Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
hereinzubitten.
Ich drehte halb den Kopf nach hinten.
Das, was dort bei den Bäumen geschah, beunruhigte mich...
Hinter dem Kahlkopf tauchte jetzt ein in einen dunklen Anzug gekleideter Mann auf. Seine Züge waren scharf geschnitten und das Haar ergraut. Zwischen den kräftigen Augenbrauen befand sich eine tiefe Furche. Die Augen hatten etwas Falkenhaftes.
"Bitte unsere Gäste herein, Rupert", sagte der Grauhaarige dann. Er trat auf uns zu. Das goldene Kreuz, daß er an einer Kette um den Hals trug, fiel sofort auf.
"Wie Sie meinen, Mr. Meany", knurrte der Kahlköpfige dann. In seinem Gesicht zuckte unruhig ein Muskel. Es schien ihm nicht zu gefallen, was Meany entschieden hatte.
Zögernd gab Rupert Tom den Presseausweis zurück.
Meanys Blick war indessen hinaus ins Freie gerichtet.
Zu den Bäumen.
Ich sah ebenfalls dort hin. Die eigenartigen Konturen, die ich dort zu sehen geglaubt hatte, waren verschwunden.
Nichts schien darauf hinzudeuten, daß dort irgend etwas nicht stimmte.
"Machen Sie endlich die Tür zu, Rupert!" sagte Meany mit tonloser Stimme.
Rupert gehorchte.
Er schloß sorgfältig ab. Als er sich uns wieder zuwandte, war der Lauf des Gewehrs auf Toms Oberkörper gerichtet.
Eine unausgesprochene Drohung lag auch in Ruperts angespannter Körperhaltung.
Er mißtraut uns! ging es mir durch den Kopf.
Mr. Meany nahm meine Hand und vollführte die Andeutung eines Handkusses. Dann begrüßte er Tom -
ebenfalls mit ausgesuchter Höflichkeit.
"Sie müssen unsere Ungastlichkeit schon entschuldigen", meinte er dann. "Erstens leben wir hier sehr zurückgezogen und sind an Besuche nicht gewöhnt... Nur ab und zu kommen Menschen hier her, die meinen Rat und meine Fähigkeiten in Anspruch nehmen. Und zweitens habe ich beileibe nicht nur Freunde in der Gegend..."
Tom deutete auf den Gewehrlauf. "Bei aller Vorsicht - ist es wirklich nötig, daß Sie uns wie Strafgefangene abführen lassen, Mr. Meany?"
Meanys Gesicht zeigte die Andeutung eines Lächelns.
"Nein, natürlich nicht. Rupert ist nur sehr besorgt um mich.
Sie werden ihm das sicher nachsehen..." Er wandte sich herum und machte eine angedeutete Geste, die uns wohl bedeuten sollte, ihm zu folgen.
Wir durchquerten die große Eingangshalle. Er führte uns durch eine hohen, schmalen Flur zur Treppe. Schließlich erreichten wir ein Zimmer, das ganz so eingerichtet war, wie es dem Geschmack von Tante Lizzy entsprochen hätte. Die Wände waren bedeckt mit Bücherregalen, in denen sich dicke, zumeist etwas staubige Bände drängten. Es war eine illustre Mischung aus den verschiedensten Themenbereichen.
Unterhaltende Romane der Weltliteratur gehörten ebenso dazu, wie eine ganze Anzahl von verschiedenen Bibelausgaben. Dazu Wörterbücher alter Sprachen. Aber der Hauptteil der Titel schien sich mit Übersinnlichem und dem Austreiben von Teufeln und Dämonen zu beschäftigen.
So manchen Titel hatte ich bereits in Tante Lizzys Bibliothek gesehen.
"Bitte, nehmen Sie doch Platz!" sagte Meany und deutete auf eine Sitzecke, die alt und kostbar aussah. "Möchten Sie etwas zu Trinken?"
"Nein danke", sagte ich.
Tom wollte ebenfalls nichts.
Ich sah, wie er nachdenklich den Blick schweifen ließ. In diesem Augenblick wirkte er ganz abwesend, fast wie in Trance. Er erinnert sich! wurde mir klar. Er ist bereits hier gewesen. In einem anderen Leben!
Wir setzten uns in die zierlichen Sessel, in deren Mitte ein runder Tisch stand. Auf der Marmorplatte war ein Symbol eingraviert. Ein großes Auge.
"Wie heißt die Zeitung nochmal, für die Sie arbeiten?"
"LONDON EXPRESS NEWS", sagte ich.
"Nicht gerade die Art von Blättern, die ich schätze!"
"Aber sie ist sehr verbreitet!"
"Was nur beweist, wie sehr man am Geschmack der großen Masse zweifeln muß!"
Er verzog den Mund auf eine Weise, die mir nicht gefiel.
Verachtung sprach aus seinen Worten. Er sah mich an, musterte mich mit seinen kalten, falkenhaften Augen, so daß ich un- willkürlich erschauderte.
"Fragen Sie!" forderte er. "Fragen Sie mich alles, was Sie wollen, Miss..."
"Vanhelsing..."
"Ich habe diesen Namen irgendwann schon einmal gehört."
"Das ist gut möglich. Ich schreibe des Öfteren über Themen, die den Bereich des Übersinnlichen oder des Okkultismus streifen."
"Gut möglich, daß ich ihn daher kenne", murmelte Meany zwischen den Zähnen hindurch. Sein Blick hing derweil an mir. Ein mattes Lächeln bildete sich im nächsten Moment.
"Sie werden mir sicherlich gleich die Frage
Weitere Kostenlose Bücher