Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
beobachteten, Ohren, die sie belauschten. »Ich trete seine Nachfolge unvorbereitet an.« Ihr Handgelenk war dort, wo sein Daumen es gestreichelt hatte, glühend heiß. Sie senkte die Stimme. »Hör auf, mich so anzusehen, das hilft uns auch nicht weiter.« Sie entfernte sich von dem Käfig und drehte
sich dann mit einer gewissen Entschlossenheit wieder zu ihm um.
Ryland beobachtete sie mit Interesse, als sie ihn kühl ansah. Einen Moment lang war sie durcheinander gewesen, aber sie hatte sich schnell wieder gefasst und sich in eine kühle, hochmütige Eisprinzessin verwandelt. Er hätte sie zu gern noch einmal aufgerüttelt. »Ich kann nichts für das, was ich empfinde, wenn ich in deiner Nähe bin.« Auch er hatte die Stimme gesenkt, und sie klang belegt, eine Aufforderung zu zügellosem Sex und wilden Spielen.
Lily blinzelte. Ihre Wangen röteten sich, doch sie sah ihm fest in die Augen. Sie war mutig, das musste er ihr lassen.
Sie trat vor die Gitterstäbe und packte sie mit ihren Fingern. »Hast du dir überhaupt die Mühe gemacht, dich zu fragen, warum wir so eng miteinander verbunden sind? Das ist nicht natürlich.«
Ryland musterte lange Zeit ihr Gesicht und legte seine Hände dann auf ihre. »Mir kommt es ganz natürlich vor.«
Seine Stimme brachte es irgendwie fertig, wie Fingerspitzen über ihre Haut zu streichen. In Lilys Magengrube regte sich etwas, und ihr Herz zerfloss auf eine seltsame Weise, gegen die sie machtlos war. »Niemand übt eine so starke physische Anziehungskraft auf einen anderen aus. Ohne eine Form von Intensivierung ist das undenkbar.«
»Woher willst du das wissen?«
Sie reckte ihr Kinn in die Luft, und in ihren glühenden Augen drückte sich eine Warnung aus. »Ist es dir etwa schon mal so gegangen? Empfindest du dieselbe Form von Verbundenheit bei jeder Frau, die einen Raum betritt, in dem du dich aufhältst?«
Der Blick ihrer Augen löste in ihm den Wunsch aus, sie
durch die Gitterstäbe zu ziehen. Der Drang, sie zu küssen, war so übermächtig, dass er sich zu ihr vorbeugte.
Lily zog sich alarmiert von ihm zurück. »Lass das!« Wieder warf sie einen Blick in Richtung Kamera. »Du weißt, dass es nicht echt ist. Zum Denken solltest du besser dein Gehirn benutzen, nicht andere Teile deiner Anatomie. Wir müssen alles in Erfahrung bringen, was hier vorgeht. Einzelne Teile des Puzzles genügen nicht.«
Lily hatte recht. Die Anziehungskraft ging weit über alles hinaus, was er jemals erlebt hatte. Sie grenzte schon an Besessenheit. Er war so steif, dass es schmerzte, und doch wusste er, wie unsinnig es war, aber das schien nichts zu ändern. Seit sie den Raum betreten hatte, war er ganz und gar von ihr in Anspruch genommen. »Wofür hältst du es?«
»Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden. Mein Vater hat sich an jenem letzten Tag eigenartig benommen, erinnerst du dich noch? Er hat mich gebeten herzukommen. Ich hatte zu tun, und ich habe zu ihm gesagt, ich müsste es auf einen anderen Nachmittag verschieben, aber er hat darauf bestanden, dass ich komme. Er hat es mir regelrecht befohlen.« Sie hob ihre Finger und bedeutete ihm, sie gehen zu lassen.
Sie hatten die Stimmen gesenkt, damit sie nicht belauscht werden konnten, und beide achteten sorgsam darauf, ihre Gesichter von den Kameras abgewandt zu halten, damit niemand ihre Worte von ihren Lippen ablesen konnte, doch ihre Körpersprache konnte sie ebenso leicht verraten. Ryland kam ihrer Aufforderung nur zögernd nach.
Lily trat einen Schritt zurück, um ihnen beiden zu erlauben, wieder frei zu atmen. Jeder Hautkontakt vertiefte die körperliche Anziehungskraft, und die Luft zwischen
ihnen schien mit einer solchen Elektrizität aufgeladen zu sein, dass die Funken sprühten. »Er hat mir nichts über euch erzählt und auch nicht gesagt, was sie mit euch tun. Ich habe diesen Raum betreten und dich gesehen und …«
Eine Zeit lang herrschte Schweigen, während sie einander ansahen. Sie fuhr sich mit einer Hand durch das Haar, eine der seltenen Gesten, die ihre Aufregung verrieten. Ihre Hand zitterte, und er wollte sie in seine Arme ziehen und sie trösten. Er verzehrte sich regelrecht danach. »Die Erde hat gebebt«, beendete er mit ruhiger Stimme ihren Satz. »Dieser Mistkerl, Lily, er hat beobachtet, was passiert, wenn wir zusammentreffen. Dieser verfluchte kaltblütige Wissenschaftler hat uns beobachtet wie zwei Insekten unter seinem Mikroskop.«
Sie schüttelte den Kopf, um es zu bestreiten, aber er konnte
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