Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
und sich gegen die nächste Attacke von Jabari zu wappnen. In meinem Kopf ging es drunter und drüber, während ich zu begreifen versuchte, warum er so problemlos aufstehen konnte. Außer Nachtwandlern kannte ich keine Wesen, die einen derartigen Schlag so leicht wegsteckten. Selbst ein Lykanthrop wäre nur mühsam wieder auf die Beine gekommen.
Etwas Ähnliches ging wohl auch Jabari durch den Kopf, denn plötzlich lag so viel Macht in der Luft, dass sie körperlich spürbar wurde und mich regelrecht zu erdrücken drohte. Ungeachtet seines potenziellen Nutzens war der Jäger soeben von einer Wanze, die zerquetscht gehörte, zu einer Gefahr, die eliminiert werden musste, aufgestiegen. Ich wollte den Tod des Jägers genauso sehr wie jeder andere Nachtwandler, aber zuerst mussten wir ihm noch ein paar Informationen entlocken.
Jabari ging erneut auf Danaus los, aber Danaus konnte ihm trotz seiner erschreckenden Schnelligkeit ausweichen, sodass ihn der Schlag nur streifte. Dennoch taumelte er mit dem Messer in der Hand einen Schritt nach hinten und musste mit einem Knie auf den Boden.
Ich ballte die Hände zu Fäusten. Was zum Teufel war hier los? Danaus machte gar keinen Gebrauch von seinem Messer. Er verteidigte sich nur, ohne Jabari zu attackieren. Ich wusste nicht, ob Jabari es auch bemerkt hatte oder ob es ihm egal war. Danaus hatte begriffen, dass wir Informationen von dem Alten brauchten, und deshalb legte er es nicht darauf an, ihn zu töten. Aber wenn es so weiterging, blieb ihm nichts anderes übrig als anzugreifen, und dann würde einer von beiden sterben.
Während Danaus noch auf dem Boden kniete und Jabari wütend anfunkelte, stellte ich mich schützend vor ihn. Jabari kochte vor Wut, und ich wusste, dass ich nur wenige Sekunden hatte, um ihn zur Vernunft zu bringen. „Jabari, ich habe dich nicht verraten!", sagte ich und bemühte mich nicht länger, meine Angst zu verbergen. Meine Hände zitterten unkontrollierbar, und ich hatte ziemlich weiche Knie. „Das mit Nerian war ein Fehler, und wenn du mich dafür töten willst, finde ich mich mit meinem Schicksal ab, aber Danaus herzubringen war kein Verrat. Wir befinden uns in einer verzweifelten Lage, das musst du doch verstehen! Die Naturi drohen uns anzugreifen. Wenn das Siegel gebrochen ist, werden sie nicht nur die Menschen vernichten, sondern auch alle Nachtwandler!"
„Halt mir keine Vorträge!" Jabari zog die Oberlippe hoch, und ich hatte alle Mühe, meinen Blick von seinen langen Eckzähnen loszureißen. Er würde mir die Kehle herausreißen, wenn ich mir nicht schnell etwas einfallen ließ. „Danaus ist ein Jäger, und trotzdem hat er mich aufgesucht, um mit mir gemeinsam einen Weg zu finden, den Naturi Einhalt zu gebieten. Ich weiß nicht mehr viel von jener Nacht, und ich will mich auch gar nicht erinnern. Ich bin in der Hoffnung hergekommen, dich zu finden, weil du die Triade neu formieren musst. Nur so können wir die Naturi stoppen!"
Danaus hatte sich inzwischen erhoben, und ich sah aus den Augenwinkeln, dass er hinter mir hervorkommen wollte, um auf Jabari loszugehen. Er war offensichtlich nicht der Typ, der sich gern beschützen ließ, aber wenn er so weitermachte, würde er tot sein, bevor ich weitere Informationen aus ihm herausbekommen konnte. Ich trat rasch einen Schritt zur Seite, sodass ich direkt vor ihm stand, und hielt ihn an den Handgelenken fest. Er spannte zwar seine Muskeln an, ließ mich aber gewähren, als ich seine rechte Hand, in der er das Messer hielt, um meine Taille legte. Dann nahm ich seinen linken Arm vor meine Brust und legte seine Hand auf meine rechte Schulter. Wenn Jabari Danaus töten wollte, musste er zuerst mich erledigen.
Ich war nicht ganz sicher, ob er sich dadurch abschrecken ließ, aber ich hoffte zumindest, auf diese Weise ein paar Sekunden zu gewinnen. Sämtliche Muskeln in meinem Körper zogen sich krampfartig zusammen, als sich Danaus' Hand um meine Schulter schloss und ich vollständig von seinen Kräften eingehüllt wurde. Eingekeilt zwischen Jabaris erdrückenden Kräften und Danaus' starken Energien war mir, als umklammere eine eiserne Hand meine Seele. Mir entfuhr ein schriller Schrei, und ich wehrte mich dagegen, in den Machtströmen unterzugehen. Es dauerte einen Moment, bis ich mich herausgekämpft hatte und wieder einen klaren Kopf bekam.
Jabari starrte mich mit zusammengekniffenen Lippen an. Sein Zorn war zwar noch nicht verraucht, doch ihn schien irgendetwas zu verwirren. Er trat einen
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