Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
Handgelenk. Nur ganz leicht, und doch fanden ihre Finger seine Lebensader und suchten nach seinen Gefühlen. Nach der Wahrheit in ihm.
Arly versuchte instinktiv, ihr seine Hand zu entziehen, aber ihre Finger schlossen sich fester um sein Handgelenk.
Sie nahm Kontakt zu Ryland auf. Kannst du sehen, was in ihm vorgeht?
Nein. Diese Fähigkeit besitze ich nicht, noch nicht einmal dann,
wenn du seine Empfindungen für mich intensivierst. Er müsste im selben Raum sein wie ich und mich berühren, oder ich müsste etwas berühren, was ihm gehört, um ihn so deutlich wahrnehmen zu können. Sieh dich vor, Lily, er wird merken, dass du dich untypisch verhältst.
»Ich arbeite nicht für die Regierung.« Arlys Stimme klang hitzig.
»Arbeitest du für die Donovans Corporation?«, verfolgte Lily das Thema weiter.
Daraufhin entriss ihr Arly seinen Arm und taumelte rückwärts. Fast wäre er gestolpert. »Was zum Teufel ist los mit dir? Gibst du mir etwa die Schuld daran? Vielleicht ist es ja meine Schuld, und vielleicht ist auch das Verschwinden deines Vaters meine Schuld. Ich habe ihn diese klapprige alte Kiste fahren lassen, in die er so vernarrt ist, obwohl ich wusste, dass genug Irre rumlaufen, denen er in die Finger fallen kann.«
Lily ließ ihren Kopf in ihre Hände sinken. »Es tut mir leid, Arly, es tut mir wirklich leid. Mein ganzes Leben ist in die Brüche gegangen. Ich gebe dir nicht die Schuld an Dads Tod. Niemand hätte ihn davon abhalten können, seinen Wagen zu fahren. Er war vernarrt in diese alte Karre. Er hat sich einfach nicht als reich oder berühmt gesehen, und ihm war auch nicht begreiflich zu machen, dass er an Dingen arbeitete, an denen andere Leute Anstoß nehmen könnten. Das weißt du doch selbst. Es war ebenso wenig deine Schuld wie meine. Aber jemand in diesem Haus gibt Informationen weiter, und wir müssen die undichte Stelle finden. Wir müssen dahinterkommen, wer es ist.«
Arly setzte sich auf den Fußboden und sah sie mit festem Blick an. »Ich bin es nicht, Lily. Für mich bist du meine Familie, meine einzige Angehörige. Außer dir habe ich
niemanden. Ohne dich stehe ich mutterseelenallein auf Erden da.«
»Weißt du, warum mein Vater mich hierher gebracht hat?«
»Ich stelle mir vor, dass er eine Erbin haben wollte.« Er machte eine weit ausholende Handbewegung. »All das musste er doch schließlich jemandem hinterlassen.«
Sie rang sich mühsam ein Lächeln ab. »Da hast du vermutlich recht.«
»Du siehst müde aus, Lily. Geh jetzt ins Bett. Ich habe den Einbruch angezeigt, und mit der Polizei werde ich allein fertig. Es ist nicht nötig, dass du selbst mit den Polizisten redest.«
»Arly, ich will den Ostflügel des Hauses ganz für mich allein haben. Das gilt für sämtliche Räume in jedem Stockwerk des Ostflügels. Ich will, dass der Flügel von außen bewacht wird, aber ich dulde in diesem Trakt keine einzige Kamera und keinen Bewegungsmelder im Hausinnern. Ich will dort vollkommen ungestört sein. Ich brauche einen Ort, an den ich mich zurückziehen kann und an dem mich kein Mensch stört, wenn ich hinter mir abgeschlossen habe. Und ich will nicht, dass es außer dir jemand weiß. Du wirst diese Arbeit selbst übernehmen.«
Er nickte bedächtig. »Wirst du wenigstens über meinen Vorschlag mit dem Leibwächter nachdenken?«
»Ich werde mir Gedanken darüber machen«, versprach sie ihm.
»Und trag den Sender mit dir herum. Ich habe mir die Mühe gemacht, ihn in deine Armbanduhr einzubauen, und du könntest sie wenigstens tragen, das ist das Mindeste, was du tun kannst.« Arly zögerte und holte dann tief Atem. »Es gibt einen unterirdischen Tunnel unter dem
Kellergeschoss. Er führt unter dem Anwesen durch und hat zwei separate Eingänge. Dein Vater hat die Tunnel benutzt, um Leute herzubringen, wenn er nicht wollte, dass sie von dir oder dem Personal gesehen wurden.«
»Das hätte ich mir denken können. Danke, Arly. Wirst du mir die unterirdischen Gänge zeigen?«
Er nickte widerstrebend. »Ich führe dich hin, sobald die Polizei hier war.«
6
RYLAND ERWARTETE SIE schon mit einem Glühen in seinen quecksilberfarbenen Augen. Sowie ihre Blicke sich trafen, stieg die Erinnerung an seinen Mund, der sich auf ihre Lippen presste, in ihr auf, um sie zu peinigen. Sie fühlte sich augenblicklich erhitzt und unbehaglich, ihr Körper wurde weich und nachgiebig. Ihr Atem stockte, und sie schmeckte ihn. Fühlte ihn. Sie fühlte ihn tief in sich, wie er sie ausfüllte und zu einem
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