Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
dieser Hoffnungsschimmer in seinen Augen. Ryan war nicht einmal halb so alt wie Danaus, und um seine Lippen spielte ständig ein Lächeln, doch er schien alle Hoffnung verloren zu haben. Ich wusste nicht, was ein Mensch durchstehen musste, um Magier zu werden, aber war es tatsächlich schlimmer als das, was Danaus in seinem jahrhundertelangen Leben widerfahren war?
„Gibt es hier noch mehr Magie-Anwender?", fragte ich. „Ein paar, aber sie sind dem, was da auf uns zukommt, nicht gewachsen", entgegnete Ryan, als er unten angekommen war. „Lass sie die Tür und sämtliche Waffen, die du finden kannst, mit einem Zauber belegen", ordnete ich an. „Eisen ist schädlich für die Naturi. Man kann sie mit einer Kugel in Kopf oder Herz erledigen. Sonst muss man ihnen in der Regel den Kopf abschneiden oder das Herz herausreißen, um sie zu töten."
„Bei Vampiren ist es ähnlich", warf Danaus ein. „Bei Menschen auch", erwiderte ich und funkelte ihn wütend an. „Geh mit Ryan in den Keller und verriegelt die Tür hinter euch." „Ich bleibe hier oben", entgegnete Danaus, und ich sah ihn überrascht an. „Anscheinend bin ich hier nicht die Einzige mit einem Loyalitätsproblem", bemerkte ich mit einem flüchtigen Lächeln. „Du musst deine Leute beschützen." „Das kann ich am besten von hier oben. Ryan ist im Keller, falls wir versagen." Er hielt grinsend inne. „Abgesehen davon haben wir beide ja noch etwas miteinander zu klären."
Richtig, unser großer Showdown. Außenseiter gegen Außenseiter. Irgendwie hatte ich gar nicht mehr daran gedacht. Danaus konnte nicht zulassen, dass mich jemand anders tötete, bevor er seine Chance bekam.
„Wie du willst", entgegnete ich achselzuckend und sah Ryan an. „Tut mir leid", sagte ich zu ihm. „Ich wollte deine Leute nicht in Gefahr bringen." „Ich wusste um das Risiko, als ich zugestimmt habe. Jetzt verlange ich nur, dass du gewinnst." Damit drehte er sich um und ging auf die Kellertreppe zu, wobei er mit der Hand an der holzvertäfelten Wand entlangfuhr, um sich abstützen zu können, falls ihn plötzlich die Kraft verließ.
„Du hast dich übrigens getäuscht!", rief ich ihm hinterher. „Die Triade wurde noch nicht neu formiert. Ich kann nicht die Dritte sein." Ryan schaute über seine Schulter und sah erst Danaus durchdringend an, dann mich. Ich spürte keinerlei Macht im Raum. Er schien einfach nur zu überlegen und seine Feststellung noch einmal zu überdenken. „Doch, du hast alles, was dazu nötig ist", versicherte er mir nach einer Weile. Ich nickte, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich ihm tatsächlich glaubte. Aber wenn ich nicht die Dritte im Bunde war, dann musste Tristan sehr viel stärker sein, als ich vermutete. Es war lange her, seit ich zuletzt die Macht eines anderen Vampirs unterschätzt hatte. Es war ein Fehler, den man in der Regel nur einmal machte.
Als Ryan in den Keller verschwand, kamen meine beiden Schutzengel die Treppe herauf. Ich schloss die Augen und fluchte innerlich auf Italienisch vor mich hin. Irgendwie hatte ich ganz vergessen, dass sie auch noch da waren. Ich hätte sie direkt nach Hause schicken sollen, als wir in London eingetroffen waren.
„Wo willst du uns haben?", fragte Gabriel, der in jeder Hand eine Pistole hielt. „Unten im Keller!", herrschte ich ihn an und wies mit dem Schwert auf die Treppe. „Es ist unsere Aufgabe, dich zu beschützen, nicht diese Leute", erwiderte Gabriel und rührte sich nicht vom Fleck. „Es ist eure Aufgabe, meine Befehle zu befolgen, und ich befehle euch jetzt, wieder nach unten zu gehen!" „Nein", sagte Michael störrisch. „Ich komme hier oben allein klar. Ich hätte nicht sechshundert Jahre überlebt, wenn ich auf den Schutz von Menschen angewiesen wäre! Und jetzt verschwindet, bevor ich euch beide aussauge!"
„Wir ..." Bevor Gabriel weiter aufbegehren konnte, hörten wir Holz und Glas bersten. Allmählich sah ich, dass diese ganze Loyalitätsgeschichte auch ihre Nachteile hatte. Leider war nun nicht der richtige Zeitpunkt, um das Thema in aller Ausführlichkeit zu diskutieren. Unsere Gäste standen vor der Tür.
„Danaus!", rief ich, wendete mich dem Haupteingang zu, stellte mich breitbeinig hin und erwartete mit dem Schwert in der rechten Hand den Angriff. „Sie kommen von allen Seiten", entgegnete er und trat mit einer Waffe in jeder Hand an meine Seite. „Sechs sind an der Haustür, und ein Dutzend kommt durch die Fenster rein."
„In dem Zimmer, in dem Jabari ist,
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