Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
nicht vorstellen, dass er sich unbemerkt in ein feindliches Lager einschleichen konnte, aber als er Jeff Hollister zudeckte, waren seine Hände behutsam.
»Nein, Ma’am. Letzte Nacht schien er etwa zehn Minuten lang ziemlich unruhig zu sein, aber dann hat er sich wieder beruhigt.«
Lily nahm eine zweite Untersuchung vor und richtete ihre Aufmerksamkeit dabei insbesondere auf den Schädel des Mannes. »Fühl mal, Ryland, die Narben eines Eingriffs sind deutlich zu erkennen.«
»Er ist ja auch operiert worden. Vor etwa drei Monaten wurde er von jetzt auf gleich ins Krankenhaus gebracht, um irgendeine Schwellung zu lindern«, sagte Ryland. »Sie haben ihm ein Loch in den Kopf gebohrt.«
Lilys Blick war kühl und taxierend. »Ich bezweifle, dass sie etwas gegen den Druck auf sein Gehirn getan haben. Es ist weitaus wahrscheinlicher, dass sie ihm zu dem Zeitpunkt die Elektroden eingepflanzt haben.« Sie blieb einen
Moment lang stehen und sah Ryland an. »Ich weiß, dass du es gestern getan hast, Ryland, aber wenn niemand etwas dagegen hat, würde ich gern alle Männer selbst noch einmal untersuchen. Ich will mir meiner Sache absolut sicher sein.«
Gator sprang auf. »Raoul Fontenot meldet sich freiwillig, Ma’am.« Er grinste breit. »Wir könnten mein Zimmer dafür benutzen, zwei Türen weiter auf der linken Seite.«
»Danke, aber das wird nicht nötig sein«, antwortete Lily und ließ ihre Finger über seinen Schädel gleiten, während einige der Männer in wieherndes Gelächter ausbrachen. »Ihnen fehlt nichts.«
Ryland ergriff die Gelegenheit, um Gator eine Kopfnuss zu verpassen. »Dein einziges Problem besteht darin, dass du ein solcher Trottel bist.«
Lily untersuchte die übrigen Männer, einen nach dem anderen. Nur Jeff Hollister wies Anzeichen für einen Eingriff auf. »Hat einer von Ihnen Anfälle gehabt?«
»Ich, Ma’am«, gab Sam Johnson zu, außer Tucker Addison der einzige andere Afroamerikaner im Raum. Er war kräftig gebaut und leichtfüßig, ein Mann, der sich im Nahkampf ausgezeichnet hatte. Auf dem Gebiet konnten ihn nur wenige übertreffen. Er war im Team der Sondereinheiten Ausbilder gewesen. »Ich war im Einsatz und hatte unterwegs einen leichten Anfall. An jenem Tag hat die Bild- und Tonaufnahme an meiner Kamera und an der meines Partners nicht funktioniert, und daher ist nichts festgehalten worden. Deshalb ist es in keinem der Berichte erwähnt worden.«
Ryland wirbelte zu dem Mann herum. »Du hast nie Meldung erstattet?«
»Nein, Sir«, sagte Sam und warf einen Blick in die hinterste
Ecke, in der Nicolas auffallend stumm saß. »Wir haben miteinander beratschlagt und beschlossen, es lieber nicht zu melden. Die Männer, die ins Krankenhaus gebracht wurden, waren alle wenige Wochen später tot. Wir haben ausgemacht, dass ich es melde, falls es wieder vorkommt.«
»Aber es ist kein zweites Mal vorgekommen«, schloss Lily haarscharf. »Erinnern Sie sich noch daran, ob dem Anfall eine Form von Migräne vorausgegangen ist, vielleicht am Tag davor?«
»Hinterher hatte ich eine teuflische Migräne, Ma’am. Ich dachte, mir platzt der Schädel, aber ins Krankenhaus wollte ich nicht, das habe ich nicht gewagt, also habe ich es so durchgestanden und mir nur von meinem Partner ein bisschen helfen lassen. Der kennt sich aus mit diesem ganzen Hokuspokus, mit dem sie früher die Leute geheilt haben, und ich sage Ihnen, das hat tatsächlich gewirkt.«
Lily war sofort klar, dass es sich bei dem Partner, der sich mit »Hokuspokus« auskannte, um Nicolas handelte. Offenbar besaß er ein umfassendes Wissen über Heilpflanzen. Sie warf einen Blick auf den Mann, doch der sah so starr vor sich hin, als hätte er kein einziges Wort gehört.
»Und vorher?«
»Wir hatten ein paar Tage Training, und ich bin von Nicolas getrennt worden. Er ist ein Anker, und ich konnte den ganzen Mist nicht abblocken, der auf mich eingestürmt ist. Mein Gehirn hat sich angefühlt, als stünde es lichterloh im Flammen. In der Nacht habe ich angefangen zu kotzen, und ich konnte nichts mehr sehen. Daher habe ich um Medikamente gebeten.«
»Wer hat Sie von Ihrem Anker getrennt?«, fragte Lily.
»Befehl von oben«, sagte Sam. Er sah Nicolas an. »Von Captain Miller.«
Ryland schüttelte den Kopf. »Ich habe nie den Befehl gegeben, Anker von den Männern zu trennen, die ihnen zugeteilt waren. Das hätte den ganzen Einsatz gefährdet.« Seine Augen suchten Nicolas’ Blick. »Du dachtest, ich sei es gewesen.«
»Ich war nicht
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