Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
ich herausfand, eingeweiht und glauben Sie mir, es war ihr freier Wille, daß ich das Ritual bei ihr durchführte... Sie können sich nicht vorstellen, unter welchen Qualen sie litt."
"War sie von einem Quantanii besessen?" fragte ich.
Zum ersten Mal sah ich so etwas wie Erstaunen in Meanys Gesicht. Ein fast sanft zu nennendes Lächeln bildete sich um seine Lippen herum, ehe er dann erwiderte: "Ich sehe, Sie haben sich auf den Besuch hier gut vorbereitet."
"In der Tat."
"So etwas schätze ich, Miss Vanhelsing. Glauben Sie mir!
Ich hasse Dilettanten, wie sie beispielsweise die Kriminalpolizei von York beschäftigt! Menschen, die nicht bereit sind, sich der Wahrheit wirklich zu stellen und statt dessen ihre eigenen, oberflächlichen und an den Haaren herbeigezogenen Erklärungen bevorzugen, die mit dem wirklichen Geschehen nicht das geringste zu tun haben!"
"Sie haben Edgar Blackwell umgebracht", erklärte ich.
"Und Sie wußten, was Sie taten."
"So sicher, Miss Vanhelsing? Sie sollten differenzierter urteilen!"
"Ich kann es beweisen!"
"Ach, ja?"
"Mit Ihren eigenen Schriften! Sie beschreiben genau das Ritual, bei dem Lady Martha und dieser Mr. Blackwell ums Leben gekommen sind - und Sie schreiben, daß der Tod des Besessenen die Folge dieser Praktiken ist!"
Meany erhob sich.
Er atmete tief durch.
Einen Augenblick lang schien er hoch erregt zu sein.
Langsam beruhigte er sich aber wieder. Er preßte die Lippen aufeinander und blickte kurz zu seinem kahlköpfigen Hausdiener namens Rupert hin.
Schließlich stieß er hervor: "Sie haben mein Buch über Exorzismus- Praktiken gelesen?"
"Ja."
"Es dürfte nicht mehr viele Exemplare davon geben..."
"Das ist wahr..."
"Sie können natürlich gerne damit zur Polizei gehen und versuchen, die zuständigen Beamten davon zu überzeugen, daß Mr. Blackwell wirklich an den Folgen dieses Rituals gestorben ist. Ich glaube allerdings, daß diese stocknüchternen Beamtenseelen Sie wohl nur auslachen werden." Er zuckte die Achseln. "Als ich vernommen wurde, habe ich gar nicht bestritten, daß Mr. Blackwell durch das Ritual gestorben ist. Aber das wird sich gerichtsmedizinisch nie beweisen lassen... Ich kann den weiteren Ermittlungen also ruhig entgegensehen!"
"Vielleicht erklären Sie mir dann, weshalb Mr. Blackwell sterben mußte!"
"Eine Etappe im Kampf gegen das Böse, Miss Vanhelsing!" Er ging zum Fenster, schaute hinaus und sein Blick verlor sich im Nichts. "Das Böse lauert überall, Miss Vanhelsing. Es ist eine Macht, die sich in vielen Masken zeigt. Viele glauben, daß es mit jenen Menschen stirbt, die es verkörpert haben, aber das ist nicht wahr. Das Böse ist unsterblich. Es überdauert die Zeit und wartet. Wartet auf den richtigen Augenblick, um erneut zuzuschlagen. Mein ganzes Leben habe ich der Aufgabe gewidmet, es zu bekämpfen."
"Und dafür sind Sie bereit, Menschen zu töten?"
"Ich wäre bereit, alles dafür zu tun! Man muß Opfer in Kauf nehmen, Miss Vanhelsing!"
"Das ist unmenschlich, Mr. Meany."
"Mag sein." Er zuckte die Achseln. "Aber das können Sie nur sagen, weil Sie keine Ahnung davon haben, an welchem Abgrund wir alle stehen..."
"Wir alle?" echote ich.
"Die ganze Welt. Die Mächte der Finsternis drohen überall aus den Gräbern herauszukriechen und uns zu verderben... Es gibt Orte, an denen sie besonders aktiv sind."
"Wie Darrenby!" stellte ich fest.
Er nickte. "Ja, das ist wahr..."
In diesem Moment war ein lautes Klopfen zu hören. Ein Ruck ging durch Meanys Körper.
Auch Rupert wirkte auf einmal sehr angespannt.
"Das war an der Tür", erklärte der Kahlköpfige.
Stimme drangen indessen von draußen herein. Wortfetzen und aggressives Rufen heiserer Männerstimmen.
Tom und ich erhoben uns von unseren Plätzen.
Ich trat neben Meany ans Fenster und blickte hinab.
In der Dunkelheit standen mit Fackeln bewehrte Gestalten.
Einige von ihnen erkannte ich sofort. Es waren die Männer, die im Darrenby Inn gesessen hatten.
"Das ist George Malldoon und sein Mob!" zischte Meany zwischen den Zähnen hindurch, an Rupert gewandt. Dieser hatte das doppelläufige Gewehr mit beiden Händen gepackt.
Sehr willkommen schien dieser Besuch nicht zu sein.
"Was sind das für Leute?" fragte ich.
"Das erkläre ich Ihnen vielleicht ein anderes Mal!"
brummte Meany.
"Was haben Sie vor, Mr. Meany?" fragte Rupert, während von draußen laute Unmutsäußerungen zu hören waren. Aus den Augenwinkeln heraus, sah ich etwas durch die Nacht schnellen.
Einen
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