Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
koche nicht. Niemals.«
»Ah, jetzt begreife ich, was hier gespielt wird. Die unglaublich intelligente Frau kann nicht kochen. Gib es zu, Lily.«
Lily spülte ihr Glas im Spülbecken unter fließendem Wasser. »Ich habe von einem der Meisterköche des Landes Kochunterricht für Feinschmecker erhalten.« Mit einer ausholenden Handbewegung wies sie auf die Küchenschränke. »Du kannst dir gern etwas zubereiten. Rosa
sorgt laufend für frische Bestände, weil sie sich immer noch Hoffnungen macht, ich würde eines Tages mehr essen.«
»Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht. Du kannst wirklich kochen?«
Lily interessierte sich plötzlich für die Mosaikkacheln auf der Anrichte. »Das habe ich nicht gesagt. Nur, dass ich Unterricht hatte. Der Mann hätte ebenso gut Griechisch reden können.« Sie grinste ihn an. »Nein, Griechisch wohl nicht, das spreche ich nämlich, und ich habe kein Wort von dem verstanden, was der Mann gesagt hat. Kochen ist eine Form von künstlerischem Ausdruck, und mir fehlt jede kreative Ader.«
Er schlang einen Arm um sie und zog sie an sich. »Zum Glück bin ich ein großartiger Koch.« Er hauchte einen Kuss auf ihre Schläfe, streifte sie nur flüchtig mit seinen Lippen und nahm ihre Reaktion darauf wahr, den Schauer, der sie durchzuckte, und das gefiel ihm. »Ich glaube, du hast ein großes kreatives Potenzial«, flüsterte er anzüglich. »Du hast dir für deinen künstlerischen Ausdruck nur das falsche Gebiet ausgewählt.«
Lily stellte fest, dass sie errötete. Sogar sein Tonfall ging ihr unter die Haut und ließ ihr Blut kochen. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie wesentlich kreativer war, als sie je geahnt hatte. Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Hör auf, mich in Versuchung zu führen. Ich habe zu tun. Ich muss mich um Hollister und die anderen kümmern.«
Seine Hand glitt von ihrer Schulter in den Ausschnitt ihrer Seidenbluse und strich über ihr nacktes Fleisch. Lily schnappte nach Luft, denn seine Finger hinterließen Flammenspuren auf ihrer Haut. »Führe ich dich in Versuchung, Lily? Du wirkst immer so kühl. Oft überkommt
mich das rasende Verlangen, die Eisprinzessin zum Schmelzen zu bringen.«
In seiner Gegenwart fühlte sie sich alles andere als kühl. Sie ging nicht auf seine Bemerkung ein, sondern zwang sich, die Tatsachen ins Auge zu fassen. »Ryland, vielleicht betrachten wir das alles unter einem falschen Gesichtspunkt. Drehen wir das Ganze doch einmal um. Sagen wir einfach, das Experiment sei in hohem Maße erfolgreich gewesen. Es hat zu mehreren Todesfällen geführt, und die Männer hatten Anfälle und Gehirnblutungen.«
»Das würde ich nicht als erfolgreich bezeichnen.« Er hielt mit finsterer Miene Schritt mit ihr. »Komm mir jetzt bloß nicht auf die wissenschaftliche Tour. Diese Männer sind menschliche Wesen mit Familien. Es sind gute Männer. Wir schreiben sie nicht einfach als Versuchskaninchen ab. Als Laborratten.«
Lily seufzte. »Du hast keinen Abstand, Ryland. Du musst lernen, Dinge objektiv zu betrachten. Aber genau die Reaktion erwarten sie. Das liegt in der menschlichen Natur. Ein paar Tote, also brechen wir das ganze Unternehmen ab. Die Ergebnisse sind den Preis nicht wert.«
»Verdammt noch mal, Lily.« Er konnte spüren, dass er in Wut geriet. Es juckte ihn in den Handflächen, sie zu schütteln. Ihr Tonfall war unpersönlich, ein Computer, der Berechnungen anstellte. »Mehrere Todesfälle sind ein zu hoher Preis.«
»Natürlich sind sie das, Ryland. Und jetzt lass mal für ein paar Minuten jedes Gefühl außer Acht, und bedenke die anderen Möglichkeiten. Du hast selbst gesagt, im ersten Jahr sei alles ziemlich glattgelaufen. Ihr seid zu Übungseinsätzen geschickt worden, und dein Team hat sich gut gehalten.«
»Es gab Probleme«, sagte er und streckte einen Arm an ihr vorbei, um die Tür zu Jeff Hollisters Zimmer aufzumachen.
Lily konnte die versammelten Männer sehen, die immer noch Wache bei ihrem notleidenden Gefährten hielten. Es ging ihr zu Herzen, wie sie über ihn wachten. Große, hartgesottene Männer, die durchaus zum Töten in der Lage waren, wenn der Anlass es gebot, aber wenn ein Freund Not leidend war, redeten sie beschwichtigend auf ihn ein und blieben wach, um für ihn zu tun, was sie konnten, obwohl bequeme Betten für sie bereitstanden.
»Sind irgendwelche Veränderungen aufgetreten?«, fragte sie Tucker Addison. Bei Tageslicht sah der Mann in ihren Augen aus wie der reinste Kraftprotz. Sie konnte sich
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