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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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ein.
    „Danke für deinen Optimismus", knurrte ich und öffnete ein Auge, um ihm einen Blick zuzuwerfen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich mich in Jabari irrte und dafür einen grauenhaften Preis bezahlte. „Was ist mit ihm?", fragte der Jäger und deutete mit dem Kopf auf Nicolai. „Er war nicht das Opfer." „Vielleicht doch, weil der Plan in letzter Minute geändert wurde", mutmaßte ich. „Opfer?", mischte sich Nicolai endlich ein. „Wovon zur Hölle redet ihr?" „Hast du gewusst, dass sie dich den Harpyien ausliefern wollten?", fragte ich und ließ die Augen wieder zufallen.
    Nicolais Erregung hatte nun wiederum seine Kräfte erweckt und sie gegen meine Haut anstürmen lassen. Sie wirkten nicht so lindernd wie die von Danaus, und ich ertappte mich bei dem Versuch, mich enger an den Jäger zu schmiegen. „Harpyien?" Nicolais Stimme machte einen Sprung aus ihrer üblichen tiefen, rauen Lage. „Die waren also mit uns im Saal? Nein, davon habe ich nicht das Geringste gewusst." „Warum es ihm sagen, wenn er deshalb womöglich noch vor ihrer Ankunft einen Kampf angezettelt hätte?", fragte mich Danaus. „Die Naturi waren sicher nicht an beschädigter Ware interessiert."
    Ich unterdrückte ein Kichern, indem ich mir auf die Unterlippe biss. Das war eine kalte, herzlose Art, es auszudrücken, aber vermutlich auch die treffendste. „Ich glaube, Jabari hatte recht mit dem, was er gesagt hat. Nicolai war nicht Teil ihrer ursprünglichen Abmachung. Vielleicht wurde später beschlossen, dass er als eine Art Kaution für jeden Schaden dienen sollte, der der weiblichen Naturi in der Obhut des Konvents zustoßen könnte. Vielleicht war er auch ein Geschenk. Ich weiß es nicht. Letztendlich zählte nur, dass wir aufgetaucht sind und Nicolai einfach mitgenommen haben. Das hat gezeigt, dass der Konvent uns nicht aufhalten konnte. Die Naturi haben jetzt noch mehr Grund, uns zu fürchten. Nicolai war nur ein Bauer in diesem Spiel." „Danke", grummelte der Wolf.
    „Sieh's mal so", entgegnete ich und wandte mich ihm zu. „Wenn du in den Plänen des Konvents wirklich eine zentrale Rolle gespielt hättest, hätte ich dich da nie rausholen können. Und mach dir keine Sorgen. Sobald dieser Naturi-Aufstand niedergeschlagen ist, wird Jabari bei der nächstbesten Gelegenheit deinen Kopf fordern."
    Das war die hässliche, ungeschminkte Wahrheit. Bestenfalls verlängerte ich Nicolais Leben um ein paar Tage. Wenn er ein gutes Versteck fand, konnte ich ihm vielleicht sogar einige Monate Luft verschaffen. Aber wir wussten beide, dass Jabari uns zu guter Letzt doch aufspüren würde.
    Als ich den Kopf wieder auf Danaus' Brust legte, wurde ich plötzlich vom Geruch seines Blutes überwältigt. Es war nicht nur der Duft, den es verströmte, während es unter seiner Haut pulsierte, es war überdies dort, wo die Harpyien ihm die Schultern mit den Klauen zerfetzt hatten, auf seiner Haut getrocknet und in sein Hemd gesickert. Ich biss die Zähne zusammen, als seine Wärme und sein Blut mich bestürmten und reizten. Die Bestie in meiner Brust regte sich und drängte meine Seele in die dunklen Winkel meines Körpers zurück, während sie um die Oberhand kämpfte. Der Blutdurst wuchs in mir, bis er beinahe jeden anderen Gedanken auslöschte. Mein Kopf fiel in den Nacken, und meine Lippen öffneten sich, sodass ich einen Luftzug an der Zunge spürte. Erst da wurde mir klar, dass ich den Kampf um meine Selbstbeherrschung verlor.
    Ich stieß Danaus heftig vor die Brust und rollte mich aus seinen starken Armen. Mit einem Krachen, das mir durch Mark und Bein ging, schlug ich auf den Boden. Es half, den Kopf wieder klar zu kriegen. Ins Gras neben dem Gehweg geduckt, der zum Konvent führte, grub ich die Finger in die Erde und kniff die Augen zu. Ich würde Danaus nicht beißen. Ich würde mich nicht an ihm kräftigen, und wenn er das letzte Wesen auf dieser Erde wäre. Reichte es nicht, dass er und Jabari mich unter Kontrolle hatten? Ich würde mich nicht auch noch von meinem Hunger kontrollieren lassen.
    „Rührt mich nicht an", kreischte ich, als ich die beiden Männer näher kommen hörte. „Gebt mir - gebt mir einfach ein paar Sekunden." Mit zusammengekniffenen Augen rollte ich meinen wunden, protestierenden Körper zu einem festeren Ball zusammen. „Geht schon mal zum Boot. Ich komme in einer Minute nach." „Ich lasse dich hier nicht allein", antwortete Danaus bestimmt. „Das ist zu gefährlich." „Was ist denn?", fragte Nicolai.

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