Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
aufmachte, ließ ich den Tisch in Flammen aufgehen. Es durfte kein Beweis für ihre Existenz zurückbleiben. Wenn ich nach Hause kam, wollte ich auch das T-Shirt verbrennen, mit dem ich mir das Naturi-Blut abgewischt hatte. Die Dinge gerieten allmählich außer Kontrolle, und der Schlamassel nahm von meinem Revier seinen Ausgang - und dagegen musste ich etwas tun. Es wurde höchste Zeit, die Naturi ein für alle Mal unschädlich zu machen.
7
Das Dark Room war knapp zwei Kilometer in südlicher Richtung vom Docks entfernt; es lag im viktorianischen Viertel, wo die Häuser durch edle Buntglasfenster und aufwändiges Schnitzwerk bestachen. Es war der einzige Nachtclub in dieser Gegend und außerdem der einzige Nachtclub, der explizit für die anderen Rassen gedacht war, und das aus gutem Grund. Wenn die unterschiedlichen Rassen aufeinandertrafen, kam es häufig zu Zwischenfällen. Seit ich über Savannah herrschte, hatte ich bereits zwei andere Clubs wegen ständiger Kämpfe und zu Tode gekommener Menschen niedergebrannt. Inzwischen hatten wir gelernt, miteinander auszukommen, und wir hatten vernünftige Regelungen gefunden; zum Beispiel, dass Lykanthropen nur in der Vollmondwoche keinen Zutritt zum Club hatten und Menschen ihn nur in Begleitung von Nachtwandlern betreten durften.
Ich ging rasch zu Fuß zum Dark Room, wo ich Knox aufsuchen wollte. Unterwegs machte ich mehrere Anrufe mit dem Handy, um erste Vorbereitungen zu treffen. Als ich den Club erreichte, sah ich eine lange Warteschlange vor dem Eingang, die sich zum Großteil aus Menschen zusammensetzte. Zwei große, muskulöse Männer mit schwarzen T-Shirts standen an der Tür. Der eine war ein Werwolf, der andere ein Vampir, und sie hatten dafür Sorge zu tragen, dass beide Rassen fair behandelt und eingelassen wurden.
Als ich auf die beiden zuging, sah mich der Nachtwandler überrascht an, trat zur Seite und ließ mich passieren. „Mira", flüsterte er mir zu, „es ist alles friedlich, ich schwöre." Ich verkniff mir einen bissigen Kommentar und ging wortlos an ihm und den Wartenden vorbei, die prompt zu murren begannen. Ich war zwar genervt, aber ich hatte Verständnis für die Reaktion des Türstehers. Bei meinem letzten Besuch hatte ich zwei Nachtwandler beseitigen müssen, die gegen die Grundregeln des Clubs verstoßen hatten: Kein Blutabzapfen unmittelbar vor dem Lokal und keine Umwandlung von Menschen in und vor dem Gebäude.
Ich ging rasch durch den schmalen Korridor, in dem sich zwei Garderoben befanden, und blieb am Eingang zum Saal stehen. Das Dark Room war ein dekadenter Luxustempel. Kleine Wandleuchter sorgten mit rotem Licht für eine schummrige Beleuchtung. Entlang der Wände befanden sich geräumige Nischen, die teilweise hinter dicken Samtvorhängen verborgen waren, und auf der großen Tanzfläche in der Mitte wiegten und wanden sich die Leute zu der beinahe hypnotischen Musik. Im Gegensatz zum Docks mit seinen schnellen, harten Beats, die die Gäste regelrecht zur Raserei brachten, ging es im Dark Room um die langsame Verführung der Sinne. Das Docks war für Menschen, die vorgeben wollten, gefährliche Raubtiere zu sein, und das Dark Room war für Raubtiere, die nicht verbergen wollten, was sie waren.
Während ich mich umsah, suchte ich mithilfe meiner Kräfte nach Knox. Die kleine Bar auf der linken Seite war relativ leer, aber das war normal. Die Einzigen, die sie frequentierten, waren die Lykanthropen und die menschlichen Begleiter von Nachtwandlern. Das Lokal lebte nicht vom Alkoholkonsum der Besucher. Es handelte sich um einen exklusiven Club. Alle Nachtwandler und Lykanthropen, die ihn betraten, waren Mitglieder und entrichteten brav ihre Jahresbeiträge.
Und wenn sie Gäste mitbrachten, wurden zusätzliche Gebühren fällig. Der Besuch des Dark Room war ein Statussymbol, ein Zeichen dafür, dass man nicht nur anders war, sondern es auch zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatte. Und je mehr Gäste man mitbrachte, desto reicher war man.
Die Entrichtung der Beiträge gewährleistete allerdings nicht, dass man zu jeder beliebigen Zeit eingelassen wurde. Wenn das Lokal die zulässige Besucherzahl erreicht hatte - die relativ niedrig war, weil man Konflikte vermeiden wollte -, kam man nicht mehr hinein. Und wenn mich jemand verärgert hatte, bekam er bis auf weiteres Hausverbot.
Ich stand noch nicht lange am Eingang, als ein großer, schlanker Nachtwandler aus einer der dunklen Nischen trat und mich anstarrte. Da ich meinen
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