Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
Leuten, nur Hexen, Magier und medial Veranlagte waren problematisch.
Doch in diesem Moment war mir eigentlich alles egal. Das Blut eines Naturi klebte an meinem Körper, und ich hatte nicht damit gerechnet, so etwas noch einmal zu erleben. Abgesehen von ein paar Dutzend Naturi, die sich im Verborgenen hielten, war diese Rasse schließlich von der Erde verbannt worden.
Unwillkürlich fragte ich mich, wie viele Naturi wohl irgendwo in der Nähe lauern mochten, mitten in meinem Revier. Versteckte sich vielleicht dort hinten einer in der Dunkelheit und wartete auf eine Gelegenheit zum Angriff? Oder, schlimmer noch, verfolgte mich vielleicht einer bis nach Hause, wo er mich dann tagsüber pfählen würde? Und wer war dieser Rowe, den Nerian erwähnt hatte? War er derjenige, der danach trachtete, die lang verloren geglaubte Königin der Naturi zu befreien? Zu viele Fragen .. auf die es keine einfachen Antworten gab.
Aber die Marschrichtung war klar. Ich musste herausfinden, wer dieser Rowe war, und ihn davon abhalten, weitere Opferungen durchzuführen. Und das konnte nur gelingen, wenn ich die Triade ausfindig machte - oder zumindest das, was noch von ihr übrig war.
6
Mein Plan für die restliche Nacht war simpel. Ich wollte nach Hause, duschen und dann auf die Jagd gehen. Natürlich konnte ich auch zuerst jagen und dann duschen. Ich war flexibel. Doch daraus wurde nichts.
Ein paar Blocks weiter nahm ich plötzlich den beißenden Geruch von Rauch wahr, dazu eine ungeheure Welle der Angst. Es musste sich um etwas Schlimmeres handeln als um einen gewöhnlichen Hausbrand in den frühen Morgenstunden, der friedlich Schlafende das Leben kostete. Irgendetwas Schreckliches hatte die Menschen in Aufregung versetzt. Ich legte das letzte Stück bis zu dem Feuer im Laufschritt zurück und sah drei knallrote Feuerwehrautos vor dem Docks stehen. Die Feuerwehrleute hatten ihre Wasserschläuche auf den Eingang gerichtet, aus dem hohe Flammen schlugen.
Die Menschen, die hinter den Fahrzeugen im Rauch standen, waren blutüberströmt und von Ruß bedeckt. Einige Frauen weinten hysterisch, während manche Männer auf und ab schritten und sich in hilfloser Wut die Haare rauften. Andere wiederum standen regungslos im Schockzustand da und starrten mit weit aufgerissenen Augen ins Leere.
Dies war mehr als nur ein Brand, der durch eine achtlos weggeworfene Zigarette verursacht worden war. Als ich in das Bewusstsein von einigen dieser bis ins Mark erschütterten Menschen vordrang, fand ich heraus, dass mehrere Leute ermordet worden waren. Jemand war über die abgebrühten Vergnügungssüchtigen hergefallen und hatte wahllos Menschen getötet, bevor er den Club in Brand gesteckt hatte.
Ich konzentrierte mich auf das Feuer, schloss die Augen und begann, es zu löschen. Nach ein paar Minuten waren auch die letzten züngelnden Flammen verschwunden, was den erfahrenen Feuerwehrleuten etwas merkwürdig vorkommen musste, doch hinterfragen wollte den unerwarteten Erfolg niemand. Ich hatte das Feuer gelöscht, damit es nicht noch mehr Beweise vernichtete, und nun musste ich so schnell wie möglich in den Club, um herauszufinden, was dort geschehen war.
Ich nahm einen Mann zur Seite und brachte ihn dazu, mir sein T-Shirt zu geben. Ohne den Blick von dem rauchgeschwärzten Gebäude abzuwenden, zog er es sich über den Kopf und drückte es mir in die Hand. Ich wischte mir rasch das Naturi-Blut vom Körper und hielt nach bekannten Gesichtern Ausschau. Am Rand der Menge sah ich Jonathan mit seinen Freunden stehen.
Seine schwarzen Strümpfe waren zerrissen und sein Faltenrock und die weiße Bluse voller schwarzer und roter Flecken. Er hatte seine blonde Perücke verloren, und seine Wangen waren überströmt von Tränen und Mascaraschlieren. Er hätte eine attraktive Frau abgegeben, wäre er nicht wie ein Footballspieler gebaut gewesen.
Mit dem zusammengeknüllten T-Shirt in der Hand ging ich auf Jonathan zu, der das Docks seit Jahren besuchte und sämtliche Stammgäste kannte. Seine Freunde traten zwar zur Seite, als ich näher kam, doch sie musterten mich nur kurz, bevor sie wieder mit verlorenem Blick zu dem Gebäude schauten.
„Hey, Little John", sagte ich, als er aufsah. „Was ist passiert?" „Au Mann!", seufzte er und rieb sich das linke Auge. „Die wollten uns alle umbringen!" In Anbetracht seines gewaltigen Brustkorbs war seine Stimme überraschend sanft, doch es sprach eine große Verzweiflung aus ihr. „Wer? Wer hat das getan?" „Ich
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