Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
und spielt sich auf wie Gott weiß wer! Immerhin bringt er ein paar Leute nach Darrenby, die hier übernachten. Das ist das einzig Gute an ihm..." Er atmete tief durch. "Wenn ich noch etwas für Sie tun soll, lassen Sie es mich wissen. Unsere Küche ist einfach, aber es ist noch keiner an unseren heimischen Spezialitäten gestorben."
Ohne eine Antwort abzuwarten wandte er sich in Richtung Tür zum Gehen.
Links und rechts des Türrahmens befanden sich auch hier kleine Rundhölzer mit geisterhaften Gesichtern, die uns böse anblickten. Sie fielen einem erst auf, wenn man den Raum betreten und sich umgedreht hatte - genau wie unten im Schankraum.
Als ob sich diese fratzenhaften Gesichter in einem Hinterhalt verschanzt hätten! ging es mir durch den Kopf.
"Warten Sie noch!" rief ich Urquart hinterher. Der Wirt drehte sich nur halb herum. Er zog die Augenbrauen hoch und warf mir einen müden Blick zu.
"Was ist noch?" fragte er.
Ich trat auf ihn zu und deutete dann auf die grimassenhaften Gesichter zu beiden Seiten der Tür. "Diese Schnitzereien sind mir schon unten im Schankraum aufgefallen. Haben sie irgendeine Bedeutung?"
Urquart verzog das Gesicht.
"Sie schützen vor bösen Geistern... Eine Tradition, die hier gepflegt wird..."
"Haben Sie eine Ahnung, weshalb so etwas der Straße herumliegt?" fragte ich.
"Auf der Straße?" echote Urquart.
"Wir sind drübergefahren..."
"Ach, wirklich?"
Er war plötzlich sehr aufmerksam. Unruhe schien ihn erfaßt zu haben. Ich konnte die Ursache dafür allerdings nicht erkennen. Aber, das was ich gesagt hatte, schien irgend etwas in ihm ausgelöst zu haben.
"Wir haben die Hölzer mitgenommen", sagte ich.
"Was haben Sie getan?" Er sah mich ungläubig an, so als hätte ich ein schlimmes Sakrileg begangen. "Wo war das?"
"Kurz vor dem Ortsschild."
Sein Lächeln wirkte gezwungen.
"Sie entschuldigen mich jetzt bitte..."
"Sagen Sie bloß, die lagen auch absichtlich auf der Straße!"
"Es ist leicht, sich über solche Traditionen lustig zu machen, Madam", erwiderte er eisig.
Ich schüttelte den Kopf.
"Das war nicht meine Absicht, Mr. Urquart!"
Er schien es auf einmal sehr eilig zu haben, das Zimmer zu verlassen. Als die Tür hinter ihm ins Schloß fiel, wandte sich Tom an mich. Er trat auf mich zu und faßte mich bei den Schultern. "Wir müssen sehr vorsichtig sein", meinte er.
"Dieser Urquart ist schon mißtrauisch genug. Und ich nehme an, daß alles, was wir ihm sagen innerhalb einer Stunde im ganzen Dorf bekannt ist..." Er blickte mich fragend an und fuhr dann fort: "Was ist an diesen Schnitzereien, daß sie dich so in Aufregung versetzen?"
Ich legte den Kopf an seine Schulter.
Sein Herz konnte ich schlagen hören und dieser Rhythmus übte eine beruhigende Wirkung auf mich aus - genau wie seine Hand, die mir zärtlich über das Haar strich.
"Ich weiß es nicht", flüsterte ich.
Obwohl es eine Lüge war.
Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich wieder Gesichter vor mir, die sich aus knorrigen Baumstämmen herausmaterialisierten. Ein Chor der Verzweifelten schrillte mir im Ohr, und ich kniff die Augen zu.
"Nein!"
Es dauerte einige Augenblicke, ehe ich begriff, daß ich laut gesprochen hatte.
Ich atmete tief durch.
Tom stellte mir keine Fragen.
Ich war ihm in diesem Augenblick unendlich dankbar dafür.
*
Aaron ging die Treppe hinunter in den Schankraum. Er wandte sich den Männern am Tisch zu, trat zu ihnen und blickte in die Runde.
Ein Mann in den mittleren Jahren saß unter ihnen. Er war hochgewachsen und sehr hager. Seine Haut wirkte ledrig. Er schien viel an der frischen Luft zu sein.
"Was sind das für Leute?" fragte er an den Wird gewandt.
"Keine Ahnung, George", meinte er. "Sie wollen zu Meany!"
"Sie werden nicht die Letzten sein!" brummte einer der anderen Männer. "Wahrscheinlich wird der Rummel noch zunehmen - nach dem, was jetzt geschehen ist..."
Der Mann, der George genannt worden war, machte ein düsteres Gesicht.
"Die Nacht bricht bald herein, Aaron... Dann wird sich zeigen, ob das, was wir getan haben, um das Böse in Schach zu halten, ausreicht..." Er ballte die Hände zu Fäusten. "Ich kann die Macht des Übels beinahe spüren... Sie fliegt durch die Luft wie ein Gas und dringt durch alle Ritzen in den Mauern der Häuser... Sie kriecht einem in die Seele, wenn man nicht aufpaßt!" Er atmete tief durch.
"Zwei der Pfähle sind entfernt worden", berichtete Urquart jetzt.
George drehte ruckartig den Kopf.
"Was?"
Er packte Urquarts
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