der Wind fuhr mir durch das Haar.
    Ich blickte hinaus in den grauen Regen.
    Tom holte irgend etwas unter dem Wagen hervor. Eine Augenblick später saß er wieder neben mir und schlug die Tür zu. Das Haar klebte ihm am Kopf. Das Wasser tropfte ihm von der Nase.
    In der Hand hielt er zwei dicke Rundhölzer, jeweils etwa einen halben Meter lang. Eigenartige, halb menschliche, halb tierische Gesichter waren in das Holz hineingeschnitzt und mit grellen Farben angemalt worden.
    Sie hatten Ähnlichkeit mit Totempfählen.
    "Jemand hat das offenbar auf der Straße verloren!" sagte Tom.
    Ich starrte auf die Pfähle und berührte dann einen von ihnen vorsichtig. Ich nahm ihn an mich, strich mit der Hand über das feuchte, etwas aufgequollene Holz. Unbehagen erfaßte mich. Für Sekundenbruchteile sah ich wieder den Wald vor mir...
    Die Gesichter in den Baumrinden...
    Eiskalt schien sich eine Hand auf meine Schulter zu legen.
    Ich konnte fühlen, wie sich unwillkürlich eine Gänsehaut auf meine Unterarme ausbreitete.
    Laß die Vision zu und schau hin! sagte ich mir.
    Ich schluckte.
    Und dann schloß ich die Augen. Ich war am Rande jenes grauenhaften Waldes, dessen Bäume eine unheimliche, groteske Art von Leben entfalteten. Die tentakelhaften Arme griffen nach mir. Die Erde riß auf und die Wurzen züngelten wie gierige Würmer aus den Spalten hervor.
    Ich sah aber auch die Verzweiflung in den Gesichtern, die aus den Bäumen herauszuwachsen schienen. Sie schienen zu rufen... Es klang wie ein Chor verdammter Seelen. Ein Geräusch, das einen schaudern lassen konnte.
    Für den Bruchteil eines Augenblicks sah ich dann noch etwas anderes...
    "Nein...", stieß ich hervor.
    "Was ist los, Patti?" fragte Tom.
    Ich sah Pfähle, die jenem, den ich in den Händen hielt, ziemlich ähnlich waren. Sie waren nur deutlich länger.
    Jemand hatte sie in den Boden gerammt. Aber die bemalten Gesichter, die in das Holz hineingeschnitzt worden waren, entsprachen ganz eindeutig demselben Stil.
    Einen Halbkreis bildeten diese Pfähle. Und die Gesichter schienen den sich auf gespenstische Weise wandelnden Bäumen grimmig entgegenzublicken...
    Ich fühlte in der nächsten Sekunde Toms Griff um meine Schultern. Er schüttelte mich. "Patti, was ist los mit dir?"
    Ich war wieder im Hier und Jetzt.

    Die Bilder meiner Vision waren verschwunden. Wie durch einen Nebel sah ich Tom an.
    "Hast du so etwas schon einmal gesehen?" fragte ich.
    "Es soll Leute geben, die auf diese Weise Geister abwehren wollen", erklärte er, so als wäre das eine Alltäglichkeit. In den Teilen der Welt, in denen er lange gelebt hatte, war es das vielleicht auch. Aber hier? In Nordengland? Nur, wenn ich an die Alptraumszene aus meiner Vision dachte, dann ergab das, was er sagte, durchaus einen Sinn.
    "Vielleicht wird Mr. Meany uns das erklären können", meinte ich, während ich den Pfahl auf den Rücksitz legte.
    "Schließlich ist er ja ein Spezialist auf diesem Gebiet!"

    *
    Wenig später passierten wir das Ortsschild von Darrenby.
    Um ein Haar hätten wir es übersehen, denn es regnete noch immer Bindfäden. Das Wasser klatschte nur so gegen die Frontscheibe des Volvos.

    Der Ortskern von Darrenby bestand aus kaum mehr als einer Kreuzung, einer Tankstelle, einer Kirche und paar kleinen Läden. Um dieses Zentrum herum gruppierten sich einige Dutzend Häuser, die zumeist aus ergrautem Bruchstein erbaut waren und den Eindruck erweckten, schon seit Jahrhunderten dort zu stehen.
    Als wir an der verwitterten, etwas windschiefen Kirche vorbeifuhren blieb mein Blick einen Moment lang an einem knorrigen, alten Baum hängen, der sich als mächtiger Schatten über den grauen Grabsteinen des kleinen Friedhofs erhob.
    Ich dachte unwillkürlich an jene gespenstischen Bäume, die ich in meinen Visionen erlebt hatte...
    Dieser Baum war auf ganz ähnliche Weise verwachsen und deformiert. Ein Frösteln erfaßte mich.
    Tom fuhr ziemlich schnell durch den Ort.
    Ich wollte schon etwas sagen, er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein. Wir

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