Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
entdecken, dass sich sein Herzschlag beschleunigt hatte, und ihr Daumen rieb nervös über den Puls an seinem Handgelenk. Lily blinzelte. Ryland entzog ihr sein Handgelenk.
Plötzlich war er verschwunden, und sie stand zitternd allein im Dunkeln, auf der vierten Stufe über dem Treppenabsatz flach an die Wand gepresst. Nicht ein einziger Laut war zu hören. Lily suchte in ihrem Innern nach einem beruhigenden Bild, bis es ihr gelang, ihren Herzschlag wieder zu verlangsamen und ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Sie wartete und gab nicht dem Impuls nach, telepathisch mit Ryland in Verbindung zu treten. Wenn Cowlings in der Nähe war, würde er das plötzliche Anschwellen von Energien wahrnehmen.
Der Drang, sich von der Stelle zu bewegen, setzte akut und unerwartet ein. Ein Flüstern erklang in ihrem Kopf, doch sie konnte die Worte nicht wirklich verstehen. Lily hielt still und presste sich an die Wand, denn sie traute einer Verbindung nicht, die nicht so stark und intim war wie die, die Ryland immer zu ihr herstellte. Nicolas besaß sehr ausgeprägte telepathische Kräfte, und sie kannte ihn. Sie hatte das Gefühl, ihm wäre es gelungen, ihr eine klar verständliche Nachricht zukommen zu lassen. Sie wartete und blieb in ihr Samtcape gehüllt, angespannt und furchtsam, aber sie rührte sich nicht vom Fleck.
Es kam ihr vor wie eine Stunde. Die Zeit verging langsamer. Sie blieb nahezu stehen. Lily war die Stille verhasst, obgleich sie normalerweise eine Wohltat für sie darstellte. Dann waren raschelnde Bewegungen zu vernehmen, die sie eher fühlte als hörte. Ganz in ihrer Nähe streifte Stoff die Wand. Lily versuchte, sich kleiner zu machen. Sie hielt den Atem an und wartete. Sie starrte direkt in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Ganz allmählich begann sie, den verstohlenen Schatten auszumachen, der drohend aufragte und sich im Dunkeln an sie heranschlich.
Alles in ihr schrie, sie solle sofort loslaufen und wegrennen, aber sie zwang sich zur Ruhe. Sie vertraute ihm. Vertraute Ryland. Sie konnte ihn in ihrer Nähe fühlen. Er atmete mit ihr und für sie. Und er gab ihr die Kraft abzuwarten, bis die Bedrohung akut wurde.
Etwas Schweres fiel von oben herab, landete auf dem Rücken desjenigen, der sich an sie heranpirschte, schlang sich eng um seinen Hals und riss ihn um, sodass beide auf den Treppenabsatz fielen. Sie konnte das ekelerregende Geräusch hören, mit dem eine Faust auf Fleisch traf.
Geh jetzt! Die Stimme war klar und deutlich in Lilys Kopf zu vernehmen. Nicolas, nicht Ryland.
Sie zögerte nur einen Herzschlag lang und tat dann, was ihr befohlen worden war. Sie schlich sich an den beiden kämpfenden Männern vorbei, die brutal miteinander rangen. Als sie die Treppe erreicht hatte, sah sie sich noch einmal um. Die beiden Männer waren jetzt wieder auf den Füßen. Ein Schatten löste sich von dem anderen, kam auf sie zu und schien entschlossen zu sein, sie in die Finger zu bekommen.
Lily versuchte wegzurennen. Doch die Muskeln in ihrem lädierten Bein bekamen einen Krampf. Das Bein gab nach, und sie landete mitten auf der Treppe auf ihrem Hinterteil. Nur dieser Umstand rettete sie. Der Mann hätte mit voller Kraft ihren Rücken getroffen, wenn sie nicht hingefallen wäre. So wie die Dinge standen, trat er gegen ihre Schulter, als sein Körper über sie hinwegflog. Die Wucht war so groß, dass Lily fast die Treppe hinuntergerollt wäre. Der Mann landete etliche Stufen unter ihr, machte auf der Stelle kehrt und kam auf sie zugekrochen. Sie konnte seine Augen sehen, den triumphierenden Glanz. Seine Hände streckten sich aus, packten ihren Knöchel und zerrten daran.
Lily rutschte in dem Moment die Treppe hinunter, als Ryland hinter ihr aufragte, eine finstere, ernst zu nehmende Bedrohung. Sein Tritt traf mit großer Wucht auf den Kopf des Mannes. Cowlings fiel rückwärts die Treppe hinunter.
Ryland packte Lily, zerrte sie an sich und ließ seine Hände über ihren Körper gleiten, um sich zu vergewissern, dass sie keine Verletzungen davongetragen hatte. »Bist du verwundet? Hat er dir etwas angetan?«
Ihre Hand glitt über seine Brust, und sie zog sie klebrig und nass zurück. »Ryland?«
»Es ist nichts weiter, Lily, er hatte ein Messer in der Hand. Es ist nur ein Kratzer, sonst nichts. Kannst du laufen?«
»Ich weiß es nicht. So ist es nun mal, manchmal ist alles in Ordnung, und dann versagt mein Bein wieder vollständig, wenn die Muskeln überanstrengt sind.« Sie wollte
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