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Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)

Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)

Titel: Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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die Bücher standen in schnurgeraden Reihen geordnet da. Sein Schreibtisch
stand in einem ganz bestimmten Winkel zum Fenster, und sein Stuhl war bis auf fünf Zentimeter an den Schreibtisch herangeschoben. Alles war ordentlich. Das war so typisch für ihren Vater. Lily stand auf, schlenderte durch das Zimmer und berührte seine Sachen. Seine geliebte Sammlung von Landkarten, die säuberlich dalagen, damit er sie jederzeit problemlos zur Hand hatte. Sein Atlas. Ihres Wissens hatte er ihn nie berührt, aber er nahm einen auffälligen Platz ein.
    Eine alte Sonnenuhr stand links neben dem Fenster. Ein großes altes Glasbarometer mit Quecksilbersäule stand auf einem Regal ganz in der Nähe der riesigen Standuhr mit dem schwingenden Pendel. Neben dem Barometer stand ein dickes Stundenglas, das in Bleispiralen eingehüllt war. Lily hob es hoch und drehte es um, weil sie beobachten wollte, wie die Sandkörner auf den Boden rieselten. Kein anderes unter seinen Besitztümern war ihm so lieb gewesen wie der große Globus auf dem Mahagonigestell. Oft hatte er die vollendete Kugel aus Quarzkristall und Perlmutt intensiv studiert, während er sich spätnachts mit ihr unterhalten hatte.
    Sie berührte die glatte Oberfläche und ließ ihre Finger über die auf Hochglanz polierten Perlmuttstellen gleiten. Eine Woge von Kummer spülte über sie hinweg. Sie ließ sich in den Sessel fallen, der dem Globus am nächsten stand, sank in sich zusammen und presste sich die Finger gegen die Schläfen.
    In der Stille des Büros erschien ihr das Ticken der alten Standuhr übermäßig laut. Das Geräusch hallte in ihrem Kopf wider und störte sie in ihrer Abgeschiedenheit. Sie seufzte, zog sich unruhig auf die Füße, schlenderte zu der Uhr hinüber und strich liebevoll mit den Fingerspitzen
über das Holz mit den kunstvollen Schnitzereien. Es war eine prachtvolle Uhr, mehr als zwei Meter hoch und einen guten halben Meter tief. Hinter dem facettierten Glas arbeitete der Mechanismus mit größter Präzision und schwang das gigantische goldene Pendel. Zu jeder vollen Stunde tauchte neben einer deutlich erkennbaren goldenen römischen Ziffer hinter Doppeltüren voller Sternschnuppen ein anderer Planet auf, herrlich funkelnde Edelsteine, die sich durch einen verdunkelten Himmel bewegten, ergänzt durch Monde, die sich drehten. Nur um zwölf Uhr mittags und um Mitternacht erschienen sämtliche Planeten gemeinsam zu einer spektakulären Darstellung des Sonnensystems. Um drei Uhr zeigte sich eine strahlend helle, kreisende Sonne. Und um neun Uhr konnte man sich am eigentümlichen Licht des Mondes ergötzen, das die gesamte Uhr in einen wundersamen Schimmer tauchte.
    Sie hatte diese Uhr schon immer geliebt, doch sie gehörte in ein anderes Zimmer, an einen Ort, an dem das laute Ticken einen nicht um den Verstand brachte, wenn man versuchte nachzudenken. Lily wandte sich von dem einzigartigen Meisterwerk ab und warf sich auf einen Stuhl. Sie streckte die Beine vor sich aus und starrte ihre Füße an, ohne sie zu sehen. Dort waren neun Planeten, die Sonne und der Mond und die Darstellung des Sonnensystems, aber während der Nacht zeigte sich der Mond nicht. Hinter seinem Doppeltürchen herrschte Leere. Um neun Uhr morgens kam er getreulich hervor, doch um neun Uhr abends weigerte er sich standhaft, zu seinem Auftritt zu erscheinen. Diese Unlogik im Auftauchen des Mondes hatte Lily schon immer ein wenig verärgert. All diese Präzision und dann ein solcher Makel. Sie hatte sich so sehr daran gestört, dass sie ihren Vater gebeten hatte, die Uhr reparieren
zu lassen. Alles andere erhielt er in einem perfekten Zustand, nur diese eine Standuhr nicht.
    Lily hob langsam den Kopf, und ihr Blick heftete sich auf die römische Ziffer Neun, die in Gold gestaltet war. Bilder schlichen sich in ihr Gehirn; das Muster zeichnete sich deutlich ab, und sie konnte es klar erkennen. Das war schon immer so gewesen. Sie nahm eine aufrechte Haltung ein und starrte die Standuhr an. Ein Adrenalinstoß durchzuckte sie und ließ akute Euphorie aufkommen. Aber auch akute Furcht.
    Lily wusste, dass sie den Weg in das geheime Labor ihres Vaters gefunden hatte. Sie schloss sorgfältig die Tür zum Büro ihres Vaters ab. Dann ging sie wieder zu der Uhr zurück, lief um sie herum und musterte sie aus jedem erdenklichen Blickwinkel. Behutsam öffnete Lily die Glastür. Mit größter Vorsicht drehte sie den Stundenzeiger neunmal im Kreis, bis er auf der goldenen römischen Ziffer Neun

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