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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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die Situation beurteilte.
    „Du musst diesen Jäger zur Vernunft bringen, Mira", sagte Macaire, ungeachtet der Tatsache, dass Danaus direkt hinter mir stand. Offensichtlich hatte er wieder meine Gedanken belauscht. Mir war nach Lachen zumute. Danaus ließ sich von niemandem kontrollieren, am allerwenigsten von mir. „Ich tue, was ich kann. Danaus tut, was ihm beliebt", warnte ich ihn. „Wir dürfen uns keine Fehler erlauben." „Ich weiß", flüsterte ich, aber als ich den Blick hob, merkte ich, dass er verschwunden war. Bastard. Ich hasste es, wenn Älteste so was machten.
    Als ich mich langsam in Bewegung setzte, um den Platz zu verlassen, hielt ich inne und warf einen Blick zurück auf die Bühne, wo die fünf Stühle über dem großen Steinplatz thronten. Jabari hielt den Konvent im Gleichgewicht und schützte den Frieden. Wenn ich ihn tötete, würde niemand mehr Macaire aufhalten können, außer vielleicht Elizabeth. Leider wusste ich gar nichts über sie. Für mich war sie immer wie Tabor gewesen, eine stille Teilhaberin, die von Zeit zu Zeit etwas Unterhaltung gern hatte, sich aber größtenteils im Hintergrund hielt. Glaubte sie wirklich, dass diese Taktik funktionieren würde, oder fürchtete sie nur, dass sie vernichtet werden würde wie Tabor?
    Ich wünschte, ich hätte mich ein paar Minuten mit ihr unterhalten können, um herauszufinden, ob sie zu unserem Regenten oder zu Macaire hielt. Aber nach meinen Doktorspielen mit Gwen stellte ich mir dieses Gespräch nicht besonders produktiv vor. Ich befürchtete außerdem, dass sie nicht offen sprechen würde, aus Angst, dass Macaire sie hören könnte. Nachdem ich gestern Nacht beobachtet hatte, wie schnell Jabari bereit gewesen war, die Abmachung mit den Naturi ins Wanken zu bringen, war ich mir sicher, dass er ebenfalls nicht gerade begeistert von dem Plan war. Das würde auch erklären, warum Jabari andauernd im Verborgenen blieb. So konnten weder Macaire noch die Naturi ihn aufspüren.
    Mit einem leisen Seufzen verschränkte ich die Arme vor der Brust. Was blieb mir jetzt noch übrig? Mich von Jabari umbringen lassen, wenn ich meinen Zweck endlich erfüllt hatte, um das Machtgleichgewicht im Konvent zu erhalten? Nicht gerade meine erste Wahl. Wenn ich Jabari tötete, musste ich dann einen Konventssitz annehmen und den Rest meiner Existenz damit zubringen, Machtkämpfe mit Macaire auszufechten, bis er mich endlich umbringen ließ? Sollte ich versuchen, unseren Regenten zu warnen? Abgesehen davon, dass er gerade versuchte, uns alle zu vernichten, war er allemal besser als Macaire. Aber natürlich konnte die ganze Geschichte auch gelogen sein.
    Dazu kam noch, dass ich unserem Regenten noch nie begegnet war. Ich wusste nicht, wo er war oder wie ich mit ihm in Verbindung treten konnte, wenn ich ihn warnen wollte. Ganz davon abgesehen, dass es gar nicht sicher war, ob er eine so alberne Geschichte überhaupt glauben würde. Wie mir mehr als einmal bedeutet worden war, war ich unter meinesgleichen nicht gerade die Beliebteste.
    Aber all das war zweitrangig angesichts des größeren, dringenderen Problems: Was sollte ich tun, wenn ich auf Kreta eintraf? Der Befehl, Rowe zu töten, bereitete mir keine großen Kopfschmerzen. Ich konnte keinen Sinn darin erkennen, ihn am Leben zu lassen, da er mich doch entweder benutzen oder töten wollte. Aber wenn ich ihnen gestattete, das Opferritual zu beenden, würde ihnen das auch ermöglichen, das Tor zu einem späteren Zeitpunkt zu öffnen. Wenn beim Öffnen des Tores irgendetwas schiefgehen würde, konnten alle Naturi zusammen mit Aurora wieder in diese Welt zurückgerannt kommen. Ziemlich üble Sache.
    Andererseits würden die Naturi ihr Versprechen, unseren Regenten zu töten, nicht einhalten, wenn das Tor nie geöffnet werden würde und Aurora nie getötet wurde. Vielleicht wollte ich nicht gerade seinen Tod, aber ich wollte auf keinen Fall, dass er uns in einen Krieg mit allen anderen Völkern stürzte, nur weil die verhindern wollten, dass das Große Erwachen vor dem geplanten Zeitpunkt durchgeführt wurde. Noch eine ziemlich üble Sache.
    Anscheinend blieben mir nur zwei Möglichkeiten: Krieg mit den Naturi oder Krieg mit den Wesen, die ich einst als Freunde bezeichnet hatte.
    Während ich mit einem schweigenden Danaus im Schlepptau und heillos chaotischen Gedanken zum Hotel zurücktrottete, wurde mir klar, dass ich meinen ursprünglichen Plan vermisste. Es war so sein guter, solider Plan gewesen.
    1. Nerian

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