Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
das Kissen gedämpft. »Geh weg und lass mich schlafen. Das ist ja doch nur ein Vorwand, um meine Brüste anzuschauen.«
»Ich brauche keinen Vorwand, um deine Brüste anzuschauen«, hob er hervor. »Ich will den Schaden sehen.« Er packte schlicht und einfach den Saum ihrer Bluse und zog daran, bis sie nachgab und ihren Körper gerade weit genug hob, dass er ihr die Bluse über den Kopf ziehen konnte.
»Ich bin wirklich müde, Ryland. Geh mit der Kassette zu Arly, damit wir wissen, ob sie all die Mühe, die wir uns gemacht haben, überhaupt wert war. Lass mich eine Stunde schlafen. Dann können wir zu General Ranier gehen und sehen, ob er bereit ist, uns zu helfen.« Ihre Stimme wurde immer leiser, bis Ryland sicher war, dass sie jeden Moment einnicken würde.
Er zog die Decke über ihren Körper und legte sich neben sie, bis er sicher war, dass sie schlief. Dann nahm er Lilys schlaffe Hand und untersuchte im Licht der Morgensonne ihr geschwollenes Handgelenk. »Verdammt noch mal«, sagte er leise vor sich hin, während er den Kopf senkte, um die blauvioletten Ringe zu küssen und darüber nachzudenken, wie sich ihre Verletzungen heilen ließen. Er hielt ihre Hand an seine Brust, direkt über sein Herz, als würde sein Herz die Male entfernen, indem es für sie schlug.
Er war derart mit dem glühenden Wunsch beschäftigt, Lilys Schwellungen zu heilen, dass er sich ausschließlich auf sie konzentrierte und keine Störung nahen hörte oder fühlte. Kein Laut war zu vernehmen, doch etwas ließ ihn aufblicken, und als er das tat, stellte er fest, dass er eine ältere Frau anstarrte. Sie stand im Türrahmen, und auf ihrem Gesicht zeigte sich eine Mischung aus Schock und Furcht.
Ganz langsam und behutsam legte Ryland Lilys Hände auf die Bettdecke und richtete sich auf. »Sie müssen Rosa sein«, sagte er in seinem charmantesten Tonfall. »Ich bin Ryland Miller. Lily und ich sind …« Er suchte hastig nach einem Wort. Nach irgendeinem Wort. Er wollte nicht sagen »ein Liebespaar«, aber »Freunde« erschien ihm lächerlich, wenn er auf Lilys Bett saß und sie unter der Bettdecke nackt war. Die Frau brachte es fertig, dass er sich wie
ein Teenager vorkam, der sich ins Zimmer seiner Freundin geschlichen hat. Er hatte keine Ahnung, was er tun würde, wenn sie schreiend durch das Haus rannte.
»Ja, ich bin Rosa.« Sie sah ihn finster an. »Warum hat Arly mir nichts von Ihnen erzählt? Er muss doch wissen, dass Sie im Haus sind. Niemand kann ohne sein Wissen im Haus sein.«
»Nun ja, Ma’am.« Die Frau hatte ihn mit ihrem stählernen Blick aufgespießt, und Ryland – dem große, kräftige Männer keine Angst einjagen konnten – wand sich. »Das ist alles ziemlich kompliziert.«
»Danach sieht es mir gar nicht aus.« Rosa kam ins Zimmer gerauscht und schnalzte missbilligend mit der Zunge, als sie auf das Bett zuging. Sie entdeckte die blauvioletten Ringe, die sich um Lilys Handgelenke zogen, und kreischte vor Entsetzen. Rosa schlug sich tatsächlich vor die eigene Brust.
Ryland war so verblüfft, dass es ihm die Sprache verschlug. Die Frau nahm mit ihrem Wesen den ganzen Raum ein und schüchterte ihn ein wie noch nie jemand zuvor. Er konnte nicht voraussagen, ob sie in Ohnmacht fallen, schreien oder etwas packen und es ihm über den Schädel ziehen würde.
»Was ist meiner Kleinen zugestoßen?« Rosas Blick fiel auf die Handschellen, die achtlos auf dem Nachttisch abgelegt worden waren, und sie riss schockiert die Augen auf. Plötzlich herrschte Stille, tiefe Stille.
Ryland spürte, wie die Röte in ihm aufstieg. Sein Hemdkragen kam ihm plötzlich zu eng vor, und Schweißperlen begannen sich auf seiner Haut zu bilden.
Rosa beugte sich vor, um den Stein des Anstoßes an sich zu nehmen. Sie ließ die Handschellen vor Rylands Gesicht
baumeln. Dann brach ein gewaltiger Wortschwall aus ihr heraus, auf Spanisch. Die Tirade dauerte so lange, dass ihr die Luft ausging. Nur das allein war seine Rettung. Er hatte das Gefühl, sie hätte jedes Schimpfwort und jeden Fluch, den sie kannte, angebracht und einige weitere schlichtweg erfunden.
»Hören Sie, Ma’am, Sie dürfen das nicht falsch verstehen«, sagte er. »Ich habe ihr diese Handschellen nicht angelegt. Das hat ein anderer getan.«
»Hier ist noch ein anderer Mann?« Rosas Kopf drehte sich in alle Richtungen. Dann ging sie auf den Kleiderschrank zu und riss die Tür auf. »Ist das etwa eines dieser Dreiecksverhältnisse? Haben Sie das meinem kleinen Mädchen
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