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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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töten.
    2. Jabari oder einen anderen Ältesten finden.
    3. Diesem Ältesten vom Plan der Naturi berichten.
    4. Nach Hause fahren. Oh, und Danaus töten.
    Aber selbst das hatte sich unterwegs irgendwie geändert. Zur Hölle mit irgendwelchen Plänen! In weniger als vierundzwanzig Stunden würde ich, umzingelt von Naturi, inmitten der Überreste des Ortes stehen, der einmal mein Zuhause gewesen war. Ich bezweifelte, dass ein weiterer meiner brillanten Pläne mir irgendwie helfen würde. Mochten die Schicksalsgöttinnen mir vergeben, aber als Erstes musste ich dringend mit Jabari sprechen.

20
    Meine Haut kribbelte. Ich trat auf den Asphalt der Landebahn des Nikos-Kazantzakis-Flughafens in Heraklion, und mein Magen hüpfte und schlingerte mit mir. Mit zusammengebissenen Zähnen blieb ich am Fuß der Treppe aus meinen Jet stehen und schlang mir die Arme um den Leib, als könnte ich mich so vor den Erinnerungen schützen, die in meinem Hinterkopf zu neuem Leben erweckt zu werden schienen.
    Ich hatte vielleicht nie in dieser Stadt gelebt - meine Familie hatte in einem kleinen Haus südlich von Chania gewohnt, einer Hafenstadt im Westen von Heraklion -, aber ich war zu Hause. Kaum hatte ich eine knappe Minute auf der Landebahn gestanden, da spielten schon die vertrauten Gerüche mit meinem Verstand. Der Wind frischte von Süden her auf und überquerte die ganze Insel, bevor er bei mir ankam. Die warme Brise war durch das Tal und über die Bergkette geweht, die die Insel in zwei Teile teilte, und trug den würzigen Duft von Salbei, kretischen Bienenkörben und dunklen kretischen Ebenbäumen mit sich, die sich unten in Siteia an die Klippen klammerten. Darunter mischte sich die berauschende Note von Oliven und am Spieß geröstetem Lamm. Großer Gott, ich war zu Hause.
    Seit ich als junge Frau von Kreta weggegangen war, hatte ich nie zurückgeblickt, nie wieder einen Fuß auf den Strand gesetzt. Meine Mutter war gestorben, als ich zwölf war, und nach meiner Abreise aufs Festland war mein Vater allein in Chania zurückgeblieben. Als ich unter dem griechischen Sternenhimmel lag, hatte ich mich mehr als einmal verflucht, weil ich meinen Vater verlassen hatte, und mir gewünscht, ich hätte die Kraft und den Mut gehabt, ihn davon zu überzeugen, mit mir zu kommen. Ich hätte verlangen sollen, dass er Kreta den Rücken kehrte und zu mir aufs Festland kam. Die Insel hatte uns beiden nichts mehr zu bieten. Aber er kehrte zurück. Er ging zum selben Haus zurück, in dem ich geboren worden war und in dem er bereits selbst zur Welt gekommen war, weil es der einzige Ort war; an dem er sich je zu Hause gefühlt hatte. „Mira?"
    „Es geht mir gut", fuhr ich Danaus an, bevor ich auch nur darüber nachdachte, was ich da sagte. Ich richtete mich auf, rückte die Tasche auf meiner linken Schulter zurecht und entfernte mich ein paar Schritte vom Jet, sodass er den Rest der Stufen hinuntersteigen konnte. Sein Sack mit den Klamotten und Waffen hing ihm über der rechten Schulter. Von seiner üblichen Bewaffnung war nichts zu sehen, aber ich war mir sicher, dass er jederzeit etwas Tödliches zur Hand hatte.
    Während des kurzen Fluges hatten wir besprochen, wie sich die Lage am Flughafen bei unserer Landung entwickeln konnte. Die Naturi würden davon ausgehen, dass wir am Palast von Knossos auftauchten, nachdem ich sie nur wenige Nächte zuvor in Stonehenge gestört hatte. Wir würden weiterhin all ihre Manöver behindern, bis sie irgendwann aufgaben oder alle tot waren. Ich war nicht in der Stimmung, mir auszumalen, was von beidem als Erstes passieren würde.
    Die Nacht war erstaunlich still. Ich war davon ausgegangen, dass sie uns noch in dem Moment angreifen würden, in dem wir aus dem Flugzeug stiegen. Nach dem Flug waren wir unbeweglich und etwas desorientiert, während wir uns Mühe gaben, uns in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Jetzt wäre eine ausgezeichnete Gelegenheit für sie gewesen.
    Natürlich war der beste Augenblick zum Angriff bei Sonnenaufgang, und ich musste mir immer noch einen guten Plan für diesen Fall zurechtlegen. Ein Teil von mir wünschte, ich könnte einfach wieder ins Flugzeug steigen und aufs Festland fliegen, wo ich die Tagesstunden in Frieden verbringen konnte. Ich wollte hier nicht schlafen. Ob es Geschichten über mich auf Kreta gab? Alte Volksmärchen über ein Dämonenkind, das mit Haar von der Farbe des Höllenfeuers geboren worden war? Brachte man den Kindern hier bei, mich zu fürchten wie andere

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