Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
sein, Lily, aber was ändert das schon? Dein Vater hat Menschen gekannt, denen die meisten
von uns hoffentlich nie im Leben begegnen werden. Sein Verstand war ununterbrochen damit beschäftigt, wie sich die Welt verbessern lässt, und aufgrund dieser Denkweise ist es ihm gelungen, auf den Abschaum der menschlichen Gesellschaft zu stoßen. Er dachte, auf diese Weise fände er zu einem besseren Verständnis des menschlichen Verhaltens.«
»Mochtest du meinen Vater?«, fragte sie ihn ohne Umschweife.
Arly seufzte. »Lily, ich kenne deinen Vater schon seit vierzig Jahren.«
»Das weiß ich. Mochtest du ihn? Als Menschen? Als Mann? War er dein Freund?«
»Ich habe Peter respektiert. Ich hatte großen Respekt vor ihm, und ich habe ihn für seinen Verstand bewundert. Er hat einen großartigen Verstand besessen. Er war ein echtes Genie. Aber befreundet war er mit niemandem, außer vielleicht mit dir. Er hat nicht mit Menschen geredet, er hat sie als Resonanzboden benutzt, aber er hat sich nie die Mühe gemacht, jemanden kennenzulernen. Er hat Menschen dazu benutzt, seine eigenen Interessen zu verfolgen – und das nicht etwa, um sich zu bereichern, oh nein, das hatte er nicht nötig, er hatte bereits genug Geld für einen Kleinstaat, sondern ihm ging es um seine zahllosen Ideen. Ich bezweifle, dass er mir in all den Jahren, die ich ihn gekannt habe, jemals auch nur eine einzige persönliche Frage gestellt hat.«
Sie hob ihr Kinn in die Luft. »Wusstest du, dass er mich adoptiert hat?«
Arly zog seine schmalen Schultern hoch. »Da ich ihn nie mit einer Frau gesehen habe, dachte ich mir schon, dass er dich adoptiert haben muss, aber wir haben nie darüber gesprochen.
Wenn du nicht seine biologische Tochter warst, dann kannst du Gift darauf nehmen, dass er alles getan hat, um dich legal zu seiner Tochter zu machen. Das Einzige in seinem ganzen Leben, was er jemals geliebt hat, warst du, Lily.«
»Wusstest du, dass er hier auch noch andere Kinder hatte?«
Arly schien sich unbehaglich zu fühlen. »Das war vor vielen Jahren, Lily.«
»Und die Männer?« Es war ein Schuss ins Blaue, und sie achtete ganz genau auf seine Reaktionen.
Arly hob eine Hand. »Sowie es etwas mit dem Militär zu tun hat, höre und sehe ich nichts. So ist es nun mal, Lily.«
»Es ist wichtig, Arly. Sonst würde ich dich gar nicht danach fragen. Ich glaube, dieses Projekt, an dem er für Donovans gearbeitet hat, was auch immer es war, etwas für das Militär jedenfalls, ist außer Kontrolle geraten und jemand hat ihn umgebracht, um an Informationen zu kommen, die er ihm nicht aushändigen wollte. Ich bin aufgefordert worden, dieses Projekt zu übernehmen und die fehlenden Informationen zu beschaffen. Ich brauche sämtliche Teile, um das Puzzle zusammenzusetzen. Waren kürzlich Männer hier? Männer, mit denen er möglicherweise zusammengearbeitet hat?«
Arly stand auf und lief unruhig im Zimmer umher. »Was glaubst du wohl, warum ich mehr als dreißig Jahre meinen Job behalten habe und hier zu Hause war? Weil ich den Mund halten kann.«
»Arly«, sagte Lily leise, »mein Vater ist tot. Entweder deine Loyalität geht auf mich über, und du arbeitest für mich und gehörst zu meiner Familie und meinem Haushalt, oder nicht. Ich brauche diese Information, um am Leben
zu bleiben. Du wirst dich entscheiden müssen, auf welche Seite du dich schlägst.«
»Meine Loyalität galt dir, seit du mir das erste Mal unter die Augen gekommen bist«, sagte Arly steif.
»Dann hilf mir. Ich habe die Absicht herauszufinden, was hier vorgeht und wer meinen Vater ermordet hat.«
»Überlass das der Polizei, Lily. Irgendwann werden sie schon einen Hinweis finden.«
»Hat er Männer in dieses Haus mitgebracht? Männer vom Militär? Und haben sie sich über einen längeren Zeitraum hier aufgehalten?« Lilys Blick war fest auf ihren Sicherheitsexperten gerichtet und erlaubte ihm nicht, die Augen abzuwenden.
Arly holte tief Atem. »Ich war sicher, dass er drei Herren hierher mitgebracht hat, und ich weiß, dass sie nicht am selben Tag fortgegangen sind. Ich habe sie nie wieder gesehen, und ich habe sie auch nicht fortgehen sehen. Er hat sie nicht in sein Büro geführt, sondern in die Zimmer im zweiten Stock des Westflügels.«
»Stehst du in meinen Diensten oder in denen der Regierung der Vereinigten Staaten?«
»Verflucht noch mal, Lily, wie kannst du mich das fragen? «
»Ich frage es dich, Arly.« Lily nahm bewusst seine Hand und legte ihre Finger um sein
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