Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
hier war die einzige Möglichkeit. Sie ist nicht zu Schaden gekommen. Sie wurde vielmehr wie eine Königin behandelt, seit sie dieses Haus betreten hat." Ich klemmte mir eine Haarsträhne hinters Ohr, die mir ins Gesicht gefallen war. „Du hättest sie mitnehmen müssen. Sie hätte Thorne retten können."
„Vielleicht, obwohl ich es bezweifle", entgegnete ich kopfschüttelnd. „Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Die Triade wurde bereits neu formiert." „Was? Wie?" Sadira sprang augenblicklich auf. Ich spürte die Hoffnung, die in ihr aufkeimte, und klammerte mich an diese Regung, um Jabaris Zorn standzuhalten. „Ich bin die Dritte", erklärte ich und schaute von Sadira zu Jabari. Ich war wirklich nicht scharf darauf, und wenn wir jemand anders finden konnten, trat ich den Posten mit dem größten Vergnügen wieder ab, aber danach sah es momentan nicht aus.
Jabari brach in ein schauriges Gelächter aus, von dem ich eine Gänsehaut bekam. „Wie kommst du denn darauf?"
Ich warf einen Blick in Danaus' Richtung, der an der Tür stand. Er schob sein Schwert gerade wieder in die Scheide auf seinem Rücken. Ich hatte nicht einmal gesehen, dass er es gezogen hatte. Er hielt mitten in der Bewegung inne, als er meinen Blick bemerkte, und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. „Ich habe mit einem Magier gesprochen", sagte ich und wendete mich Jabari wieder zu.
„Und was weiß der über die Triade?" „Offenbar eine ganze Menge. Auf jeden Fall weiß er mehr als ich. Er hat gesagt, dass die Triade bereits wieder neu formiert wurde." „Und er hat gesagt, dass du Tabors Platz einnimmst?" „Nicht explizit, aber so viele andere Vampire gibt es hier schließlich nicht. Er könnte Tristan gemeint haben, doch das glaube ich nicht - er ist ja noch grün hinter den Ohren."
Jabari sah mich unverwandt an und zeigte breit lächelnd seine blendend weißen Zähne. Ich musste unwillkürlich an Nerians böses, unheilvolles Grinsen denken. „Du Närrin!", sagte er glucksend. „Du glaubst eher einem Menschen als deinesgleichen!" „Ich versuche nur zu überleben, und in dieser Hinsicht warst du mir in letzter Zeit keine Hilfe."
„Mira, mein Kind, du kannst nicht die Dritte sein", sagte Sadira sanft. „Es ist unmöglich." „Warum? Weil wir blutsverwandt sind?" „Du hast dich gegen deine eigenen Leute gewendet", knurrte Jabari. „Keineswegs, aber ich sehe momentan auch keinen Grund, sie zu verteidigen. Warum kann ich nicht die Dritte sein?" „Du bist nicht stark genug." „Blödsinn! Ich bin stärker als Sadira und auch stärker, als Thorne gewesen ist. Warum nicht?" „Mira!"
Ich fuhr erschrocken herum. Danaus stand immer noch an der Tür, und ich trat ein Stück zur Seite, damit ich ihn ansehen konnte, ohne dabei dem Alten, dem ich nicht mehr vertraute, den Rücken zuzukehren. „Sie kommen!", rief der Jäger. Er hätte gar nichts sagen müssen, denn sein angespanntes, besorgtes Gesicht sprach Bände. Lähmende Stille breitete sich im Raum aus.
„Wie viele?", fragte ich schließlich. „Genug."
Meine Kehle war plötzlich wie zugeschürt, und ich bekam weiche Knie. Entweder waren sie so viele, dass man sie nicht zählen konnte, oder es war besser für mich, wenn ich es nicht genau wusste.
„Haben wir noch Zeit zu verschwinden?", fragte ich und überlegte, wie lange es wohl dauerte, das Haus zu räumen. „Nein, sie sind schon zu nah." „Wer?", fragte Jabari dazwischen. „Dann müssen wir uns ihnen eben hier stellen", sagte ich und überlegte fieberhaft, wie ich eine Situation in den Griff bekommen sollte, die zusehends außer Kontrolle geriet. „Sind deine Leute sicher?" „So sicher, wie es eben geht." Danaus zog eines seiner Schwerter, und seine Augen blitzten, als er es mir zuwarf.
„Wer kommt?", brüllte Jabari abermals.
Probehalber schwang ich das Schwert ein paarmal, um seine Eigenschaften zu testen, und ignorierte Jabari dabei mit Absicht. Das Schwert schien von höherer Qualität zu sein als das, das Danaus mir auf dem Friedhof in Assuan geliehen hatte. Vielleicht stammte es aus seiner privaten Sammlung und wurde nur zu besonderen Anlässen hervorgeholt. Ich Glückspilz!
Nach einer Weile sah ich Jabari endlich an. „Die Naturi", sagte ich lächelnd.
26
Die Naturi rückten an. Ich hielt mein Schwert mit eisernem Griff umklammert, schloss die Augen und ballte meinen Groll und meine Anspannung zu einem kleinen Knäuel in meiner Magengrube zusammen. Ich war lange genug davongelaufen.
Als ich
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