Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
denen sie nicht einmal wussten, dass es sie gab.
„Bist du bereit abzureisen?", fragte Macaire und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf das dringendste Problem. „Ein Jet ist um Mitternacht startklar. Wohin fliegen wir?", fragte ich und schluckte ein wenig von der Angst und der Wut hinunter, die immer noch in meinem Kopf tobten. Aus diesem Grund war ich nach Venedig geholt worden. Nicht so sehr zu meinem Schutz, sondern damit ich begriff, was auf dem Spiel stand. Für Macaire war ich herbestellt worden, um eine letzte Mission für den Konvent auszuführen. Wenn die Zeit reif war, erwartete er von mir, dass ich Aurora tötete wie irgendeine dahergelaufene, ungezogene Nachtwandlerin, die in einem verschlafenen Städtchen Amok lief, das die Welt schon halb vergessen hatte.
Jabari schien allerdings etwas anderes von mir zu wollen. Er hatte mich einzig und allein deshalb hierhergebracht, um mich mit der Nase auf den Pakt zu stoßen, und wollte den Naturi Angst vor mir einjagen. Aber ich hatte keine Ahnung, was er letztendlich im Schilde führte. Konnte Jabari angesichts von Macaires grausiger Schilderung wirklich wollen, dass ich diesen Pakt zerschlug, der doch zwei Kriege verhindern konnte?
„Kreta", beantwortete Macaire meine Frage. Gelächter stieg in mir auf, während ich den Kopf schüttelte. Oh, ja, es konnte immer noch schlimmer kommen. Ich war nicht mehr auf Kreta gewesen, seit ich als junge Frau von dieser verfluchten Insel geflohen war, in der Hoffnung, dem Mob zu entkommen, der nach meinem Kopf trachtete. Über sechshundert Jahre waren vergangen, seit ich einen Fuß auf diese Erde gesetzt hatte, und ich verspürte keinerlei Verlangen, ihm einen erneuten Besuch abzustatten - und den Geistern, die dort auf mich warteten.
Danaus trat näher. Er fasste mich nicht an, aber ich spürte den warmen Hauch seiner Kraft auf meinen nackten Armen. Es fühlte sich an wie eine beruhigende Umarmung. „Und was genau willst du, dass ich dort erreiche?", bellte ich, als ich meine Gefühle wieder unter Kontrolle hatte. „Lass die Naturi das Opferritual durchführen", antwortete Macaire. „Das Siegel muss gebrochen werden, wenn es ihnen möglich sein soll, das Tor zu öffnen."
„Warum schickst du mich dann überhaupt?", wollte ich wissen und trat einen Schritt auf ihn zu. Seine eigenwillige Logik fing langsam an, mich verrückt zu machen. „Warum überhaupt jemanden dorthin schicken? Wenn wir uns den Naturi noch einmal stellen, ist die Gefahr ziemlich groß, dass wir dabei draufgehen." Ein grimmiges Lächeln zierte seine Lippen, als er sich vor mir aufbaute, keineswegs beeindruckt von mir oder meinem Ruf. „Weil du Rowe für mich töten musst. Er ist ihr Anführer. Er hat die Chance, uns aufzuhalten, wenn wir Aurora angreifen. Er hat auch die Chance, die Naturi zusammenzuhalten. Die übrigen Naturi werden sich ohne einen starken Anführer wie Aurora oder Rowe wahrscheinlich in alle Winde zerstreuen und aussterben."
„Wissen deine neuen Geschäftspartner von diesem Teil des Plans?", fragte ich zuckersüß. „Nein, aber wir haben ihnen klargemacht, dass im Laufe dieses Feldzuges wahrscheinlich viele sterben müssen." Ich nickte und trat einen Schritt zurück, bis meine Schulter gegen Danaus' Brust stieß. Wirklich hübsch eingefädelt. Es fiel mir schwer zu glauben, dass der Konvent einem Vorgehen zustimmen würde, das es den Naturi erlaubte, einfach abzuziehen und in Frieden weiterzuleben. Die Hoffnung bestand darin, dass es letztendlich ihre gesamte Rasse zerstören würde, wenn wir die Angehörigen ihres Adels beseitigten.
„Werden Jabari und Sadira auf Kreta zu uns stoßen?" „Nein." „Wird sonst noch irgendjemand mitgeschickt?" „Einige andere wurden herbeigerufen und vorausgeschickt. Sie treffen heute Abend ein. Sie haben Anweisung, sich vom Ritualplatz fernzuhalten und sich zu verstecken, bis du sie mit dem Angriffsplan kontaktierst. Denk dran, du kannst nichts unternehmen, bis sie das Opferritual durchgeführt haben", erklärte er.
Stirnrunzelnd starrte ich in die Dunkelheit. Ich wusste immer noch nicht, was ich tun sollte. Nicht dass ich in dieser Angelegenheit viel zu sagen gehabt hätte. Ich war nur die Waffe. Zwar fand ich auch, dass wir alle ohne Aurora besser dran wären, aber es war auch ein großes Risiko zuzulassen, dass das Tor geöffnet wurde. Der einzige andere Unsicherheitsfaktor in der Katastrophe, die hier heraufzog, war Danaus, und ich konnte nicht mal ansatzweise einschätzen, wie er
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