Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
vergeben."
Ich wollte ihm sagen, dass er sich seine Vergebung sonst wohin stecken konnte, hielt es aber für klüger, Macaire nicht zu reizen, da wir uns doch gerade so gut verstanden. Ich beschloss, die Bemerkung großzügig zu ignorieren und lieber voranzukommen. „Ganz egal, was in letzter Zeit passiert ist, ich weiß, dass es mindestens einen Ältesten gibt, der meinen Aufstieg in den Konvent nicht unterstützen würde", gab ich vorsichtig zu bedenken, und war gespannt auf seine Meinung dazu. „Und nach Gwens Ableben habe ich es geschafft, noch eine von ihnen gegen mich aufzubringen. Selbst du hast gestern Nacht meinen Tod gefordert."
Macaire seufzte dramatisch und wiegte sanft den Kopf, während er in sich hineinschmunzelte. „Du kannst aber auch wirklich gut mit Menschen umgehen", murmelte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ich habe letzte Nacht vorschnell gehandelt. Die Entwicklung mit Nicolai kam unerwartet. Elizabeth ist nicht gut auf dich zu sprechen, aber immerhin hast du Gwen ja gewarnt. Sie musste für sich selbst einstehen. Das ist auch Elizabeth klar."
„Und Jabari?", fragte Danaus, während er an meine Seite trat. Er legte mir die Hand auf die Schulter, aber in meinen Gedanken konnte ich ihn nicht spüren. Plötzlich hatte ich sein neu erwachtes Interesse satt. Konnte er wirklich wollen, dass ich dem Konvent beitrat? Ich hätte am liebsten den Kopf geschüttelt, um den Gedanken zu vertreiben. Danaus wollte mich ausschließlich gepfählt und enthauptet sehen, und doch nistete sich dieser neue Gedanke ein wie ein Wurm in einem Apfel.
„Nein, Jabari hat es auf Miras Kopf abgesehen, sobald die Tür geschlossen ist", sagte Macaire traurig, als er den Knöchel erneut auf das andere Knie legte. „Ich kann ihn nicht besiegen." Der Satz klang völlig unaufgeregt. Es war eine einfache Tatsache, die mir bekannt gewesen war, seit ich zur Nachtwandlerin geworden war. Solange Jabari mich kontrollieren konnte, war es mir unmöglich, ihn zu vernichten. Und selbst ohne diese Fähigkeit war Jabari einfach ausgesprochen alt und mächtig. Ich wusste nicht einmal, ob ihn überhaupt irgendjemand besiegen konnte.
„Ich glaube, du unterschätzt deine Macht." Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber Macaire hob die Hand und erstickte die Worte in meiner Kehle. „Wenn auch nur die Hälfte von dem wahr ist, was Ms Brooks mir berichtet hat, glaube ich, dass du mit etwas Unterstützung durch den Jäger leicht triumphieren könntest." „Aber dann hätte ich es nicht allein geschafft." „Niemand sonst würde es erfahren." Die Worte kamen als Flüstern über seine schmalen Lippen, während erneut ein Grinsen auf seinem Gesicht erschien. „Niemand außer dir", korrigierte ich. Hübsch eingefädelt. Er hatte einen Weg gefunden, nicht nur unseren Regenten loszuwerden, sondern auch noch Jabari. Ich würde mich nicht von ihm benutzen lassen.
„Ich spiele nicht die Marionette für dich." „Wie ist das möglich? Ich bin mir sicher, dass du mittlerweile darauf gekommen bist, dass ich dich nicht so benutzen kann, wie Jabari es getan hat", sagte Macaire mit einiger Bitterkeit. „Ich werde es nicht tun." „Treu bis ans Ende", schnaubte er, wobei sich sein Mund verzog und ich seine Eckzähne aufblitzen sah. „Und das nach allem, was er dir angetan hat. Selbst jetzt, da er dir nach dem Leben trachtet."
„Wenn ich Jabari besiege, dann nur aus eigener Kraft. Außerdem will ich gar keinen Platz im Konvent." Ich wollte mit dieser Gruppierung nicht das Geringste zu tun haben. Ich wollte nur noch nach Hause und sie alle vergessen. Wenn es mir allerdings gelingen sollte, Jabari zu töten, nachdem wir die Naturi besiegt hatten, dann bedeutete das natürlich, dass zwei Plätze im Konvent frei wären und unser Regent in großer Gefahr. Dann wäre es allzu leicht für Macaire, den Thron zu erobern und seinen eigenen Konvent zu bilden.
„Wenn du es so willst", sagte er sanft. Er erhob sich aus seinem Stuhl und sprang wieder hinab auf die Erde. Ich kehrte ihm den Rücken zu und machte einen Schritt von Danaus weg, als ich den Blick über den Platz schweifen ließ. Licht in den Geschäften und Häusern warf ein Durcheinander von goldenen Rechtecken auf den Platz. Ich konnte spüren, wie die Menschen hinter diesen Mauern ihren Geschäften nachgingen, Abendessen zubereiteten und sich mit ihren Lieben unterhielten. Wenige Meter entfernt stand ihr Leben auf dem Spiel, und entschieden wurde darüber von Wesen, von
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